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Die Füße von zwei Buben, einer mit Skateboard, der andere mit einem Fußball.

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Mit Akzent

Wie ein Ball einen Streit auslöste

Zwei Polizisten müssen auf einem Spielplatz einen Fall lösen. Es geht dabei um Tomislav, Igor, ihre Mütter und um einen vergessenen und wiedergefundenen Ball.

Von Todor Ovtcharov

Im Park in der Nähe von meiner Wohnung gibt es einen Spielplatz. Einen wunderschönen Spielplatz mit Rutschen, Schaukeln und allerlei unterschiedlichen Späßen. Der Spielplatz ist wundervoll laut. Die Kinder schreien, streiten und lachen, und ihre Eltern schreien ihnen nach.

In dieses idyllische Bild passte die Polizei gar nicht. Zwei arme Polizisten mussten einen Fall lösen, den König Salomon nicht lösen könnte. Nein, sie müssten kein Kind zerschneiden - sondern einen Ball.

Zur Vorgeschichte: Eine Mutter kauft ihrem Sohn einen Ball. Und damit er seinen Ball unter allen anderen Bälle erkennen konnte, schreibt sie darauf mit einem lila Stift „Tomislav“. Tomislav ist rothaarig wie Ron Weasley.

Eines Tages vergisst er den Ball auf dem Spielplatz. Die Eltern von Tomislav und er fahren in den Urlaub und der Ball bleibt dort.

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Am Abend kann man am Spielplatz vergessene Eimer, Schäufelchen, kleine Bagger, einbeinige Puppen, Rubik’s Cubes, Skateboards und manchmal sogar ganze Fahrräder finden. Igor findet den Ball. Igor ist blond und rotwangig. Er spielt damit den ganzen Tag und will ihn nach Hause mitnehmen, doch seine Mutter erlaubt es ihm nicht, denn auf dem Ball steht schon „Tomislav“. Doch am nächsten Tag findet er den Ball und spielt wieder den ganzen Tag damit. Igor gewöhnt sich so an den Ball, dass seine Mutter „Tomislav“ durchstreicht und mit einem blauen Stift „Igor“ darüber schreibt.

Das wäre kein Problem, wenn nicht nach einem Monat Tomislav zurückgekommen wäre. Von der ganzen Spielplatzpracht bemerkt er nur seinen Ball, mit dem Igor gerade spielt. Igor war aber sicher, dass der Ball jetzt nur ihm gehört. Es kommt zu einem Riesenstreit, in den die Mütter der beiden involviert sind. Es kommt zu wüsten Beschimpfungen und Beschuldigungen des Diebstahls. Beide Mütter haben ihre Unterstützer am Spielplatz. Auf Beschimpfungen folgen Flüche auf die jeweils andere Nationalität. Der nächste Schritt wäre wohl eine Schlägerei gewesen. Gut, dass sich immer ein Wiener findet, der die Polizei ruft.

Die Polizisten standen in der Mitte der streitende Menge. Der eine hielt den Ball in seinen Händen und der andere versuchte zu verstehen, was alle Mütter am Spielplatz zu erzählen hatten. Man hörte Serbisch, Russisch, Slowenisch, Polnisch, Tschechisch, Italienisch und Portugiesisch. Der erste Polizist wachte über den Ball, während der zweite schwitzend der Wahrheit nachzugehen versuchte.

Der Konflikt löste sich auf einmal von selbst. Es wurde Mittag und die Kinder und die Mütter gingen essen. Die Polizisten blieben alleine am menschenleeren Spielplatz. Langsam legten sie den Ball auf den Boden. Man sah deutlich die Spuren vom blauen und vom lila Stift. Am Spielplatz lagen mindestens noch drei Bälle, alle drei nicht schlechter als der umstrittene.

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