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Solium Infernum

League of Geeks

Fahrt zur Hölle!

Das Kultspiel „Solium Infernum“ ist rundumerneuert immer noch ein meisterhaftes Stück Gemeinheitsdesign. Ein Spiel wie kein anderes.

Von Rainer Sigl

Achtung, hier gehen Freundschaften zu Bruch, hier werden Kumpel zu Verrätern und beste FreundInnen fallen sich in den Rücken. Warum? Weil es um was geht, und zwar konkret darum, wer in der Hölle der neue Chef wird.

Das Videospiel „Solium Infernum“ ist sowas wie ein digitales Brettspiel für bis zu sechs Personen, in dem man sich rundenweise das Leben schwer macht. Als Höllenfürst will jeder Mitspieler am Ende der Gewinner sein, die Wege ans Ziel sind dabei ziemlich verschlungen. Ich kann ganz klassisch mit meinen Armeen möglichst viel Gebiet besetzen oder alle Widersacher ausschalten, aber auch mit Diplomatie, Täuschung und Verrat ans Ziel kommen. Sicher ist nur eins: Einfach ist ein Sieg hier nicht.

Die Hölle, das sind (nicht nur) die anderen

Das Setting ist mehr als nur Oberfläche, denn „Solium Infernum“ selbst ist für seine SpielerInnen gewissermaßen eine kleine, ganz persönliche Hölle aus Ehrgeiz, Paranoia und Komplikation. Hier führt kein gerader Weg ans Ziel, stattdessen zwingt die vor allem anfangs eng beschränkte Auswahl an Aktionen pro Runde zu qualvollen Entscheidungen.

Und, wer hätte das gedacht: Die Hölle ist voll mit Bürokratie und Politik. Ich kann nicht einfach draufloskämpfen, sondern muss meinen Feinden formell den Krieg erklären, dafür brauche ich einen Grund, und den muss ich zuerst herbeikonstruieren. Die Möglichkeiten, meine Feinde zu piesacken, steigen mit der wachsenden Geschichte an Beleidigungen, Rachefeldzügen und Vendettas, die uns verbinden; die einzige Währung, die zählt, ist Prestige.

„Solium Infernum“, entwickelt und vertrieben von League of Geeks, ist für Windows erschienen.

Dabei türmen sich absichtsvoll Regeln über Regeln: Neue Truppen oder mächtige Artefakte muss ich ersteigern, alle möglichen Höllenbeamten können bestochen werden und dann gibt’s da auch noch fiese Rituale, mit denen Schätze und ganze Armeen gestohlen oder vernichtet werden können. „Solium Infernum“ ist gewissermaßen ein hyperkomplexes Mensch-ärgere-dich-nicht für schadenfrohe Sadisten, das so manche Freundschaft auf die Probe stellt.

Solium Infernum

League of Geeks

Ein Meisterwerk an Gemeinheitsdesign

Das die längste Zeit nicht mehr erhältliche oder auch nur spielbare Original stammt aus dem Jahr 2009, die jetzige Rundumerneuerung durch begeisterte Liebhaber des Originals hat „Solium Infernum“ gutgetan. Grafik und UI wurden modernisiert, und es gibt endlich einen vernünftigen Einzelspielermodus, in dem ich gegen den Computer ein bisschen üben kann - der Hauptreiz ist allerdings eindeutig immer noch das Spiel gegen echte Menschen. Die Partien werden entweder in einer Art Blitzschach-Modus gespielt, in dem es ein Zeitlimit pro Zug gibt, oder aber viel bedächtiger und asynchron, das heißt, dass jeder Höllenfürst pro Tag einen Zug einreicht.

Besonders in diesem Modus läuft „Solium Infernum“ zur Hochform auf. Immerhin können sich dann die zum Sieg unerlässlichen Bündnisse, Intrigen und der unweigerlich erfolgende Verrat gebührend entfalten; hinter den Kulissen per Email oder aber direkt im Chatsystem des Spiels. Das höllische Regelwerk ist immerhin einzig und allein darauf designt, seinen SpielerInnen eine maximal große Wahl an Strategien zur Gemeinheit zu ermöglichen. Dafür gibt es auch vermeintlich schwächeren Dämonenfürsten fiese Werkzeuge in die Hand, um auch noch im allerletzten Moment das Blatt zu wenden.

Eine gelungene Partie „Solium Infernum“ mit echten Menschen zählt zu den intensivsten Mehrspieler-Erfahrungen, die man machen kann. Aber Achtung: Die Tage und Wochen, die der Kampf um diesen Thron dauern kann, sind die Hölle.

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