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Leon Schmidt und Philipp Masura/Ragucci & Boldt

Joshi Mizu: Vom Wiener Freestyler zum Deutschrap-Hitmacher

Heute ist er weit oben in den Deutschrap-Charts. Dabei war der Rapper Joshi Mizu früher mit nur 15 Jahren ein lokaler Freestyler in Wien, später Teil einer Rap-Boyband, Croupier im Kasino und Host einer Wiener HipHop-Party. Mittlerweile ist er in Berlin wieder als Rapper erfolgreich. Im Interview spricht Joshi Mizu über seine lange, wechselvolle Karriere, die Heimat Wien und sein neues Album.

Von Felix Diewald

Autotune und ein beschwingter Afrotrap-Beat. So klingt Joshi Mizu auf seinem aktuellen Album „Sonne und Regen". Vor über 15 Jahren, als er als Jugendlicher in Wien zu rappen begonnen hat, klang das noch ganz anders. „Da gab’s früher das Atrium. Da habe ich sehr viel gefreestyled“, erzählt Joshi Mizu im FM4-Interview. „Ich habe dafür nicht mal Texte geschrieben. Und immer wieder hörte ich von einem gewissen Raf, der auch Musik macht. Am Heldenplatz lernten wir uns dann kennen, da waren wir 15. Wir haben uns sofort gut verstanden und angefangen, Musik zu machen."

Boyband aus Wiener Straßen-Kids

Gemeinsam mit anderen Teenagern - Boulevard-Zeitungen würden sie wohl „Problemjugendliche" nennen - formieren sich Raf Camora und Joshi Mizu zur Rap-Gruppe „Family Bizz". Gerappt wurde auf Französisch, Kroatisch und Deutsch, die Beats atmeten Balkan genauso wie Dancehall und auch Reggaeton - sehr lange bevor die jamaikanische Musikrichtung vom Deutschrap übernommen wurde und seither jeden Schulhof dominiert. Damals gibt sich Joseph Valenzuela einen Rap-Alias, der bis heute hält: Joshi Mizu – benannt nach einem Charakter aus dem Fighting-Game „Tekken.“

Die internationale Baggage hat auch Boy-Band-Potential. Das denkt zumindest die Musikindustrie. „Irgendwann haben wir ein Angebot von der EMI bekommen", sagt Joshi Mizu. „Da waren wir 18. Über die haben wir zwei Singles rausgebracht. Das hat uns aber nicht gefallen. Uns war der Stil viel zu Sell-Out-mäßig. Wir haben unsere Sachen mit dem verglichen, was zu der Zeit gerade in Deutschland passierte – und waren völlig unzufrieden. Raf und ich sind dann nach Berlin gezogen, um dort gemeinsam Musik zu machen.“

„Ich habe viele coole Leute kennengelernt – aber auch schlechte.“

der rapper joshi mizu

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Croupier im Kasino und Party-Host

Nach einem Jahr zieht Joshi Mizu aus privaten Gründen allerdings wieder zurück nach Wien. Raf Camora bleibt in Berlin und beginnt nach einigen schwierigen Jahren Mitte der Zehner Jahre richtig erfolgreich zu werden. Joshi Mizu verdient währenddessen in Wien Geld als Host der HipHop-Partyreihe „Juicy“ und als Croupier im Casino. „Ich habe viel erlebt damals", sagt Joshi Mizu heute über diese Zeit. "Ich habe viele coole Leute kennengelernt – aber auch schlechte. Für die Erfahrung war es super, aber für meine Musikkarriere war es auf jeden Fall eine verschwendete Zeit.“ Raf Camora richtet seinem Freund Joshi Mizu damals auf dem Song „Aus den Augen aus dem Sinn“ aus Berlin liebe Grüße mit Bezug auf seinen Job als Partypromoter aus und rappt die Line:

Josh, Bruder komm mal klar, bitte sieh’ mal zurück (...) Und dreh dich nochmal um, sieh den Weg den wir gemacht haben/Bist du glücklich jetzt, als Host in diesem Saftladen?“

Wieder in Berlin & wieder erfolgreich

Joshi Mizu nimmt sich Raf Camoras Worte zu Herzen, geht zurück nach Berlin und steckt seine Energie wieder in die Musik. 2012 erscheint seine erste Solo-EP „Zu!Name“, die ihn in Deutschland bekannt macht. 2014 dann das erste Soloalbum: „MDMA“, was für „meine Dimension, mein Alltag“ steht. Heute ist Joshi Mizu bei Raf Camoras Management unter Vertrag, mit dem Rapper und befreundeten Artists regelmäßig auf Tour und kann beachtliche Streaming-Zahlen vorweisen. Auf „Kaviar & Toast“, das Album erscheint 2017, ist Joshi Mizu bereits bestens im Deutschrap vernetzt. Er hat Features mit Bausa, Ufo361, Kontra K, Capital Bra und Maxwell und landet mit „Chardonnay“ einen Streaming-Hit (Stand 2020: 17 Millionen Aufrufe).

der rapper joshi mizu

Leon Schmidt und Philipp Masura/Ragucci & Boldt

Neues Album „nicht typischer Afrotrap-Straßenrap“

Anfang Mai erschien Joshi Mizus neues Album „Sonne und Regen“. Darauf will sich der Rapper vom Deutschrap-Mainstream unterscheiden, der gerade die Streaming-Charts beherrscht. „Weil ich eben soulige Elemente drin habe, mit vielen Harmonien arbeite, die ich auch selbst einsinge und nicht unbedingt den typischen deutschen Afrotrap-Straßenrap mache.“

K.I.Z.-Feature

Das Abheben vom Deutschrap-Einerlei schafft Joshi Mizu mal mehr, mal weniger gut. Ein gelungenes Beispiel ist das aktuelle Lied „Sonne Sonne“. Joshi Mizu rappt darauf mit seinem Hausnachbarn in Berlin, Tarek von der Rap-Gruppe K.I.Z. Der Song entstand, als der Wiener Rapper zum ersten Mal in Kapstadt in Südafrika war und von seinem Fenster aus das Horn von Afrika erblickte. Oder wie Joshi, ganz der versierte Straßenrap-Poet, in Anlehnung an eine legendäre Line des Rappers Massiv („Wenn der Mond in mein Ghetto kracht“) selbst sagt: „Jeden Tag habe ich gesehen, wie die Sonne ins Meer geknallt ist.“

Abgesagte Clubtour

Und wie geht es in nächster Zeit bei Joshi Mizu weiter? Momentan sollte er eigentlich zusammen mit dem Hamburger Rapper Maxwell eine Club-Tour im DACH-Raum spielen, erzählt er. „Da fällt natürlich jetzt ein großer Haufen weg. Ich habe für 2020 schon mit mehr Einnahmen gerechnet, zum Glück habe ich aber meine Spotify- und Lizenz-Einnahmen sowie Merchandise“, erzählt der Musiker. Schlimmer sei es für Musiker, die voll vom Live-Geschäft abhängig seien. „Ich kann auf jeden Fall überleben“, versichert Joshi Mizu. Und wer weiß, vielleicht gelingt dem Rap-Routinier aus Wien ja schon bald der nächste Spotify-Party-Hit.

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