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Screenshot aus dem Computerspiel "Card Shark"

Nerial / Devolver Digital

„Card Shark“ ist eine witzige Robin-Hood-Geschichte mit Kartentricks

Falschspielen ist eine Kunst. Das beweist ein ebenso kluges wie amüsantes neues Game, bei dem wir uns als stummer Diener eines selbstlosen, aristokratischen Trickbetrügers durch die hohe Gesellschaft schummeln und sie für den guten Zweck ausnehmen.

Von Robert Glashüttner

Habt ihr euch immer schon mal gefragt, wie Karten-Zaubertricks eigentlich genau funktionieren? So etwas kommt einem ja dann und wann unter, sei es bei Freund*innen oder Bekannten, auf einer Party oder in einem Youtube-Video oder einer Serie.

Zauberer und Zauberinnen geben ihre Geheimnisse natürlich nicht preis, weil das naturgemäß das Erstaunen und die magische Aura mindern würde. Man muss sich also ins Thema reinfuchsen, wenn man mehr darüber wissen möchte. Oder man spielt ein neues Computerspiel, das Kartentricks zum Thema hat. Es heißt „Card Shark“ und versetzt uns in die Rolle eines stummen Dieners eines selbstlosen Grafens, der - ganz im klassischen Stil von Robin Hood - die Reichen ausnehmen und den Armen geben möchte.

Der Herr Graf weiß sich zu benehmen

Der Comte de Saint-Germain ist ein gern gesehener Gast in der gehobenen Gesellschaft im Frankreich Mitte des 18. Jahrhunderts. Doch wenn der Graf zu einer Kartenspielrunde lädt, kann sich schnell die Stimmung drehen - von heiter und gut gelaunt bis hin zum Ziehen einer Waffe ist an einem Abend alles möglich. Wir als Spieler*in sind erst mal nur ein junger, stummer Mann, Hilfskraft in einer Gastwirtschaft. Doch der Comte erkennt unser wahres Talent und nimmt uns fortan als Kartenbetrüger-Azubi an seine Seite.

„Card Shark“ ist ein Adventure mit Geschicklichkeitseinlagen. Wir reisen mit dem Comte in der Kutsche durch Frankreich und nehmen reiche Baronessen oder arrogante Soldaten aus, treffen aber auch auf Intellektuelle wie Voltaire, der übrigens Gefallen an der Qualität unserer Betrügereien findet. Im Laufe des Spieles lernen wir viele Tricks: Beim Weineinschenken den Kontrahent*innen ins Blatt sehen und mit dem Putztuch dem Comte die stärkste Karte signalisieren etwa ist ein Klassiker. Oder auch Karten palmieren, also das unbemerkte Verstecken in der Hand. Richtig Mischen, so dass eine bestimmte Karte immer an einem bestimmten Ort bleibt, gehört ebenfalls zu einer wichtigen Technik beim geschickten Schummeln.

Screenshot aus dem Computerspiel "Card Shark"

Nerial / Devolver Digital

„Card Shark“, entwickelt von Nerial in Zusammenarbeit mit dem Illustrator Nicolai Troshinsky, ist bei Devolver Digital für Windows, Mac und Switch erschienen.

Je länger das Game voranschreitet, desto mehr Tricks kommen in unterschiedlicher Reihenfolge zum Einsatz und desto schneller müssen wir auch sein. Darin liegt die Schwierigkeit des Spiels, denn je länger ein Kartenbetrugsabend so läuft, desto unwirscher und misstrauischer werden unsere Gegner. Machen wir Fehler oder brauchen wir zu lange, riskieren wir nicht nur unseren Geldeinsatz, sondern begeben uns mitunter auch in Lebensgefahr. Sterben bedeutet allerdings nicht das komplette Ende eines Laufs, denn selbst in der Dimension des Todes wird mitunter um hohe Einsätze mit Karten gezockt.

„Card Shark“ ist ein äußerst inspirierendes, kluges und auch witziges Game in einer ungewöhnlichen Zeichengrafik. Sowohl Setting und Story, als auch die Figuren und natürlich das Zaubertrick-Gameplay sind ungewöhnlich, unterhaltsam und auch lehrreich, weil die Kartentricks in diesem Spiel ja in der wirklichen Welt ebenfalls anwendbar sind. Dazu kommt ein abwechslungsreicher, von einem Orchester eingespielter Klassik-Soundtrack, der frei von Kitsch und Bombast ist. „Card Shark“ ist ein Höhepunkt des Indiegame-Jahres 2022.

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