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Hayabusa (Carlsen) / Tamekou / FM4

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Der Feelgood-Manga „My genderless Boyfriend” von Tamekou ist da

Der Carlsen Verlag hat mit Hayabusa ein Manga-Label gelaunched. „My Genderless Boyfriend“ von Tamekou ist eine der ersten dort erschienenen Serien. Die Story handelt von der Redakteurin Wako und der Beziehung zu ihrem Freund Meguru, der als Genderless-Model auf Instagram in der Öffentlichkeit steht.

Von Alica Ouschan

My genderless Boyfriend wurde von Anne Klink aus dem Japanischen ins Deutsche übersetzt und ist beim Label Hayabausa im Carlsen Verlag erschienen.

Egal ob Brotbacken oder ein neues Serien-Genre, im letzten Jahr haben wir wahrscheinlich alle irgendetwas Neues ausprobiert, das wir davor zwar gekannt haben, aber nicht wirklich Zeit oder Lust hatten, es anzugehen. Und genau so ging es auch mir und zwar mit Mangas. Ja, obwohl ich ein großer Fan von allen möglichen Graphic Novels bin, konnte ich mich für Mangas bisher nicht begeistern. Das liegt vielleicht aber auch daran, dass ich immer geglaubt habe, in allen Mangas geht’s um kleine Jungs, die irgendwelche Bösewichte bekämpfen. Aber da lag ich falsch.

Ende letzten Jahres hat der deutsche Literaturverlag Carlsen angekündigt, 2021 mit einem neuen Manga-Label durchzustarten. Als ich die Hayabusa-Ästhetik zum ersten Mal sah, hab ich beschlossen, dass es Zeit ist, meinen ersten Manga zu lesen. Die Wahl fiel auf Teil 1 der Reihe „My genderless Boyfriend“ von Mangaka Tamekou, die bereits 2018 in Japan erschienen ist und nun auf Deutsch übersetzt wurde.

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Als ich überrissen hatte, dass ich den Manga von vorne nach hinten lesen muss und meine Enttäuschung verarbeitet hatte, dass bei Mangas lediglich der Umschlag und die ersten vier Seiten farbig sind und der Rest schwarz-weiß, konnte es losgehen.

Im ersten Band von „My genderless Boyfriend“ treffen wir auf die dauergestresste Wako, die als Redakteurin bei einem Magazin arbeitet und gemeinsam mit ihrem Freund Meguru in Tokyo lebt. Ganz im Gegensatz zu ihm, legt sie nicht viel Wert auf ihr Äußeres und bildet damit den extremen Kontrast zu ihrem Boyfriend, der als Genderless-Model auf Instagram in der Öffentlichkeit steht und sich hauptsächlich mit Mode und Make-Up beschäftigt.

Falsche Erwartungen

Leider erweckt der Titel „My genderless Boyfriend“ somit falsche Erwartungen. Die Titelfigur Meguru ist nämlich keine nicht-binäre Person, sondern bekommt seine Zuschreibung durch den japanischen Modestil „genderless kei“, der sich durch Androgynität auszeichnet - beispielsweise bei Männern durch das Tragen von Schminke, farbigen Kontaktlinsen, extravaganten Ohrringen, Kleidern oder hohen Schuhen, mit dem Ziel eine Irritation bei anderen Menschen auszulösen, sodass diese rein äußerlich nicht wissen, welchem Geschlecht sich eine Person zugehörig fühlt. Mittlerweile ist dieses Spiel mit der vermeintlichen Binarität von Klamotten und Accessoires natürlich kein ausschließlich japanisches Phänomen mehr und vor allem bei Musiker*innen zu sehen, beispielsweise bei Harry Styles oder auch Kerosin95.

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Obwohl auch der Protagonist Meguru mit diesem Stil spielt und in den insgesamt 10 Kapiteln der ersten Ausgabe des Mangas auch ein queerer Handlungsstrang Platz findet, identifiziert sich der „genderless Boyfriend“ klar als heterosexueller cis-Mann. Die Handlung dreht sich daher auch um Szenen aus dem Alltag von Meguru und seiner Freundin Wako, beispielsweise einem Trip zu Ikea für ein neues Sofa oder um kleine und größere Dramen wegen den Jobs der beiden und den Nachteilen, die sie mit sich bringen. Hin und wieder fließen aber eben auch unterschwellige Anspielungen auf Themen wie Homophobie oder ein Infragestellen von Rollenklischees in die Story ein, außerdem wird ein aufschlussreicher Einblick in den Alltag von Genderless-Models geboten.

Rosa, stylisch, kawaii

Besonders für Manga-Einsteiger*innen ist dieses Genre, das sich „Slice of Life“ nennt, leichte Kost - weil es um einen realistischen Auszug aus dem Leben einer oder mehrerer Figuren geht und nicht um irgendwelche Fantasiewelten, in denen kleine Jungs mit Blitzen um sich schleudern (ich gebs zu, ich hatte ein sehr einseitiges Bild von Mangas im Kopf). Im Fall von „My genderless Boyfriend“ besticht der Manga vor allem durch wholesome Feelgood-Momente, humorvolles Drama und seine konsequent hübsche Ästhetik.

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Die ist verdammt sytlish und 100% kawaii, was auf japanisch so viel wie „süß“ bedeutet und als Beschreibung einer ganz speziellen japanischen Niedlichkeitsästhetik verwendet wird. Tamekous Zeichenstil ist dabei recht klassisch, zeichnet sich aber durch eine große Liebe zu detaillierten Darstellungen der getragenen Mode und Accessoires aus.

Vorfreude auf mehr

„My genderless Boyfriend“ ist ein solider erster Auszug des neuen Manga-Labels vom Carlsen Verlag, wo hauptsächlich Slice of Life und Romance Mangas erscheinen. Obwohl der erste Band dieser Serie bisher kaum LGBTQI+ Inhalte aufweist, zeigt ein Blick auf die Seite des Hayabusa-Labels, dass sie sich diesen voll und ganz verschrieben haben: „Run away with me girl“ ist eine Coming-Out Liebesgeschichte zwischen zwei Frauen, außerdem setzt das Label einen klaren Schwerpunkt auf „Yaoi“, also sogenannte Boys Love Stories. Wer sich also mal wieder so richtig gut fühlen will und nach dem hundertsten Podcast und dem siebenundzwanzigsten Roman auf der Suche nach was Neuem ist, wird bei der Vielfalt an Hayabusa-Magas sicherlich fündig.

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