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Flavourama-Festival

Raphael Mittendorfer

Das Flavourama-Battle macht Salzburg zum internationalen Streetdance Hub

In der schicken Altstadt Salzburgs, wo sich bis vor kurzem noch die Besucher*innen der Salzburger Festspiele getummelt haben, fand eine Woche lang das Flavourama Streetdance-Festival statt. Beim großen Finale des Festivals mit den Hip-Hop- und House-Battles ging’s nicht nur darum, wer gewinnt.

Von Melissa Erhardt

Zuerst schmusen, dann battlen: So in etwa könnte man das Finale der Flavourama-Battles am Samstag kurz zusammenfassen. Denn nicht nur die Eröffnung des Abends steht im Zeichen der Liebe und des gemeinsamen Genießens, als der 10-köpfige Wiener Schmusechor die Nummer „Can you Feel the Love Tonight“ zum Besten gibt. Eigentlich performen sie diese nur auf Hochzeiten, aber für das Flavourama machen sie eine kleine Ausnahme. Auch danach ist keine Spur von Feindseligkeiten zu spüren – obwohl es sich bei den Battles in der Szene Salzburg ja eigentlich um einen Wettkampf handelt. Ganz im Gegenteil: Vor und nach den Battles schütteln die Gegner*innen Hände, umarmen sich, gratulieren sich gegenseitig zum gelungenen Tanz. Eine Besucherin fasst es also ganz gut zusammen, wenn sie sagt: „Es geht ums Exchangen, um das miteinander Tanzen, nicht nur darum, wer jetzt gewinnt. Es ist zwar ein Wettkampf, aber irgendwie mag sich doch jeder.“

Flavourama-Festival

Raphael Mittendorfer

House-Tänzer*innen Mavinga und Aru nach dem Battle

Feiern der Streetdance-Culture seit 2009

Das Salzburger Flavourama Streetdance-Festival findet heuer bereits zum 13. Mal statt. Jahr für Jahr reisen für ein paar Tage Hip-Hop und House-Aficionados aus der ganzen Welt in die Salzburger Landeshauptstadt an, um an diversen Workshops, Retreats, Jam-Sessions aber vor allem an den finalen Flavourama-Battles teilzunehmen. Dabei sind internationale Größen genauso vertreten wie junge Nachfolger*innen – dieses Jahr etwa die 16-jährigen Sloweninnen Alja & Lia, die mit ihren technischen Skills die fast ausverkaufte Szene Salzburg begeistern.

Von weit her kommen heuer auch die zwei Tänzer Fred Sanchez & Jocke The Bushikey. Das peruanisch-kolumbianische Hip-Hop-Team hat bei den im letzten Jahr in die Online-Welt verschobenen Instagram-Battles den zweiten Platz belegt, die französischen Sieger haben ihnen aber den Vortritt gelassen und den beiden damit ein Ticket nach Salzburg geschenkt. Fred Sanchez: „Wir sind so glücklich, dass wir hier sein dürfen. Das Schönste an einem so großen Festival wie dem Flavourama ist das Zusammentreffen von Ländern aus der ganzen Welt. Tänzerinnen und Tänzer kommen von überall her, um sich auszutauschen - und dieser Austausch, die Gespräche, die Atmosphäre außerhalb der Kämpfe - die sind das beste Training.“

Ein Safe Space für Tänzer*innen

Dass die drei Veranstalterinnen Olivia Huemer, Farah Deen und Elena Rainer viel Schweiß und Herzblut in das Projekt stecken, merkt man sofort: In der Szene Salzburg wird nicht nur eigens angefertigter und vom Wiener HFA Kollektiv designter Merch verkauft, es gibt sogar selbstgemachten Kuchen von Olivias Mama. Die Battles beginnen pünktlich und laufen zügig, der Vibe ist mehr als gut und die Tänzer*innen und Besucher*innen strahlen über das ganze Gesicht. „Die Atmosphäre ist sehr familiär, der Ort ist magisch und man kann wirklich fühlen, wie viel Arbeit und Behutsamkeit hier reingesteckt wurde, damit sich jeder wohl fühlt. Dadurch sind wir schon einmal gut drauf. Dieser Ort hier ist ein Safe Space für uns, und das macht Flavourama so einzigartig“, sagt die seit über 20-Jahre aktive Tänzerin und Jurorin Khoudia Touré, die extra aus Senegals Hauptstadt Dakar angereist ist. Sie ist neben Physs aus Frankreich und Clara Bajado aus Großbritannien Teil der Jury, die bei den Preselections am Freitag und dem Finale am Samstag die jeweils besten Tänzer*innen aus Hip Hop und House auswählen muss. Keine einfache Aufgabe, bei insgesamt 94 House-Einzeltänzer*innen und 72 Hip Hop-Teams.

Flavourama-Festival

Raphael Mittendorfer

Jurorin und Tänzerin Khoudia Touré

Beef – aber mit Haltung

Für das Überzeugen der Jury haben die House-Tänzer*innen, die im Einzelkampf gegeneinander antreten, jeweils eine Minute Zeit. Bei den Hip-Hop-Tänzer*innen verdoppelt sich diese Zeit auf zwei Minuten, da sie in Zweierteams miteinander konkurrieren. In den Battles necken sich die Tänzer*innen gegenseitig und kommen sich dabei oft gefährlich nahe, sie feuern sich aber auch an und vor allem der eigene Support aus den ersten Reihen sorgt für ordentliche Stimmung. Für die passenden Beats, zu denen die Tänzer*innen freestylen müssen, sorgen DJ Piggo aus der Slowakei und DJ Ake aus Italien.

Wie schafft man es aber, in so kurzer Zeit die Jury von sich zu begeistern? Dazu Jurorin Khoudia Touré: „Ich liebe es, die Persönlichkeit der Tänzer*innen zu sehen: Wie sie ihre Bewegungen erforschen, wohin sie diese führen und wie sie sich dabei verlieren. Diese Innovation, die entsteht, wenn wir uns voll auf den Moment einlassen und mit der Music connecten – das liebe ich.“ Was aber immer und überall wichtig sei, ist der Respekt im Battle. „Natürlich kann es manchmal beefy werden, aber man sollte trotzdem respektieren, was der/die Gegner*in macht. Eine gewisse Haltung der Demut und des Austausches sollte schon da sein“.

Nach fünf Stunden Tanz, viel Schweiß und überbordender Energie gehen schließlich der ungarische House-Tänzer Mátyás Kántor und das belgisch-französische Hip-Hop Duo Gonzy und Alex the Cage als Sieger der jeweiligen Kategorien hervor. Give it up!

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