We STILL need to talk about it
Von Nina Hochrainer
Von einem unbekannten Autofahrer zum Einsteigen aufgefordert werden. Von einem vorbeigehenden Typen mit „na, Schatzi, geht da was“ angesäuselt werden. Am Heimweg den Schlüssel zwischen den Fingern gezückt halten und die Straßenseite wechseln, wenn jemand entgegenkommt. Daheim froh sein, dass eh nichts Schlimmes passiert ist.
Persönliche Erfahrungen aus einer Nacht letzten Sommer.
In ein Lokal reinlaufen, um sich vor einem aufdringlichen Unbekannten in Sicherheit zu bringen. / Im Stiegenhaus bis zur Wohnungstür verfolgt werden. / Wochenlang verstörende Nachrichten von einem flüchtigen Bekannten geschickt bekommen. / Im Club zuerst begrapscht und dann gewürgt werden. / Am Heimweg vom Stammbeisl attackiert und gegen die Hausmauer gestoßen werden.
Erfahrungen von Freundinnen aus den letzten Jahren.
In Zahlen ausgedrückt: Jede fünfte Frau in Österreich erlebt ab ihrem 15. Lebensjahr physische und/oder sexuelle Gewalt. Jede dritte Frau wird sexuell belästigt. Jede siebte Frau ist von Stalking betroffen. Über ein Viertel von 400 befragten Jugendlichen zwischen 11 und 18 Jahren hat bereits mindestens einmal sexuelle Belästigung im Internet erlebt. Mädchen sind davon dreimal häufiger betroffen als Jungen.
28 Frauen wurden in Österreich in diesem Jahr bis dato ermordet. Österreich ist damit das einzige EU-Land, in dem mehr Frauen als Männer Gewaltverbrechen zum Opfer fallen.
Als Femizid bezeichnet man die Tötung von Frauen und Mädchen aufgrund ihres Geschlechts. Der Begriff hebt hervor, dass es sich dabei um geschlechterspezifische Gewalt handelt und dass Frauen und Mädchen in besonderem Ausmaß von dieser Gewalt betroffen sind. Bedroht werden sie meist von Männern in ihrem nahen sozialen Umfeld. Der Begriff verweist also auch auf beständige patriarchale Strukturen.
Gewalt gegen Frauen und als weiblich wahrgenommene Personen sowie Personen, die sich als Frau definieren, ist ein zentrales Problem in unserer Gesellschaft, das sich nicht wegreden lässt. Am 25. November wird sich deshalb die FM4 Morningshow dem Thema widmen. Auch wenn man davon frühmorgens beim Kaffee vielleicht noch nichts hören will. Auch weil viele Betroffene selbst – aus Scham, Liebe oder Angst – oft nicht darüber sprechen wollen.
Der 25. November ist Internationaler Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen. Er wird jährlich als Gedenk- und Aktionstag zur Bekämpfung von Diskriminierung und Gewalt jeder Form gegenüber Frauen und Mädchen abgehalten. Die darauffolgenden 16 Tage bis zum 10. Dezember, dem internationalen Tag der Menschenrechte, werden weltweit ebenfalls genutzt, um das Ausmaß und die verschiedenen Ausprägungen von Gewalt gegen Frauen zu thematisieren und Bewusstsein dafür zu schaffen, dass Gewalt gegen Frauen und Mädchen als fundamentale Menschenrechtsverletzung nachhaltige Folgen für die Betroffenen selbst, aber auch für die gesamte Gesellschaft hat.
Wir sprechen darüber – einen ganzen Morgen lang – mit vielen Livegästen:
Mit Michaela Gosch, Geschäftsführerin der Frauenhäuser Steiermark, sprechen wir über Schutzmöglichkeiten für bedrohte Frauen und warum Gewaltschutz nicht ohne Feminismus möglich ist.

Radio FM4 / Dalia Ahmed
Michaela Gosch
Kim Chakraborty erzählt von ihrem Instagram Account @antiflirting2, auf dem sie übergriffige Chatnachrichten veröffentlicht und sexuelle Belästigung im Netz dokumentiert.

Radio FM4 / Dalia Ahmed
Kim Chakraborty
Wir berichten über die Initiative Catcalls of Graz, die Sexismus auf der Straße sichtbar macht.
Zum Thema psychosoziale Beratung und juristische Prozessbegleitung und das Problem der Beweislast bei Sexualdelikten kommt Ursula Kussyk, die Leiterin der Frauen*beratung Notruf bei sexueller Gewalt.

Radio FM4 / Dalia Ahmed
Ursula Kussyk
Mit der Band Dives sprechen wir über Sexismen im Musikbusiness, über Selbstermächtigung und Vorbildfunktion.

Radio FM4 / Dalia Ahmed
Dives
Die Soziologin Laura Wiesböck klärt über die gesellschaftlichen Ursachen des Gewaltproblems auf.

Radio FM4 / Dalia Ahmed
Laura Wiesböck
Christian Kofler von der Männerberatung Wien spricht mit uns über die Emanzipation von Männlichkeitsbildern, Anti-Gewalt-Trainings und wie der Therapieprozess für Männer aussehen kann.

Radio FM4 / Dalia Ahmed
Christian Kofler
Philipp Leeb von poika – Verein zur Förderung gendersensibler Bubenarbeit erzählt uns, wie man durch Präventionsarbeit und Erziehung versuchen kann, Stereotypen zu durchbrechen und Gewalt gegen Frauen zu verhindern.

Radio FM4 / Dalia Ahmed
Philipp Leeb
Und wir sprechen mit euch über eure persönlichen Erlebnisse und Erfahrungen.
Die FM4 Morningshow gegen Gewalt an Frauen, Sexismus und Femizid
Am 25. November von 6 bis 10 Uhr mit Julie McCarthy und Nina Hochrainer
Brauchst du Hilfe?
Hier kannst du rund um die Uhr anrufen:
- Frauenhelpline: 0800 222 555
- Rat auf Draht: 147
- Telefonseelsorge: 142
- Männernotruf: 0800 246 247
- Männerinfo: 0800 400 777
FM4 für Licht ins Dunkel: Wir unterstützen das neue Frauenhaus im Tiroler Oberland
FM4 unterstützt im Rahmen von Licht ins Dunkel dieses Jahr die Errichtung eines weiteren Tiroler Frauenhauses. Das neue Frauenhaus wird barrierefrei sein. Wir rufen zu Spenden auf, etwa für eine barrierefreie Küche, einen Kleinbus für Freizeitunternehmungen betroffener Kinder, Infomaterialien für Frauen und Kinder mit Behinderung und Gewalterfahrung. Außerdem berichten wir einen Monat lang über das Frauenhaus, über Schutzsuchende dort sowie Menschen, die dort arbeiten.
Spenden und Wünschen! - Dein Musikwunsch für unser Licht ins Dunkel Projekt
Publiziert am 25.11.2021