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Kind streichelt eine als Peppa Wutz verkleidete Person

ChrisTheDude

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Peppa Wutz und der Weltfrieden

„Pig! Pig!“, sagt meine Tochter und zeigt auf mich mit dem Finger. Im ersten Moment bin ich verblüfft.

Von Todor Ovtcharov

Es ist ein bisschen verwirrend, wenn dich dein eineinhalbjähriges Kind „Schwein“ nennt, noch bevor es „Papa“ gelernt hat zu sagen. Ich bin nicht der Schlankeste, aber das ist doch zu viel. Fast bin ich dabei, daran zu verzweifeln, da zeigt meine Tochter auf sich und sagt „Peppica!“ Sie trägt ein beim Diskonter gekauftes T-Shirt mit Peppa Wutz darauf. Sie ist also Peppa Wutz und ich Papa Wutz. Das beruhigt mich ein bisschen, denn Papa Wutz ist dick mit Bart und Brille, ein bisschen tollpatschig, aber lieb. Er arbeitet in einem Büro und liebt seine Familie. Eigentlich, denke ich mir, während ich mich mit der Zeichentrickfigur vergleiche, hat mich meine Tochter ganz gut eingeschätzt.

Foto: ChrisTheDude | CC BY 3.0 | Ausschnitt

Falls ihr das noch nicht wisst, „Peppa Wutz“ ist eine britische Serie für Kindergartenkinder, die die Welt erobert hat. Auf der ganzen Welt schaut man „Peppa Pig“ „Свинка Пеппа“ oder „Prasatko Peppa“. Rund um den Globus springen Kinder in matschige Pfützen und finden das sehr lustig. Die Serie ist politisch korrekt, sauber und erziehend.

Die ersten Staffeln der Serie wurden sogar neu gemacht, da anfangs die Wutz-Familie ohne Sicherheitsgurte mit ihrem Auto gefahren sind. Jetzt haben alle Schweine Gurte und Fahrradhelme. Alle Tiere leben in Häusern, fahren Autos und gehen arbeiten. In der Welt von Peppa Wutz fehlt ein Antagonist. Wölfe leben friedlich mit Schafen, Bären mit Hunden und Füchse mit Eichhörnchen zusammen. Es gibt keinen Kampf zwischen den Tierarten, es fehlt jeglicher Gruppenkonflikt. Vergesst die diabolischen Tricks von Tom und Jerry oder Bugs Bunny. Hier wird niemand im Ofen gebacken und niemandem wird mit einem Hammer auf den Kopf gehauen. Alle sind nett, lieb und jede Episode endet mit einem freundschaftlichen Lachen.

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„Peppa Wutz“ ist ein enormer finanzieller Erfolg, die Einnahmen der Macher der Serie betragen Milliarden. Der Erfolg ist auch sehr beständig, nach mehr als zehn Jahren auf dem Markt wächst „Peppa Wutz“ immer weiter und weiter. Auch Erwachsene merken es nicht, wie sie ein Teil der „Peppa“-Sekte werden. Einige Bekannte von mir grüßen sich mittlerweile grunzend und finden das außergewöhnlich witzig. In der feindseligen Welt, in der wir leben, wo der Mensch dem Menschen ein Wolf ist, brauchen wir eine rettende Insel der Seligen. Wir können sie im Alltag leider nicht finden und hoffen, dass wenigstens unsere Kinder in Frieden leben werden: Schweine, Zebras, Füchse, Ziegen und Wölfe. Meine Tochter sieht in mir Papa Wutz und ich muss genau so wie er alles locker und mit Humor nehmen. Vielleicht ist das ein kleiner Schritt in Richtung Weltfrieden.

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