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Aktueller Musiktitel:

Thirsty Eyes Videostill "Pop Sent"

Iovan Gavriel

fm4 soundpark weekly

Neues von Thirsty Eyes, Kerosin95, Pure Chlorine u.v.m.

Du darfst langsam sein, wenn du gleichzeitig die oder der Beste bist. Die vergangene österreichische Musikwoche und ihre Erkenntnisse.

Von Lisa Schneider

Das Rockhouse Salzburg ist nicht nur ein guter Ort, verschwitzte, laute Konzertabende zu erleben. Es wird genau da auch unter dem Namen „Rockhouse Academy“ eine breite Auswahl an Workshops angeboten. Fast alle davon sind gratis. Und sie richten sich von jüngsten Interessent*innen („Rockhouse Academy Kids“) bis hin zu schon fortgeschrittenen Musiker*innen („Rockhouse Academy Musicians“) oder sogar Workshops für Firmen, Vereine und Privatpersonen („Rockhouse Academy Company“).

Das Angebot ist vielfältig und findet ab Mitte/Ende März statt: Du wolltest schon immer mal wissen, wie man die Tonaufnahme bei einem Videodreh richtig hinbekommt? Hier entlang. Du willst bessere Fotos bei Konzerten machen als deine Freund*innen mit ihren Smartphones? Hier entlang. Du hast eine tolle Stimme, nur weiß die Welt noch nichts davon? Hier entlang. Du bist genauso ein Ukulele-Fan wie jeder warmherzige Mensch? Dann leider nicht hier entlang, weil dieser Workshop ist schon ausgebucht. Für die meisten anderen sind aber noch Plätze frei - schnell sein ist sicher eine gute Idee, weil die Teilnehmerzahl begrenzt ist.

Am vorletzten Montagabend gab es in der FM4 Homebase eine Spezialstunde mit Musik aus der Ukraine zu hören, alle Tipps dahingehend findet ihr hier. Auch in Österreich leben, arbeiten oder kollaborieren höchst talentierte Musiker*innen mit ukrainischen Wurzeln. FVLCRVM und Keke haben sich etwa letztes Jahr mit Sänger und Schauspieler (und Star!) Ivan Dorm zusammengetan und gemeinsam die trocken-coole Hymne „Come Get Some“ aufgenommen.

Und Mascha beliefert die österreichische Musikszene seit einigen Jahren mit immer guten, und immer anders gedachten Musikausflügen: einmal Richtung subversiver Schlager, dann Richtung spitzenmäßig unaufgeregter Nase-voll-Pop, oder aber Richtung „Ukrainian Electro Rave“.

Am vergangenen Freitagabend hat der Swift Circle rund um Eli Preiss, Bibiza, liebcozy (und mit unter anderem Special Guest Mavi Phoenix) ein Benefiz-Konzert am Wiener Schillerplatz veranstaltet. Auch das nächste seiner Art wurde schon angekündigt: veranstaltet von Arcadia Live findet es am 27.3. am Wiener Heldenplatz statt. Das Line-Up wird noch veröffentlicht.

Und noch mehr Musikvideos aus Österreich:

Thirsty Eyes - „Pop Sent“

Ihr kennt das: Es gibt eine Band, die man sehr mag, und die eine Handvoll sehr guter Lieder veröffentlicht. Und dann passiert lange nichts. Das muss man rückblickend und rosa-bebrillt dem Rock’n’Roll zuschreiben (wer hat schon Zeit für Dinge wie Release-Dates und Management und Tourplakate und so weiter). Und vielleicht darf man die Tatsache, dass besagte, tolle, sich sehr dem Rock’n’Roll-Lifestyle verschreibende Band endlich ihr Debütalbum rausbringen wird, dem Erwachsenwerden zugute halten. Es ist aber auch egal: Notiert euch den 25. März, eine der besten Bands Wiens, Thirsty Eyes, releasen ihren ersten Langspieler „A Certain Regard“. Halleluja.

Als Crash-Kurs für die, denen der Name und die Huldigung gar nichts sagen: Bitte kurz reinklicken in ein bestes Video überhaupt („838“), oder aber auch bei den Folge-Kurzfilmen („Slothchild“, „Touch The Weather“). Für die Wiener Band Thirsty Eyes gedreht hat hier jedes Mal Ioan Gavriel, und das hat er auch für die neueste Videosingle „Pop Sent“ getan.

Thirsty Eyes, das ist die Band, die ihr mögt, wenn ihr euch gern Tom Waits und Nick Cave in einem Raum vorstellt. Vielleicht gemeinsam mit Alan Vega. Ihr mögt die Band, wenn ihr keine Trends mögt, wenn ihr zeitlos gute Lieder mögt, irgendwo zwischen Blues, Rock, Americana und der halbvollen Flasche Wein. Die Lieder von Thirsty Eyes funktionieren außerdem immer ein bisschen nach dem Außenseiterprinzip, geschuldet der irren wie irre guten Darstellung eines Frontmannes durch Samuel Ebner. Gerade wegen der Randfiguren-Perspektive und der Ablehnung von Alltagspoesie geht es in Thirsty-Eyes-Songs immer um mehr als die eigene, kleine Welt. Aber auch Underdogs sind mal verliebt. „Pop Sent“ ist das neueste in einer Reihe wunderbarer Lieder über Loyalität und das gemeinsame Nicht-Können: „Now we both share that blues / But we ain’t givin in“.

Kerosin95 - „Trans Agenda Dynastie“

„Irgendwo zwischen Kuschelpop und Rap“ - so oder so ähnlich hat Kerosin95 mal Musik-Eigenbeschreibung betrieben. Die neue Single „Trans Agenda Dynastie“ sollte man „pumpen“, auch das ein Hinweis von Kerosin95, auch das völlig richtig. „Was gibt’s heut zum Mittagessen? Ich glaube Beef“ ist nur eine der Zeilen im Song, die Wortspiel, gute Wut und Fakten kombiniert. Es soll noch Menschen geben, die denken, trans* Existenzen wären zwar keine Erfindung, aber eine Inszenierung. Die Antwort kommt hier in Songform: „Wir sind keine ausgedachte Dunkelziffer“.

„Der Track ist allen trans* cuties gewidmet, die Lust haben, sich an allen Terfs und anderen transfeindlichen Wiaschtln zu rächen“, sagt Kerosin95.

„Trans Agenda Dynastie“ ist die erste Single der Ende April erscheinenden EP. Und auch die Livetermine stehen schon, getourt wird mit Band durch Österreich und einigen Städten in Deutschland. Sehenswert ist dabei vor allem auch das Video zum neuen Lied: Es war die bislang größte Video-Produktion von Kerosin95, umgesetzt mit etwa 30 Statist*innen von Sabrina Norte. Nächtliche Coolness und Glitzer. Autos, Boxring, Party: „Ich habe alles, was ihr vermisst“.

Pure Chlorine - „Hijacked“

„Hey, I’m sorry, you won’t be able to reach me for a while. I’m just going for ... something.“ Mit diesen einleitenden Worten könnte die Wiener Musikerin Pure Chlorine vielleicht die 00er-Jahre meinen. Man muss nicht Avril Lavigne heißen, um den Punk-Pop-Spirit wiederhochleben zu lassen, es ist durchaus auch möglich, wenn man diese Zeit aktiv gar nicht so sehr miterlebt hat (Taylor Momsen!). Musikalisch dockt Pure Chlorine schon irgendwo da an, wo die Gitarren eh hart, die Punchlines eh edgy sind, wo sich im Kern aber auch immer der Popsong versteckt. Das ist ja auch völlig in Ordnung: „Einmal wurden wir als Lovechild von Blondie und den Arctic Monkeys bezeichnet“, erzählt Claudia Bruckner, die als Pure Chlorine schon seit 2018 Musik macht.

„Ich war in einer Phase, in der ich gemerkt hab: Okay, irgendetwas stimmt nicht. Dann hab’ ich die Diagnose ADHS bekommen, und das hat dann natürlich mal alles verändert“, erzählt Pure Chlorine über die Entstehung ihrer neuen Single „Hijacked“. Chaos, innen und außen, musikalisch schön angefüttert schließlich auch mit elektronischen Beats und sogar Trompeten. Eine EP wird’s auch bald geben.

Café Drechsler feat. Martin Klein „Sense Of Coming“

Der sanfte Rausschmeißer zum Schluss. Wer sie noch nicht kennt: In blöden Lebensphasen hilft immer die Bandversion von Martin Kleins Single „Und du bist frei“. Es gibt niemanden, der so gut entlang des Grats Alt und Neu, Kitsch und Schönheit spielt und singt. Natürlich also hat das Wiener Jazztrio Café Drechsler ihn eingeladen, bei einem ihrer neuen Lieder mitzuwirken. „Sense Of Coming“, viel Spaß.

Auch noch gut und gut zu wissen

  • Wie ein Genre, das sich „Drill’n’B“ nennt, klingt, kann man jetzt auf Gola Giannis neuer EP herausfinden.
  • „Fools Gold“ hieß mal ein fantastisches Lied von The Stone Roses, „Fools Gold“ heißt jetzt auch ein Ambient-Retrowave-Track des Producer- und DJ-Projects projectvime. Genießerische Überlänge inklusive.
  • Ein wichtigster Stern am österreichischen Avantgarde-Pop-Himmel meldet sich am 11.3. mit neuer EP, und letzte Woche schon mit zwei Singles zurück. Tony Renaissance schreibt dazu: „We know these are troubling times and we’re all distressed or numb with the state of the world right now. Still music and art are tools many of us use to process difficult emotions and that is one thing that’s really important, always.“
  • War die erste Single schon noch sehr Wanda, bewegen sich LOEWELOEWE (tatsächlich sind da nämlich Wanda-Bandmitglieder dabei) mit ihrem neuen Lied „Stop Lift Stop“ in die eigene Welt. Der Text ist dadaesk bis bisschen blöd, aber das macht gar nichts, die Gitarrenwellen und der Backing-Gesang machen alles wieder wett.

FM4 Soundpark Weekly

In dieser wöchentlichen Rubrik servieren Lisa Schneider und Andreas Gstettner-Brugger musikalische Häppchen aus Österreich. Neue Bands und Songs, Videos und Konzerthighlights quer durch den stilistischen Gemüsegarten.

  • Musik in Jahreszeiten zu unterteilen ist vielleicht ähnlich dämlich wie Bücher nach Farben zu sortieren - und manchmal kommt man um (ersteres, NIEMALS zweiteres!) doch nicht ganz herum. Produzent und Musiker Velar Prana hat mit „Turn The Lights Down“ vor zwei Jahren seinen ersten Nummer-1-FM4-Charts-Sommerhit gelandet, im kommenden Sommer erscheint auch sein erstes Album, und nicht weniger Sommer steckt im neuen Lied „Can’t Get Enough“.
  • Und de scheenen Hoa ist nicht nur ein Spitzenbandtitel, die Gruppe hat jetzt auch zur Einstimmung auf den Weltfrauentag am 8. März ein neues Video zum Song „Maria Treu“ veröffentlicht. Mostviertler Dialekt ftw!
  • Er hat zwar nix mehr mit Starmania am Hut, aber just in time zum Beginn der neuen Staffel seine Debüt-EP veröffentlicht: Fred Owusu singt und schreibt sich mit viel Pop-Soul-Gespür vorbei an der Glattpolierung seiner Musik.
  • Kennengelernt haben wir Love Good Fail noch als Trio und muntere Bestreiter*innen des Genre Lieb-Pop. Als Duo geht das alles jetzt mehr Richtung minimalistisch-technoid, das gerade veröffentlichte Album heißt „Brief Romance“.
  • All night“ auf „alright“ reimen und dann noch die Sneakers dazu („all white“) und die hellen Lichter („all bright“). Und fertig ist ein Song über das gute Leben, das neue Lied von MP The Kid.
  • „Könnte mich beschwer’n, doch auch das ändert grad nix / laufe leicht beschwipst durch die Ära“: Gen Z und die sinnlose Welt, Rapperin Mary Mabu feiert trotzdem ein bisschen auf „Gitana“.
  • Produzent Filous hat sich mit dem ursprünglich isländischen Musiker Daði Frey zusammengetan und die Single „Sabada“ aufgenommen. Man darf annehmen, sie haben das entzückende Video in Island gedreht, inklusive der Pferdchen, der Weite, den dämmrigen Farben - und den Hüten.
  • Im FM4 Soundpark am Donnerstag waren Florian und Lukas von Buntspecht zu Gast - ihre Band ist unter den Top 5 Nominierten für den FM4 Award beim Amadeus 2022. Zuerst haben uns die beiden in einem in-deep-Interview unter anderem verraten, welches Genre sie für ihre Musik aussuchen würden, wie breit gefächert ihre Fancrowd mittlerweile ist und was Dagobert Duck mit all dem zu tun hat. Und dann haben wir Livemusik von Buntspecht gehört, nämlich die FM4 Session, die sie 2020 im Studio 2 im Radiokulturhaus für uns aufgenommen haben. Außerdem haben wir im Soundpark neue Lieder von Kerosin95 oder Velar Prana gehört, mehr über den Wiener Rapper Sky Tyson erfahren und wir haben uns an schöne Wanda-Livemomente zurückerinnert.
  • Am Sonntag in der FM4 Soundparknacht hat uns Stefan Trischler eine KVSAL-Livesession inklusive Interview präsentiert, ebenso wie neue Lieder von Syc Tyson, Elis Noa oder Mavi Phoenix.

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