FM4-Logo

jetzt live:

Aktueller Musiktitel:

Themenbild Arbeitslosigkeit

APA/DPA/JULIAN STRATENSCHULTE

auf laut

Düstere Aussichten am Arbeitsmarkt

In Österreich gibt es so viele Arbeitslose wie nie zuvor in der Zweiten Republik und die Aussichten machen keine Hoffnung.

Von Ali Cem Deniz

Während die Kurve der Coronavirus-Infektionen abgeflacht werden konnte, ist die Kurve der Arbeitslosigkeit nahezu unbemerkt in die Höhe geschossen. Knapp 600.000 Menschen sind derzeit ohne Job und fast 900.000 sind in Kurzarbeit. Dazu kommen noch tausende Einzelpersonenunternehmen, Freie und Selbstständige, die kein Arbeitslosengeld beziehen, sondern Mindestsicherung. Auch die Arbeitskräfte, die ihren Wohnsitz außerhalb von Österreich haben, scheinen in dieser Statistik nicht auf.

Ganz am Ende der Aufmerksamkeitshierarchie sind die undokumentierten Arbeitenden, die keinen Zugang zum Arbeitsmarkt haben. Die Anlaufstelle zur gewerkschaftlichen Unterstützung undokumentierter Arbeitender erinnert daran, dass diese prekäre Lage nicht nur für die Betroffenen eine extreme Belastung ist. Da undokumentierte Arbeitende und Arbeitslose in der Regel auch aus dem Gesundheitssystem ausgeschlossen werden, könnten sie unbemerkt zur Verbreitung von Covid-19 beitragen.

Pakete über Pakete

Dass die Pandemie nicht nur zu einer Krise im Gesundheitswesen führen wird, war schon recht bald bekannt. Seither präsentiert die österreichische Bundesregierung ein Hilfspaket nach dem anderen. Auffällig ist dabei, dass die Regierung kaum explizit von den Arbeitslosen redet. Bei der Präsentation des 15 Milliarden schweren Corona-Hilfsfonds am 3.April geht es vorrangig um die Unternehmen. Vizekanzler Kogler warnt in medizinischer Rhetorik vor „Ansteckungsgefahren“ und ruft zum Schutz des „Blutkreislaufs der Wirtschaft“ auf. Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck berichtet von emotionalen Gesprächen mit Unternehmer*inen, die um ihre Betriebe kämpfen.

Der Vorschlag der SPÖ, das Arbeitslosengeld für die Dauer der Coronavirus-Krise zu erhöhen ,wurde von der Regierung abgelehnt. In Österreich erhalten Arbeitslose 55 Prozent ihres Nettogehalts. Damit liegt Österreich unter dem OECD-Durchschnitt von 63 Prozent.

Keine guten Aussichten

Nicht nur die Arbeitslosenquote lässt derzeit verzweifeln. Laut dem Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO) hat die Beschäftigungsquote den stärksten Rückgang seit 70 Jahren erlebt. Im März ist die Zahl der unselbstständig Beschäftigten im Vergleich zum Vorjahresmonat um 186.974 zurückgegangen.

Der Beschäftigungsrückgang ist keineswegs gleichmäßig verteilt. Am stärksten sind die Baubranche, Gastronomie und Tourismus, aber auch der Dienstleistungssektor betroffen. Am stärksten ist der Rückgang bei Arbeitnehmer*innen mit nicht-österreichischer Staatsbürgerschaft. Im Geschlechtervergleich schneiden Männer wegen den Einbußen in männerdominierten Bereichen wie der Baubranche noch schlechter ab als Frauen. Auch die jüngeren sind stärker betroffen und somit steigt der Altersdurchschnitt derjenigen in stabilen Beschäftigungsverhältnissen.

Inzwischen schwindet auch die Hoffnung nach einer V-Förmigen Rezession, bei der nach dem starken Einbruch eine genauso starke Erholung erwartet wurde. Die Kurve der Arbeitslosen dürfte bis 2022 nicht mehr abflachen.

Arbeitslos - was jetzt?

Der wirtschaftliche Shutdown hat die Arbeitslosgkeit explodieren lassen. Nicht nur Veranstalter*innen und Gastronom*innen zittern um ihre Existenz. Wird die historisch hohe Arbeitslosigkeit zu mehr Solidarität mit dieser bisher stigmatisierten Gruppe führen? Oder bringt der größere Konkurrenzdruck am Arbeitsmarkt Dumping und Verschlechterungen? Wie kämpfen für freie Berufswahl und gute Arbeit?

Ali Cem Deniz spricht mit Arbeitslosen, Aktivist*innen, Forscher*innen und Post-Corona-Touristiker*innen, am Dienstag, 21.4.2020 ab 21:00 in FM4 Auf Laut und danach 7 Tage lang im FM4 Player.

mehr Corona:

Aktuell: