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pixabay / Peter H

Ein Rücktritt und ein Fahrplan

Eigentlich hätte Kulturstaatssekretärin Ulrike Lunacek (Die Grünen) heute den weiteren Fahrplan für den Kunst- und Kulturbereich vorstellen sollen. Stattdessen ist sie zurückgetreten und Vizekanzler und Gesundheitsminister haben kurz darauf den Plan präsentiert.

von Lukas Lottersberger

Die gute Nachricht ist: Der heute präsentierte Stufenfahrplan gibt Teilen des Kultur- und Unterhaltungssektors eine gewisse Planungssicherheit für die kommenden Monate. Wie schon bei den letzten Stufenplänen gibt es noch einige Fragezeichen, die sich hoffentlich in den nächsten Wochen klären werden.

Was fix ist:

  • Ab 29. Mai sind Veranstaltungen bis 100 Personen erlaubt.
  • Der nächste Schritt folgt am 1. Juli: Kinos dürfen wieder öffnen und Veranstaltungen bis 250 Personen sind möglich.
  • Ab 1. August sind Events mit bis zu 500 Personen wieder gestattet. Events mit bis zu 1.000 Personen können erlaubt werden, wenn ein Sicherheitskonzept vorgelegt wird, das die jeweiligen zuständigen Landesbehörden absegnen sollen.

Bei all diesen Schritten gilt: Abstand halten und es muss Sitzplätze für die Gäste geben.

Reaktionen auf den Stufenfahrplan

Veranstalter Harry Jenner von Barracuda Music freut sich für Branche und meint, die Lockerungen seien „besser als nichts“. Rockkonzerte seien aber unter diesen Umständen natürlich noch nicht denkbar: „Eine Stadthalle wird man schlecht komplett für ein Rockkonzert bestuhlen können“, meint Jenner.

Die Wiener Veranstalterin und DJ Katja Pandora, hat vor einigen Tagen auf Facebook ein kritisches Posting veröffentlicht, in der sie das Nichtstun des Kulturressorts anprangert. Das Posting wurde oft geteilt. Katja Pandora bedauert trotz ihrer Kritik den Rücktritt Lunaceks: „Besser wäre es gewesen, sie hätte gesagt ‚Kritik gehört, Kritik verstanden‘“, so die Veranstalterin. Sie freut sich allerdings für die Branchen, für die es bald Lockerungen geben wird, fürchtet aber um das Überleben von Teilen der Nachtgastronomie und der Clubszene.

Und aus dem Theaterbereich meldet sich der Direktor des Theaters in der Josefstadt, Herbert Föttinger zu Wort. Der vorgestellte Stufenplan für Öffnungen im Kulturbereich sei „ein Zahlenspiel“, das er vorerst nicht beurteilen könne. „Die große Frage ist jetzt: Bleibt diese Ein-Meter-Regel?“ Gelte diese auch zu Saisonbeginn im September, „dann ist das Abo-System der Josefstadt zerstört“, betonte der Theaterdirektor bei einer Programm-Pressekonferenz.

Auf Twitter wird unterdessen weniger über die Lockerungen, als über den Rücktritt Lunaceks diskutiert, und was in den letzten Wochen schief gelaufen sei.

SPÖ-Abgeordnete Julia Herr ortet etwa bei mehreren Personen Versagen:

NEOS-Mandatar Sepp Schellhorn, der Lunacek vor kurzem noch scharf kritisiert hat, schreibt:

Und Stephan Bartosch, der Vorsitzende der Grünen Jugend Niederösterreich wundert sich:

Lunaceks Nachfolgerin

Wer Ulrike Lunacek als Kulturstaatssekretärin nachfolgt, ist noch unklar. Fix ist nur, dass es eine Frau werden soll, da Die Grünen auch Regierungsposten mit Geschlechterparität besetzen wollen.

Eva Blimlinger, Kultursprecherin der Grünen, die den Job angeblich von Anfang an gerne gemacht hätte, hat bereits abgewunken. Sie möchte Abgeordnete im Nationalrat bleiben. Werner Kogler kündigte am Freitagnachmittag an, die Nachfolgerin Anfang kommender Woche zu präsentieren.

Wer auch immer Kulturstaatssekretärin wird, wird es nicht leicht haben. Zu erwarten ist, dass langfristige Planung weiterhin kaum möglich sein wird und wie bisher nur Schritt für Schritt mit Lockerungen rechnen kann. Eine große Aufgabe für Lunaceks Nachfolgerin wird sein, auf die unterschiedlichen Bedürfnisse und Forderungen der so diversen Teilbereiche in der Kunst-, Kultur- und Unterhaltungsszene einzugehen.

Ein gemeinsamer Nenner: Es braucht Geld. Wie viel Geld für die Kultur in die Hand genommen wird, hängt aber nicht allein von der künftigen Kulturstaatssekretärin ab, sondern letztlich auch davon, wie groß der Wille der Koalition ist, der „Kulturnation Österreich“ unter die Arme zu greifen und sie wieder aufzurichten.

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