Nudeln oder Rakija

In der Pandemie versucht sich jeder zu retten wie er nur kann. In Österreich hamstern Menschen Nudeln und Klopapier, in den USA Waffen und in Bulgarien Schnaps.

Eine Kolumne von Todor Ovtcharov

Es war verwunderlich zu beobachten wie die Menschen Riesenmengen von Nudeln und Reis kaufen. Die Kultur, dass Kohlenhydrate und Gluten schlecht für uns sind, war gar nichts mehr wert. Leute, die normalerweise Stunden in den Supermärkten verbringen und sich jede Verpackung genau anschauen um schädliche Produkte zu vermeiden, stopften ihre Einkaufswagen rücksichtslos mit Pasta voll. Hätte man es nicht besser gewusste, würde man glauben, dass die sizilianische Mafia die Regierung übernommen und die Nudeln verpflichtend gemacht hätte. All diejenigen, die Chia, Brokkoli oder Avocado essen, kauften sich ganze Paletten mit Mehl. Ich erwarte, dass sich bald ganze Wohnhäuser in Bäckereien verwandeln.

In den USA kaufen die Menschen mehr Waffen als sonst. Man denkt einen Zug weiter als in Europa. Denn sie glauben, dass das Essen früher oder später aus sein wird. Und dann wird Anarchie folgen. Dann werden diejenigen, die kein Mehl mehr haben, probieren es von den anderen mit Gewalt zu nehmen. Man kann versuchen zu verstehen, warum sich die Menschen in Kalifornien mehr Waffen kaufen, aber warum machen sie es zum Beispiel in Iowa, wo ein drittel der Mais-Ernte der Welt herkommt? Vielleicht, weil sie sich vorstellen wie die Menschen von der Ost- und Westküste auf sie wie Zombieherden zustürzen um ihnen den Mais wegzufressen.

Währenddessen schrieb mir einen Freund aus Bulgarien: „wir werden überleben, da wir Tonnen von Schnaps im Keller haben um uns innerlich und äußerlich zu desinfizieren. Es ist tatsächlich so, dass die meisten Familien in Bulgarien Alkohol selbst produzieren um so die die Mängel an Desinfektionsmittel in den Apotheken zu kompensieren. Somit riecht die ganze Bevölkerung nach Schnaps. Viele sind auch der Meinung, dass wenn das Essen aus ist, man sich nur mit Schnaps ernähren wird. 100 Milliliter Rakija enthalten ganze 230 Kilokalorien, also man kann eine Weile betrunken überleben.

Und ihr liebe Hörerinnen und Hörer, bleibt lieber zu Hause, hört FM4 und übertreibt es nicht mit dem Schnaps. Mit den Nudeln ebenso.