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Aktueller Musiktitel:

Kenji Araki

David Prokop

fm4 soundpark weekly

Neues von Kenji Araki, Berglind, YUGO u.v.m.

Wenn die Zeile „He was a skater boy“ mit neuer Bedeutung aufgeladen wird: die österreichische Musikwoche im Überblick.

Von Lisa Schneider

Es sind zutiefst beunruhigende Zeiten und gleichzeitig zwei solidarisch aufgeladene letzte Wochen. Nur eine Woche und einen Tag nach dem großen Benefizkonzert „We Stand With Ukraine“ hat vorgestern, am Sonntag, eine ähnliche Veranstaltung stattgefunden. Am Wiener Heldenplatz hat das Team hinter Arcadia Live gemeinsam mit dem Gründer von #YesWeCare, Daniel Landau, eine Kundgebung auf die Beine gestellt, bei der nicht weniger als 17 österreichische Acts - bei freiem Eintritt - für tausende Besucher*innen gespielt haben. Wetterbedingte Frühlingsgefühle gab’s obendrauf.

Der glitzernden Nachmittagssonne hält Lou Asril, stylish wie immer, eine glitzernde Sonnenbrille und einen brandneuen Song entgegen. Das macht später am Abend auch Conchita Wurst. Nach Auftritten von Acts, die selbst sehr gern tanzen (Sharktank!), die Bob Dylan sehr gern haben (OSKA & doppelfinger) oder die ihre Texte über Zähne und Masken gut tagesaktuell anpassen können (Buntspecht!) dürfen Wanda einmal mehr die Abschlussworte sagen. Sie haben’s geübt und sie machen’s gut: „Krieg ist so fucking old-fashioned, Baby!“

Yes We Care Benefizkonzert

Marvin Strauss

Die Musikvideoauswahl der Woche:

YUGO - „Raus“

„Zwei Jahre nichts released, zwischen Höhen und Psychiatrie“: YUGO ist zurück, und er verspricht uns mit der neuen Intro-Single zum kommenden Album nichts weniger als einen „YUGO 2.0“. Der Wirbel in der Szene war schon einigermaßen groß, damals, 2018, als er das erste Album unter neuem Namen rausgebracht hat. Dann kam dann das Major-Signing, das ganz offenbar nicht die große Traumerfüllung gebracht hat. Es ist eine oft gehörte Geschichte, deshalb eher unspannend das „Was bisher geschah“, viel aufregender das „Wie wird’s weitergehen“. YUGO hat aber ganz offensichtlich einen Plan: „Raus“ ist nicht nur Anklage oder Abrechnung, sondern künstlerische Selbstermächtigung, ist natürlich Mackerpose, aber auch charmante Wort- bzw. Zitatenspielerei. Wer hätte sich in dem Zusammenhang textliche Querverweise zu Ton Steine Scherben oder Peter Fox erwartet?

Berglind - „Träum Lauter“

Träume, Erinnerungen. Das sind die Arten von Paradies, „aus denen uns niemand vertreiben kann“. So oder so ähnlich hat es einmal ein Urgestein zwischen deutscher Klassik und Romantik (Jean Paul) in einem Brief festgehalten. Die Brücke zu neuerer deutscher Popmusik ist lang, aber nicht alle Ideen verlieren über große Zeitstrecken hinweg ihre Wirkung.

Giovanna Fartacek kennen wir vom Bandprojekt Mynth, jetzt macht sie solo als Berglind Musik. Sie schreibt ihre Texte auf Deutsch, was sie, wie sie sagt, „mutiger macht“. Gut mit Poesie und Pop können in diesem Land aktuell vor allem Oehl, aber Berglind gelingt die ganze Sache fast noch ein bisschen eleganter. Das mag am dunklen Stimmeinsatz liegen, an feinen Andeutungen zur Vergänglichkeit („schreib es in den Sand“), an der sehr guten Produktion und der deshalb auf- und abflauenden Melodie, die gleichzeitig immer ein guter Ruhepol bleibt. Empfehlung!

Kenji Araki - „Nabelschnurtanz“

Vielleicht haben ihn manche von euch als DJ Blvebird kennegelernt, mittlerweile ist Kenji Araki, interdisziplinärer Künstler und Produzent, beim Wiener Label Affine Records untergekommen. Dort kümmert man sich sonst um Acts wie Mieux, Dorian Concept oder Cid Rim. Seine aktuelle Single „Nabelschnurtanz“ ist schwer zu fassen, da knallen Schönheit, Feingliedrigkeit und chorale Elemente auf den Wunsch, immer genau da abzubiegen, wo es niemand erwartet. Da zerbröselt ein Beat, wird schnell neu gedacht und sanft hineingefügt, und am Ende zerbrechen wir uns den Kopf (und den Magen?) über den Titel des im Juni erscheinenden Debütalbums „Leidenzwang“. Das ist so herrlich wie aufwühlend, ein Tipp auch für Menschen, die sonst gern die Musik und überhaupt die Kunst von Arca schätzen.

Bilderbuch - „Baby, dass du es weißt“

Kommt man aktuell in den Genuss, Bilderbuch live zu sehen, gehen die Gedanken wohl alle in die ähnliche Richtung: Wie cool/schön/spannend/aufregend/das Beste der Welt muss es sein, in einer Rockband zu spielen. Bilderbuch haben sehr viel Spaß, den hatten sie offenbar auch bei den Albumaufnahmen („Gelb ist das Feld“ erscheint am 8. April) und überhaupt beim Nachdenken über cheesy Gitarrensoli und die lässigsten Bühnenoutfits seit Österreich sich was traut. „Baby, dass du es weißt“ ist die letzte Vorab-Single, es war ja auch ein Release-Stakkato über die letzten Wochen hinweg (nach eingängiger Betrachtung muss „I’m Not Gonna Lie“ der Spitzenreiter sein, „Schuscha!“). Jetzt also wieder musikalisch ein bisschen dreckig und inhaltlich wie immer in love: „Baby, dass du es weißt“ ist ein Lied über die Sorgen, die besser sind, wenn man sie teilt.

WANDL / DÖLL / TORKY - „Avril Lavigne“

Und ein bissi sexy zum Abschluss: Wer den Titel liest, wird nicht erraten, dass Wandl gemeinsam mit dem deutschen Rapper Döll und Produzent Torky ein laszives Uh-La-La in Songform aufgenommen hat. Das Video ist so explizit, dass man sich bei Youtube anmelden muss, um es zu sehen (an die, die hier tatsächlich noch weiterlesen, anstatt auf „Play“ zu klicken: Ihr habt eh Recht, da kommt auch nichts Expliziteres vor die Kamera, als wir das von jeder zweiten Netflix-Serie kennen).

Auch noch gut und gut zu wissen

  • Die Grazer Band Interstellar Bungalow macht „LoFi-Pop mit noisigen Anteilen“ und das sehr gut. Zur neuen Single „Hull Breach“ gibt’s übrigens banderweiternde News: mit dabei ist jetzt auch Selina Galka von Oxyjane.
  • Zu Wolfgang Möstls vielen Fähigkeiten gehört nicht nur das Gitarrespielen und Songsproduzieren, sondern auch die nicht zu unterschätzende Fähigkeit, sich immer wieder selbst herauszufordern. „Lucid Living“ nennt er sein größtenteils instrumentales Album, das zwischen Wave und Ambient pendelt und ihm offenbar großen Sampling-Spaß gemacht hat.
  • Als nur einer der vielen Gründe, sich das anzuhören: Anna Müller bezeichnet die aktuelle HVOB-Single „The Lack Of You“ als ihr Lieblingsstück des neuen Albums, das im April erscheint.

FM4 Soundpark Weekly

In dieser wöchentlichen Rubrik servieren Lisa Schneider und Andreas Gstettner-Brugger musikalische Häppchen aus Österreich. Neue Bands und Songs, Videos und Konzerthighlights quer durch den stilistischen Gemüsegarten.

  • Träfen sich Tom Waits und Nick Cave in einer Bar, wäre es wenig verwunderlich, wenn das neue, erste! Album der sehr guten Wiener Band Thirsty Eyes am Plattenteller läge. Am kommenden Donnerstag ist die Band zum Gespräch im Soundpark zu Gast.
  • Ins Wasser springen und furchtlos darüber sein: ANGER und ihr Sommer-Kick-Off „Das Meer“.
  • Für Fans der Musik von AVEC: die 19-jährige Wiener Musikerin Fiona Corray hat mit „Shitshow“ ihre Debütsingle veröffentlicht.
  • Eine Sammlerin zwischen den Welten, zwischen dem Hier und Jetzt, dem Wach- und dem Traumzustand. The Zew schreibt Folkmusik, die an avantgardistischen Extremen kratzt, und das klingt sehr gut. Ihre zweite Single heißt „The Collector“.
  • Es ist schon viel zu lange her, also gerne ein bisschen Game-Of-Thrones-Spirit: mit „Raven Love“ von Florian Horwath nach Westeros.
  • Es ist eine der großen Fragen in der Popmusik, auch das Pop-Duo ATZUR wagt sich jetzt an sie heran: „Do You Feel The Same?
  • Wer Haie und Tanzmusik liebt, nennt sein Musikprojekt HAITHEQUE. Klingt so.
  • „A bilingual song about sisterhood and babies“: Sigrid Horn hat gemeinsam mit der argentinischen Band Fémina zusammengetan und das Lied „Lazo“ aufgenommen.
  • Im FM4 Soundpark am Donnerstag haben wir Livesongs vom „We Stand With Ukraine“-Benefizkonzert im Wiener Ernst-Happel-Stadion gehört, HVOB waren mit ihrer neuen Single zu Gast, ebenso wie Faces x Mirac (mit neuem Album!). Außerdem gab’s neue Lieder von Cari Cari, The Zew oder Berglind zu hören.
  • Am Sonntag in der FM4 Soundparknacht bei Clemens Fantur waren Yukno mit ihrem „Mixtape Eins“ zum Interview zu Gast und auch Rapper Syc Tyson hat zum Gespräch im Studio vorbeigeschaut.

Aktuell: