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Iratus

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Böser Epigone

Das taktische Rollenspiel „Iratus - Lord of the Dead“ schickt uns als Nekromant gegen das Gute in den Kampf. Abgesehen von diesem Twist bleibt es einem großen Vorbild treu.

Von Rainer Sigl

Wo andere Spiele aufhören, fängt dieses gerade erst an: Mit vereinten Kräften haben die Mächte des Guten den untoten Zauberer Iratus tief unter die Erde in sein Grab verbannt und damit das Böse besiegt. Doch jetzt, nach Jahrhunderten des Friedens, rumort es unter der Erde in der Gruft: Der Erzbösewicht steht von den Toten auf und schart eine Armee von Skeletten, Zombies und anderen untoten Ekeln um sich.

In vielen Spielen würde man jetzt dazu aufgerufen, den Schurken endgültig zu besiegen, in diesem allerdings nicht. In „Iratus - Lord of the Dead“ bin ich selbst der schlechtgelaunte Monsterchef und kämpfe gegen die lästigen Heldinnen und Helden, die sich meiner Rückkehr an die Macht in den Weg stellen wollen.

Untote Schergen mit viel Taktik

Ein richtiger Nekromant macht sich im Kampf gegen die ekligen Lebenden natürlich nicht selbst die grabbeligen Hände schmutzig, sondern schickt seine reanimierten untoten Monster in den rundenweisen Kampf - praktischerweise lassen sich die aus den sterblichen Überresten der Feinde und etwas Magie jederzeit als mehr oder weniger ersetzbares Kanonenfutter zusammenbauen und nach Wunsch und Ressourcen verstärken und ausrüsten.

Zombies, Skelette, Banshees, Geisterritter und noch viele andere Gruselgestalten stehen zur Auswahl und werden in Viererteams auf den Weg in Richtung Menschenwelt geschickt. Jeder Monstertyp hat seine Stärken und Schwächen sowie ganz eigene taktische Angriffs- und Verteidigungsmöglichkeiten: Die Banshee ist fast körperlos, verbreitet dafür aber Angst und Schrecken, das Skelett ist gegen viele Angriffe immun, schlägt aber eher schwach zu und so weiter. Pure körperliche Übermacht reicht für den Sieg nicht aus, manchmal ist es sogar besser, das lebende Gesindel gezielt zu demoralisieren und in Panik oder Wahnsinn zu treiben. Durch freischaltbare Zauber darf der mächtige Nekromant auch direkt in den Kampf eingreifen.

Um gegen Menschen, Zwerge und andere Weltretter eine Chance zu haben, muss ich meine Gruppe klug zusammenstellen, Monster ausrüsten und hochpäppeln, denn die eine, perfekte Strategie gibt es nicht. Stattdessen heißt es an Fertigkeiten, Zaubern und Ausrüstung tüfteln, passende taktische Synergien ausprobieren und zugleich die Gruft ausbauen, um für den langen Kampf gerüstet zu bleiben.

Iratus

Unfrozen

Der Darkest Dungeon Master

Wer diese Beschreibung liest und vor allem Bilder und Videos vom Gameplay sieht, bemerkt es ziemlich schnell: „Iratus - Lord of the Dead“ hat zwei große Vorbilder. Den Fantasy-Bösewicht spielt man auch im Klassiker „Dungeon Master“, doch das Hardcore-Rollenspiel „Darkest Dungeon“ ist ganz eindeutig und zugegebenermaßen die Blaupause für die taktischen Kämpfe, das Gesundheitssystem mit Körper und Psyche und vieles mehr.

Wer dieses große Vorbild nie gespielt hat, fühlt sich anfangs von den mehr oder weniger direkt aus diesem übernommenen Spielmechaniken und -systemen etwas überfordert, denn besonders einsteigerfreundlich ist „Iratus“ trotz eines Tutorials nicht. Bis auf den originellen Perspektivenwechsel zur „bösen“ Seite und die hübsche Grafik fügt es seinem Vorbild nur wenig wirklich Neues hinzu. Die auch hier das Geschehen kommentierende Sprachausgabe ist im Unterschied zum „Original“ in Intonation und Wiederholung außerdem leider eher nervig als atmosphärisch ausgefallen.

Erschienen ist „Iratus - Lord of the Dead“ für Windows, Mac und Linux.

Trotzdem: Wer „Darkest Dungeon“ liebt und es schon x-mal durch hat, findet in „Iratus - Lord of the Dead“ einen durchwegs hübschen Epigonen, der sein spielerisches Kultvorbild auf gewisse Weise remixt. In Sachen Spieltiefe und Balance bleibt „Iratus - Lord of the Dead“ aber eindeutig hinter dem Original zurück.

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