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Proteste in Minneapolis

APA/AFP/Kerem Yuce

Anti-Rassismus-Aktivist: „Die Proteste sind vollkommen gerechtfertigt“

Seit drei Tagen und Nächten gibt es in Minneapolis in den USA massive Proteste. Auslöser war der Tod des Afroamerikaners George Floyd bei einer Polizeiaktion. Wir haben mit dem Anti-Rassismus-Aktivisten Kieran Frazier Knutson über die Proteste gesprochen.

Ein Polizist hatte mehr als zehn Minuten auf dem Hals von George Floyd gekniet, dieser hat mehrmals gesagt, er bekomme keine Luft mehr. Im Krankenhaus wurde der Afroamerikaner Floyd für tot erklärt.

Dieser Vorfall am 25. Mai 2020 hat zu massiven Protesten in Minneapolis geführt. Besonders heftig ist es in der Nacht auf Freitag gewesen. Eine Polizeistation stand in Flammen, die Nationalgarde wurde mobilisiert.

Ali Cem Deniz hat mit einem Demonstranten in Minneapolis gesprochen. Der Anti-Rassismus-Aktivist Kieran Frazier Knutson hat ihm erzählt, wieso die Demos anders sind als die „Black Lives Matter“-Proteste und wie sogar die Polizei aus einer Polizeistation vertrieben wurde.

FM4: Wie hast du die Proteste gestern Nacht erlebt?

Kieran Frazier Knutson: Die Proteste gingen so weit, dass sich die Polizei aus dem Bezirk zurückgezogen hat. Sie haben ihren Bezirk einfach verlassen. Das ist meines Wissens nach zum allerersten Mal in der Geschichte dieser Region oder der ganzen USA passiert.

Hier gibt es Diskussionen darüber, dass die Proteste außer Kontrolle geraten wären. Wie denkst du über die Proteste?

Ich glaube, die Proteste sind vollkommen gerechtfertigt. Es gibt in den Twin Cities Minneapolis und Saint Paul eine lange Geschichte von Polizeigewalt, die nie verfolgt oder geahndet wurde.

„Es ist wirklich eine spontane Bewegung.“

Ist es möglich zu sagen, wer im Moment genau protestiert? Sind das Aktivist*innen wie du oder auch einfach Menschen aus der Gegend, die gegen den Tod von George Floyd auf die Straße gehen?

Es ist sehr spannend zu sehen, wie die aktuellen Proteste zum Teil ganz anders sind als die Proteste vor ein paar Jahren, welche die Black-Lives-Bewegung ins Leben gerufen haben. Damals waren viele unterschiedliche organisierte Gruppen beteiligt. Es gab Koalitionen zwischen diesen Gruppen und Aktivist*innen. Diesmal ist es anders. Es gibt keine Organisationen, die den Protesten Struktur geben. Es gibt keine führenden Personen. Es ist wirklich eine spontane Bewegung.

Glaubst du, es wird daraus eine größere politische Bewegung entstehen?

Es wird interessant, zu sehen, ob sich das zu einer größeren Bewegung entwickeln kann, die sich selbst erhält und weiter geht als das, was wir bislang sehen. Im Moment sind alle größeren Geschäfte in der Region leergeplündert, die Polizei wurde aus ihrem Bezirk vertrieben.

„Die Frage ist jetzt: Schaffen wir es, daraus etwas Größeres entstehen zu lassen?“

Die Frage ist jetzt: Schaffen wir es, daraus etwas Größeres entstehen zu lassen? Ich glaube, es ist sehr wichtig, dass sich der Protest auf andere Städte ausweitet und ich hoffe, dass er das weiterhin tun wird.

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