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Aktien Internetkonzerne

Yahoo Finance / Public Domain

Erich Moechel

Düsterer Ausblick für die großen Internetkonzerne 2019

Facebook ist drauf und dran, seinen Börsenwert binnen sechs Monaten zu halbieren, auch die übrigen der „Großen Fünf“ verloren mehr als ein Viertel ihres Werts. In der Branche gehen ungute Erinnerungen an die letzten Tage des Jahrs 2000 um.

Von Erich Moechel

Der erneute Kursrutsch an den US-Börsen am Freitag hat besonders im Technologiesektor große Nervosität ausgelöst. Wieder waren die führenden Internetkonzerne weit stärker betroffen als der Rest des Markts, die Kurse von Microsoft und Google fielen unter psychologisch wichtige Marken, Facebook war wieder im freien Fall. Unter den Börsianern gehen Erinnerungen an die letzten Tage des Jahres 2000 um, ihre Prognosen werden wie damals im Wochenrhythmus nach unten revidiert.

Das Platzen der Dot.com-Blase hatte Ende 2000 den Start-Ups auch gestandene Technologiefirmen wie IBM, Cisco oder Microsoft schwer erwischt und das Wachstum im gesamten Sektor für Jahre lahmgelegt. Vier Börsentage vor 2019 lässt sich schon sagen, dass die enormen Wachstumsraten der „Großen Fünf“ mit dem Jahr 2018 zu Ende sind. An der Wallstreet geht die Angst vor einem Crash rund um die Jahreswende um.

Satya Nadella

Microsoft

Satia Nadella, der CEO von Microsoft, könnte trotz des allgemeinen Absturzes am Ende wieder erster mit seiner Firma sein. Warum, ist weiter unten nachzulesen.

Die Titanendämmerung im Internet hatte sich Ende November bereits recht klar abgezeichnet. Bei jeder negativen Nachricht einer Internetfirma verfielen seitdem auch die Kurse der übrigen Großen Fünf

Der Niedergang der „Großen Fünf“

Der Kurs von Microsoft lag am Freitag erstmals wieder unter 100 Dollar, Google fiel unter die Tausendermarke, mit 6,33 bzw. 5,71 Prozent Minus verzeichneten Facebook und Amazon die größten Tagesverluste der „Großen Fünf“. Seit dem Sommer haben Alphabet (Google), Amazon, Apple, Facebook und Microsoft zusammen bereits eine Billion Dollar (sic!) an Firmenwert eingebüßt. Facebook hatte mit einem Quartalsbericht, der erstmals die Erwartungen verfehlte, Ende Juli binnen eines Tags 120 Milliarden Dollar an Börsenwert verloren. Der Niedergang der „Großen Fünf“ war damit eingeläutet, denn großartiges neues Wachstum ist für keinen der Konzerne in nächster Zeit in Sicht.

Bei Facebook bröckeln die Nutzerzahlen vor allem im Westen nicht erst seit heuer, vor allem jüngere Benutzer laufen von der Facebook-Plattform scharenweise weg bzw. sie machen erst gar kein Konto auf. Dass viele davon bei WhatsApp oder Instagram landen, nützt deren Eigentümer Facebook derzeit ebenfalls wenig. Whatsapp beginnt erst 2019 mit dem Anzeigenverkauf, bei Instagram rechneten die Analysten von eMarketer mit einem Umsatz von sieben Miliarden Dollar für 2018. Diese Prognose stammt allerdings schon vom April, also noch vor dem Einsetzen der Titanendämmerung im Netz.

Internetfirmen

Statista.com / public domain

Dieses Ranking von Statista.com stammt von Mitte Mai, also noch vor Beginn der großen Kurskorrekturen. Sicher ist nur, dass es zum Jahresende ziemlich anders aussehen wird.

Offene Rechnungen bei Facebook und Google

Das erste Menetekel war der Absturz der Facebook-Aktie nach Bekanntgabe der Quartalsergebnisse Ende Juli

Die Einreichung der ersten Klage einer US-Behörde gegen den Facebook-Konzern hatte am Mittwoch bereits einen Kursabsturz von sieben Prozent ausgelöst. Die Anklage der Generalanwaltschaft in Washington DC ist allerdings nur eine von vielen Klagen, die gegen Facebook wegen der illegalen Datenweitergaben an Cambridge Analytica laufen oder gerade vorbereitet werden. Dazu kommt ein ebensolanger Rattenschwanz an Klagen wegen illegaler Weitergabe von Nutzerdaten an fünf Dutzend anderer Konzerne. Ebenfalls noch offen ist die Rechnung für das jüngste Sicherheitsloch, mehr als fünfzig Millionen Konten wurden kompromittiert. Einige dieser Klagen werden in den nächsten beiden Jahren milliadenschwere Strafen nach sich ziehen.

Google wiederum war im Juli bereits mit einer EU-Kartellstrafe über 4,3 Milliarden Euro konfrontiert und zwar wegen Missbrauchs seiner Marktmacht in puncto Android-Betriebssystem. Seitdem sind auch die Konsumentenschutzverbände aus sieben EU-Staaten hinter Google her, wegen Nötigung der Android-Benutzer mit allen Tricks, dem Tracking ihrer Bewegungen zuzustimmen, auch wenn die Benutzer diese Funktion bewusst abgeschaltet hatten. Zu dem lange geplanten Wiedereinstieg des Konzerns in den chinesischen Markt wird es angesichts des eskalierenden Handelskriegs mit den USA nun nicht mehr kommen.

Internetfirmen

Yahoo Finance / public domain

Der Kurs der Facebook Aktie über ein Jahr bis zum Börsenschluss am Freitag. Die sechs Abwärtsbewegungen seit dem Sommer korrelieren direkt mit den schlechten Nachrichten, die Mark Zuckerbergs Konzern am laufenden Band produziert.

Den Publikumskonzernen gehen die Benutzer aus

Was von vielen Analysten weniger einberechnet wird, ist der demographische Faktor, der alle diese Firmen trifft. Eine Wachstumsquelle, die seit 2000 immer kräftiger gesprudelt hat, nämlich der Zustrom völlig neuer User, die gerade erst ins Netz gekommen sind, wird immer schwächer. Mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung ist nun bereits im Internet, weit hintendran sind nur noch die ärmsten Regionen Afrikas und Asiens.

Auch von dort sind also in nächster Zeit kaum Umsätze für die „Großen Fünf“ zu erwarten. Microsoft aber auch Amazon sind da noch deutlich besser aufgestellt, beide sind neben dem Publikumsgeschäft auch führende Cloud-Anbieter für die Industrie bis weit hinein in den Staatsbereich. Bei Microsoft kommt noch das „Muss-Geschäft“ mit den Windows-Betriebssystemen als tragendes Element dazu. Beide sollten also die kommenden Entwicklungen noch am besten überstehen.

Parallelen zur Jahreswende 2000

Die Meldungen der ORF-FutureZone vom Dot.com-Sterben rund um die Jahreswende auf 2001 widerspiegeln das damalige Klima

Und da rechnen nun schon viele Analysten mit einem weiteren Absturz, denn die Parallen zur Jahreswende 2000 sind kaum zu übersehen. Damals waren es erst ein paar Start-Ups, die weitaus zu hoch bewertet und nach überhasteten Börsengängen wenig später krachend abgestürzt waren. Das Start-Up-Sterben hatte im Frühjahr 2000 bei den absurdesten Geldverbrennern der „New Economy“ in den USA begonnen und hatte sich aber dann schnell intensiviert. Als die Branche langsam schon wieder auf eine Erholung hoffte, läutete der Jahreswechel auf 2001 einen langen Abschwung ein.

Die großen IT-Konzerne gingen ebenfalls in die Knie, weil ihre Businesspläne- und -prognosen viel zu stark am erwartenden Dot.com-Wachstum ausgerichtet gewesen waren. Diesmal betrifft der Abschwung allerdings keine Dot.coms, denn die Blase konstituieren hauptsächlich die „Großen Fünf“ der USA, die bis zum Herbst maßlos überbewertet waren. Facebook ist drauf und dran, den Allzeithöchstand der Aktie vom Juli zu halbieren, Apple hat ein Drittel an Wert verloren, Amazon und Google haben ein Viertel eingebüßt.

Düsterer Ausblick auf 2019

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Am wenigstens ist bis jetzt Microsoft betroffen und liegt im Ranking momentan vorne. Es kann daher durchaus sein, dass Satia Nadella im Jänner wieder der CEO des weltweit führenden Konzernes ist. Ebenso wahrscheinlich ist, dass erstmals auch ein chinesischer Konzern, nämlich TenCent oder Ali Baba unter den „Großen Fünf“ auftauchen wird.

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