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Marjana Gaponenko im FM4 Doppelzimmer

Radio FM4 / Gersin Paya

Die Liebe zur Erde ist Heuchelei ohne die Liebe zum Mond.

Die Autorin Marjana Gaponenko ist 1981 in Odessa geboren. Mit 19 verlässt sie die Ukraine und veröffentlicht ihren ersten Roman in deutscher Sprache. Am 26. Dezember ist die ungewöhnliche Geschichtenerzählerin zu Gast im FM4 Doppelzimmer.

Von Elisabeth Scharang

Lesestoff von Marjana Gaponenko

WER IST MARTHA? wird hier nicht verraten, aber über Luka Lewadski kann Folgendes gesagt werden: Ornithologe aus der Ukraine und Verfasser der bahnbrechenden Studie "Über die Rechenschwäche der Rabenvögel“. Erschienen 2012

DER DORFGESCHEITE erzählt über den einäugigen Ernest Herz, der erschöpft von seinem exzessiven Liebesleben ist und den Posten des Bibliotheksleiters im Stift W. angenommen hat. Dort trifft er auf andere Abgründe. Erschienen 2019

„Meine Mutter kommt aus Wladiwostok, mein Vater aus Georgien. Bei uns wurde Russisch gesprochen, Ukrainisch habe ich in der Schule gelernt, ich verstehe es hundertprozentig, traue mich aber nicht, es zu sprechen. Jedenfalls haben sich alle Ukrainer*innen zwischen diesen zwei Sprachen hin und her bewegt, das war nie ein Widerspruch oder ein Problem“, erzählt Marjana Goponenko.

Ich war seit Wochen gespannt auf die Begegnung mit dieser Autorin, deren Buch „Wer ist Martha?“ ich vor ein paar Jahren gelesen hatte und nach der letzten Seite ihre Biografie aufgeschlagen hatte. Ich wollte wissen, wer in so witzigen und poetischen Sprachbildern über zwei uralte Männer schreibt, der einer davon ein Ornithologe aus der Ukraine, ein Vogelforscher. Der Fantasie einer ganz jungen Frau ist das also entsprungen, entdeckte ich damals sehr verblüfft. Warum schreibt eine junge Schriftstellerin über alte Männer und deren Abschied aus dem Leben?

Marjana Gaponenko im FM4 Doppelzimmer

Radio FM4 / Gersin Paya

Als ich Marjana Gaponenko für das zweistündige Radiogespräch treffe, trage ich in meiner Tasche alle ihre vier Romane bei mir. Sie sitzen mit uns am Tisch wie schräge Zeugen einer Geschichte, die diesmal nicht erfunden ist: die Lebensgeschichte eines Mädchens, das sich lange Zeit in ihrem Leben gefühlt hat „wie ein abgeschaltetes Radiogerät“, eine junge Frau, die mit 16 begonnen hat, in deutscher Sprache zu schreiben, weil sie ihre Gedanken damit besser formulieren konnte. „Wenn ich Russisch spreche, bin ich wie ein Stück Treibholz im chaotischen Meer, ich höre mich nicht, sehe mich nicht. Und ich stottere. Im Deutschen tue ich das nicht oder kaum.“

„Die Mondoberfläche sieht aus, als hätte ein Brautpaar Riesen mehrere Teller im Staub zerschlagen.“

Mit Marjana Gaponenko durch ihr Leben in Odessa und später in Deutschland und in Wien zu spazieren, ist völlig unberechenbar: hinter jeder Ecke, um die wir biegen, stehen Überraschungen. Die Wendungen ihres Lebens folgen keiner klassischen Dramaturgie. Und sie, diese russische Seele, die mit ihrem Mann und den vier Haflinger Pferden nun in der Nähe von Mainz wohnt, nimmt mich an der Hand wie sie das mit ihren Leser*innen tut: Ich durchstreife mit ihr Odessa, sie erzählt über den Zusammenbruch der Sowjetunion und über die blutige Revolution in der Ukraine 2013/14, die zum Krieg in der Ostukraine führte, wir reden über ihre Liebe zu diesen vier Pferden, die sie früher vor eine Kutsche gespannt hatte, und zum Schluss fliege ich mit ihr auf den Mond.

Im FM4 Doppelzimmer am 26. Dezember

Am 26. Dezember hört ihr das und noch viel mehr von 13 bis 15 Uhr in einem FM4 Doppelzimmer. Die Tiere ziehen sich übrigens heuer durch die Weihnachts- und Neujahrsdoppelzimmer: Am 1.Jänner ist Natascha Kampusch zwei Stunden zu Gast. Die Begegnung mit ihr war eines der Highlights im Jahr 2019 für mich und soll euer neues Jahr einläuten. Auch bei ihr spielt ein Pferd eine große Rolle. Am 6.Jänner geht es dann vor allem um Tiere: Peter Iwaniewicz schreibt seit 1993 jede Woche in der Stadtzeitung Falter über Tiere und der Biologe hat eine wundervolle Art, über unser kompliziertes Verhältnis zu Tieren jeder Größe zu erzählen. Was hab ich alles gelernt, und was hab ich gelacht! Vor allem über uns, diese seltsamen Menschenwesen.

Das FM4 Doppelzimmer mit Marjana Gaponenko gibt es auch im FM4 Interviewpodcast

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