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The Personal History of David Copperfield

2020 eOne Germany

Regisseur Armando Iannucci entstaubt Charles Dickens “David Copperfield”

In der Neuverfilmung des Romanklassikers schafft der britische Regisseur Armando Iannucci dank eines hervorragenden Casts eine rasante und unterhaltsame Erzählung. Dev Patel blickt als David Copperfield zurück auf sein Leben.

Von Philipp Emberger

Beim Namen David Copperfield denken viele wohl an den amerikanischen Zauberkünstler, der die Freiheitsstatue verschwinden ließ. Woher David Seth Kotkin, so der bürgerliche Name des Magiers, den Namen für seine Kunstfigur hat, ist wahrscheinlich weniger bekannt, und das obwohl die Vorlage nicht weniger erfolgreich ist. Sie stammt nämlich aus Charles Dickens 1850 erschienenem Literaturklassiker „David Copperfield“ mit der gleichnamigen Romanfigur.

David Copperfield und seinen Erschaffer Dickens einen nicht nur dieselben Initialen. „David Copperfield“ gilt als der der am autobiographischsten geprägten Romane Dickens und so steckt viel von Dickens Leben, wie die Arbeit in einer Fabrik als Kind, in der Romanfigur. Der Film „The Personal History of David Copperfield“ („David Copperfield – Einmal Reichtum und zurück“) greift diese Themen auf und macht daraus eine Coming-of-Age-Story, angefangen von den Kindheitstagen und der Auseinandersetzung mit dem gewaltbereiten Stiefvater bis hin zu seinen erfolgreichen Tagen als Schriftsteller. Im Film wird David Copperfield selbst zum Erzähler seiner Memoiren und er blickt zurück auf sein turbulentes Leben.

Großartige Besetzung

Die Gefahr, dass die Verfilmung des über 150 Jahre alten Romans eine trockene Angelegenheit wird, umschifft Regisseur Armando Iannucci gekonnt. Dazu nimmt er sich einiges an kreativer Freiheit heraus und spielt mit Sprache, Tempo und Handlung. Die einzelnen Szenen springen förmlich ineinander, eingefasst von Copperfields Erzählung. Vom Kinderzimmer des jungen Copperfields geht es beispielsweise auf ein bewohntes Boot.

Bereits in der Vergangenheit hat Regisseur Iannuci mit „The Death of Stalin“ geschichtsträchtige Themen humoristisch aufgearbeitet. Diesem Ansatz bleibt er auch in diesem Filmdrama treu und verwandelt den Roman in eine unterhaltsame Geschichte voller durchgeknallter und exzentrischer Figuren.

The Personal History David Copperfield

2020 eOne Germany

Glücklicherweise steht ihm dafür ein hervorragender Cast zur Verfügung: Tilda Swinton als Copperfields verschrobene Tante mit Eselphobie, Hugh Laurie als ihr verträumter und drachenfliegender Cousin und Peter Capaldi als stets hoffnungsvoller und lebensbejahender Optimist. Dev Patel verkörpert den titelgebenden Schriftsteller in herausragender Weise, während der einmal mehr grandiose Ben Wishaw den listigen Antagonisten Uriah Heep gibt. Als Ensemble glänzen sie und sind wesentlich für den sympathischen Ton des Films verantwortlich.

High-Tempo-Film

Gleichzeitig will „The Personal History of David Copperfield“ aber nicht nur eine unterhaltsam-belanglose Erzählung sein. Der Film wirft auch einen Blick auf die Schattenseiten des Lebens. David Copperfield wächst zunächst in einer gut behüteten Umgebung auf bis der gewaltbereite Stiefvater Murdstone (Darren Boyd sieht dem zaubernden David Copperfield übrigens verdammt ähnlich) auf den Plan tritt und ihn zur Zwangsarbeit in seiner Glasfabrik verdonnert. Die ernsten Themen wie familiäre Gewalt oder der Kampf um den sozialen Aufstieg bleiben in weiterer Folge im Hintergrund und werden dem Tempo des Films geopfert.

The Personal History of David Copperfield

2020 eOne Germany

Regisseur Armando Iannucci entstaubt Dickens Roman und erschafft eine sprunghafte, aber unterhaltsame Erzählung. Dazu trägt vor allem der großartige Cast mit seinen liebenswerten over-the-top Figuren bei. Leider gelingt es aber nicht über die gesamte Dauer, den Romanklassiker packend zu erzählen.

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