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Sofie Fatouretchi

Manuel Haring

fm4 soundpark weekly

Neues von Sofie, Der Nino aus Wien, Crack Ignaz u.v.m.

Meer, Salz, Flaschenpost: die österreichische Musikwoche gibt sich nautisch. Der Nino aus Wien schreibt dazu den Song der Woche, er nennt ihn „Unter Fischen“.

Von Lisa Schneider

Die viele übrige Zeit im World Wibe Web zu nutzen, lohnt. Vor allem, wenn die (Sinn-)Suche mit neuen Acts und Songs belohnt wird, wie es diese Woche der Fall war.

Vor kurzem haben wir das Filmfestival Diagonale auf eure Bildschirme zuhause geholt. Unter anderem zu sehen war der Film namens „LOLOLOL“ der Wiener Regisseurin Kurdwin Ayub, die dafür Künstlerin und Kunststudentin Anthea Schranz eine Nacht lang mit einem Iphone X durch Wien verfolgt hat. Entstanden ist ein grieselig-schöner Late-Night-Road-Movie, der gleichzeitig die Kunstszene offenlegt und auf subtile Art bloßstellt. „Die Zeit der bildenden Kunst ist vorbei“, sagt Ayub. Für ihre Protagonistin, Antea Schranz, gilt das wenn nicht in vollem Ausmaß, so doch auf sehr interessante Weise.

Unter ihrem Vornamen Anthea hat sie jetzt ihren ersten Song „Crime“ veröffentlicht, nachdem sie beschlossen hat, auch die Musik als Medium zu nutzen, Objekte zu schaffen, um sich mitzuteilen. Waren schon Anthea Schranz’ Gemälde und Skulpturen immer von etwas Fantastischem, Außerweltlichem geprägt, ist ihre erste Single „Crime“ davon die logische Fortsetzung: Folkmusik basiert immer schon auf dem Erzählen einer Geschichte. Anthea garniert sie mit Artpop-Einflüssen, direkter Sprache und schlichter, ausdruckskräftiger Schönheit.

Ein Video dazu ist, wie soll es anders sein, im Entstehen. Stay tuned.

„Gib’ deinem Traum, was er verlangt“

Ob Der Nino aus Wien noch ein Video zum brandneuen Song „Unter Fischen“ veröffentlichen wird, steht nicht fest. Es mag zur reduzierten Aufnahme passen, dass er uns aktuell nur ein Foto als Stehbild zum Song hochgeladen hat, aufgenommen nachts, an einem Kanal. Es ist nicht der Donaukanal.

„Ich glaub’, stark sein, heißt zu wissen / du bist einer unter Fischen / und immer auf der Reise“, heißt es im Refrain. Die nautische Metaphorik ist mit all ihren ausschlagenden Wellen, stummen Schreien und dem Nie-Stillstand ein selten detailliertes Sinnbild unserer Zeit: Wir sind keine Eroberer*innen, nicht mal, wenn’s ums eigene Leben geht.

Meer, Tod, die gute Salzbrise. Gleich wie sich der Assoziationsbogen beim Hören dieser Zeilen von Herman Melville zu Thomas Mann spannt, ist auch an Gefühlen und Situationen alles aufgeboten. Das gemütliche Strawanzen, das Verliebtsein, das Nachdenken, das unter Strom Stehen, das zu viel, und dann wieder zu wenig Reden, das Nichtverstehen, „die Liebe vom Sterben“. Mit diesem Song ist alles, was möglich ist, gesagt.

Der Nino aus Wien schreibt, völlig zurecht, über dieses Stück: „eins meiner Lieblingslieder von mir selber, muss ich zugeben“.

Eine weitere, kleine Videoauswahl der Woche:

Sofie - „Asleep“

Der Name Sofie Fatouretchi kommt euch womöglich bekannt vor, sie ist immer wieder auf FM4 zu hören, wenn sie unter „Sofie’s Tapes“ ihre Plattensammlung vorstellt. Die ist umfangreich: die 28-jährige, in Kalifornien und Wien aufgewachsene Musikerin und Künstlerin war als Kuratorin und Creative Director für den Boiler Room tätig - und ist nicht nur hier bei uns, sondern auch etwa für den Londoner Sender NTs als Radio-Host aufgetreten.

Beim US-amerikanischen Label Stones Throw, wo sie als Digital Managerin gearbeitet hat, hat Sofie jetzt auch ihre erste Single „Asleep“ veröffentlicht. „Time after time“ will man mitsingen, wenn die Synthies zu klappern beginnen. Sofie borgt subtil und führt ihren Song tief hinein in dicht-atmosphärisch verhüllte 80ies-Vibes, setzt aber vor allem mit warmer Stimmfarbe eine neue Artpop-Note.

Aramboa - „Vision On The Map (ft. Toxic)“

Moritz Scharf arbeitet schon lang unter dem Namen Aramboa als Produzent in Wien, oft etwa gemeinsam mit Elena Shirin. Als die beiden letztes Jahr gemeinsam am Bushfire Festival in Johannesburg aufgetreten sind, hat er den dort lebenden südafrikanischen Rapper Toxic kennengelernt - und es hat, musikalisch, gefunkt. Gemeinsam sind sie durch die Stadt gezogen und haben auch gleich noch eine Recording Session vor Ort aufgenommen. Später, schon zu Zeiten der Corona-Krise, ist das erste Rap-Feature des Wiener Produzenten dabei herausgekommen: „Vision On The Map“.

Knackig dicht, frisch und ja, sommerlich: „Vision On The Map“ ist musikalische Rundreise, unbedingter Stimmungsheber und sanfter Cocktailbegleiter.

Crack Ignaz - „Flaschenpost“

„Scheiß auf Liebe und Gefühle“ - und das, nachdem gerade noch die „Herzschmerzgang“ von Crack Ignaz hoch im Kurs war. Es ist diesmal nicht „alles leiwand“, die Flasche zu lang und zu oft in der Hand. (Gedankliche) „Flaschenpost“ geht hinaus an die eine, bestimmte Person, zu der der Kontakt abgebrochen ist.

Ob diese neue Single auch am neuen Album von Crack Ignaz landen wird, bleibt vorerst geheim. Ob er irgendwo zwischen Ironie, Offenheit und tröpfelnden Beats eine ähnliche inhaltliche Schwermut fortsetzen wird, vorerst auch.

Aux Portes - „Mountain, Pt. 1“

Zum Abschluss ein bisschen guter, alter Eskapismus. Schwebende Bücher, Abhängen auf Bäumen, Wiesen durchstreifen, Schnauzbart. Der 60ies-Faible will an den Looks und an den Gitarren festgemacht sein: Aux Portes zaubern uns mit ihrer „Mountain EP“ ein schönes Neo-Psych-Plätzchen zum Hineinverkriechen. Zur Single „Mountain Pt. 1“ gibt’s auch ein Video - schwebende Gesamtstimmung inklusive.

Auch noch gut und gut zu wissen

  • Drahthaus haben ihr selbstbetiteltes Debütalbum veröffentlicht: in seiner schroff-kargen elektro-akustischen Schönheit vielleicht genau der richtige Zeitpunkt dafür.
  • Das Duo Aze schreibt fragil-schöne, reduzierte Popsongs. „At Home“ ist das neueste Ergebnis Marke „Musik aus der Quarantäne“: „It’s a lighthearted song about the essential questions like ‚Is dating still fine?‘.“ Keine Sorge, nicht nur Dating steht im Mittelpunkt: „At the same time we are very aware of our privilege and eternally grateful for being healthy.“
  • Den Albumtitel der Woche aber liefert pauT (feat. the greaT Kellys): es heißt „Weltraumkatzen“. Schnurren im Diskomantel, Anspieltipp: „moonlighT mysTery“.

FM4 Soundpark Weekly

In dieser wöchentlichen Rubrik servieren Lisa Schneider und Andreas Gstettner-Brugger musikalische Häppchen aus Österreich. Neue Bands und Songs, Videos und Konzerthighlights quer durch den stilistischen Gemüsegarten.

  • Siamese Elephants sind nach Eigenbeschreibung „alle mit dem Indierock-Revival der 2000er-Jahre“ aufgewachsen. Dieses Erbe wollen sie jetzt mit Funk aufpfeffern. Wenn The Strokes das schaffen, stehen die Chancen dafür ja nicht allzu schlecht: ihre neue Single heißt „Few Problems“.
  • Euroteuro haben eine Single über eure neue beste Wegbegleiterin in der ewigen Fadesse geschrieben: „Purple Susi“.
  • Obwohl der Song davon handelt, wie uns das G’spür für eigentlich alles verloren geht, ist er vielleicht der einzige, der beim Singen lacht. Gut so: Felix Kramer nennt seine neue Single „Nix zu spürn“. Und Felix Kramer hat für uns auch ganz aktuell eine Stay at Home Session eingespielt.
  • Keine Woche ohne das Elektro-Post-Punk-Duo Laut Fragen: dieses Mal mit einem Beitrag zur aktuellen Situation. „Ausnahmezustand“ ist ein gewohnt schräges Wirrwarr an Beats, Loops und Vocal Samples. Und: Teil des Projekts „voices of resistance - music of resistance“ der Initiative Coview.

In meiner Sendung letzten Donnerstag haben wir ins neue Album von Catastrophe & Cure hineingehört, wir wissen jetzt, wer hinter der sehr guten Band Zinn steckt - und natürlich gab’s wie immer brandneue Singles aus Österreich: unter anderem von Edwin und Hunney Pimp, Felix Kramer oder von Der Nino aus Wien.

In der letzten Sonntagsausgabe des FM4 Soundpark mit Christian Pausch war unter anderem pauT mit seinem neuen Album zu Gast. Auch zum Gespräch vorbeigeschaut haben Zinn, Mynth und Salon Supa. Außerdem hat Soia uns ihre aktuellen Lieblingssongs präsentiert.

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