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Ratten, Ritter, Schwarzer Tod in „A Plague Tale: Innocence“

Der Überraschungshit „A Plague Tale: Innocence“ ist ein düsteres, emotionales Videospiel über Geschwisterliebe in Zeiten der Pest - nicht besonders originell, aber packend inszeniert.

Von Rainer Sigl

Leere Bauernhäuser, in den Feldern verrotten tote Schweine und Kühe, überall brennende Leichenberge und Ratten, Millionen von Ratten. Das Frankreich um die Mitte des 14. Jahrhunderts ist ein düsterer und ungemütlicher Ort. Zum einen ist da der Hundertjährige Krieg gegen den Nachbarn England, zum anderen die Pest, die für noch mehr Tod, Angst und Schrecken sorgt.

Und dann sind da noch die brutalen Soldaten der Inquisition, die es aus einem mysteriösen Grund auf unsere Helden abgesehen haben. Im Videospiel „A Plague Tale: Innocence“ hat man als jugendliche Adelige Amicia aber nicht nur ums eigene Leben zu kämpfen, sondern trägt auch noch die Verantwortung für den kleinen Bruder Hugo. Der ist fünf und wird von dunklen Mächten verfolgt, die zu Beginn des Spiels die Eltern der beiden töten und so eine wilde Flucht durch ein beinahe apokalyptisches Mittelalter anstoßen.

Schleichen, Puzzlen, Cutscenes schauen

Der direkte Kampf, so stellt sich schnell heraus, ist unmöglich. Zum einen jener gegen die übermächtigen, gepanzerten Ritter und Soldaten, zum anderen gegen wahre Flutwellen von pestverseuchten Ratten, die nachts aus allen Ritzen strömen, alles fressen, was sie erwischen und sich nur durch Licht verscheuchen lassen.

Spielerisch bedeutet das, dass wir mit wackeligen Stealth-Mechaniken die beiden Kinder vorsichtig von Versteck zu Versteck leiten und die Bösewichte umgehen und ablenken. Wenn eine direkte Konfrontation unausweichlich ist, kann Amicia unvorsichtige Wachen mit ihrer Schleuder ausschalten; das geht allerdings nur, wenn diese keinen Helm aufhaben. Alchemistische Gadgets sorgen dafür, dass die Heldin trotzdem eine Chance hat. Die Ratten hingegen müssen wir durch cleveres Ausnutzen von Fackeln und Ködern in Schach halten - in komplexer werdenden Umgebungsrätseln mit Licht und ratternden Mechanismen.

Auf ihrer streng linearen Flucht, die hauptsächlich in Dialogen und Cutscenes erzählt wird, enträtseln die beiden ein Familiengeheimnis und verbünden sich mit anderen Kindern. Die spannende, oft auch ein wenig rührselige Geschichte führt die beiden Geschwister durch eine brutale, düstere Welt, die in Sachen Dramatik und Inszenierung mit anderen Apokalypsen durchaus mithalten kann.

Plague Tale

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History-Horror mit viel Atmosphäre

„A Plague Tale: Innocence“ ist ein kleiner Überraschungshit dieses Frühlings: Das Spiel eines französischen Indie-Studios erinnert als packend inszeniertes Einzelspieler-Abenteuer in Sachen Gameplay und emotionaler Beschützer-Story einige Rezensenten und Spieler gar an das große „The Last of Us“. Das mag allerdings hauptsächlich der Lust am Gehypt-Sein und oberflächlichen Ähnlichkeiten geschuldet sein, denn dessen Ausnahmequalität erreicht „A Plague Tale“ nicht.

„A Plague Tale: Innocence“, erschienen für Windows, PS4 und Xbox one.

Trotzdem wird man in den zwölf Stunden, die dieses düstere Drama dauert, hervorragend unterhalten. Auch wenn es das Spiel mit Leichenbergen und Rattenmassen ein wenig übertreibt, das Einsammeln von Craftingmaterial zunehmend nervt und Handlung sowie Rätsel vor allem Richtung Ende merklich an Fahrt verlieren, ist „A Plague Tale: Innocence“ dennoch ein absolut gelungener History-Horror mit viel Mittelalter-Atmosphäre.

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