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Gloria Dimmels Vulva-Abrücke aus Gips an einer Wand in der Ausstellung "What the Fem*"

Violetta Wakolbinger, Nordico Stadtmuseum Linz

„What the Fem*“ zeigt feministische Perspektiven von 1950 bis heute

Wie kann eine Ausstellung einem so vielschichtigen Thema wie dem Feminismus gerecht werden? Das hat sich Kuratorin Klaudia Kreslehner vom Nordico Stadtmuseum Linz gefragt, und die Antwort hat sie bei feministischen Initiativen der Stadt gefunden. Um kritikfähig zu bleiben, bricht die Ausstellung „What the Fem*“ die klassischen Strukturen des Museums auf.

Von Siri Malmborg

Baumarktregale mit Papier, Drucker und Pinsel - eine work-in-progress-Stimmung eröffnet die Ausstellung im ersten Stock des Linzer Stadtmuseums Nordico. Hier wird das Konzept von „What the Fem*“ vorgestellt: Der Untertitel der Ausstellung lautet „under de/construction“. Kuratorin Klaudia Kreslehner und ihr Team wollen nämlich den klassischen Aufbau einer Ausstellung verlernen.

In sechs Themenräumen gibt es historisches Material und Werke von über 50 Künstler:innen zu sehen. Sie geben ein Gefühl für die Entwicklung von Feminismus der vergangenen 70 Jahre bis ins Jetzt. „Ich finde in der Ausstellung ist eigentlich überall sichtbar, dass es nicht den einen Feminismus sondern die Feminismen gibt“, sagt Kuratorin Klaudia Kreslehner. Berührende, beklemmende, aber auch augenzwinkernde Kunstwerke wechseln sich ab mit bunten Zetteln und Handgeschriebenem - denn die Ausstellung ist in ständigem Wandel.

Leere Flächen in der Ausstellung

In der Vorbereitung der Ausstellung stand das Nordico im Austausch mit vielen feministischen Initiativen aus Linz - unter anderem mit dem „Bündnis 8. März“, dem Verein Homosexuelle Initiative Linz „HOSI“, der Interessenvertretung für Women of Color „JAAPO“ und dem Verein von und für Migrant:innen „das kollektiv & MAIZ“. Da entstand die Idee, die Ausstellung etwas anders zu gestalten und manche Flächen in der Ausstellung zu Beginn leer zu lassen. Fünf Arbeitskreise wurden gebildet, um diese Flächen nach und nach zu füllen. Sie korrigieren und erweitern die Ausstellung während der Laufzeit. Deshalb können Besucher:innen mit ihrer Eintrittkarte bis zu sechs Mal in „What the Fem*“ kommen, um die Weiterentwicklung zu sehen.

Skulptur #sticktogether mit feministischen Stickern zur freien Entnahme

Violetta Wakolbinger / Nordico Stadtmuseum Linz

Nicht nur schriftliche Anmerkungen füllen die leeren Flächen an den Wänden - auch neue Kunstwerke entstehen. Zum Beispiel eine Skulptur aus blauem Stoff, die wie eine Welle durch ein Fenster ins Museum hineinschwappt. Am Stoff angeheftet sind feministische Sticker zur freien Entnahme. Die Skulptur kommt vom Bündnis 8. März und die Sticker führen via QR-Code auf eine Website mit feministischen Forderungen. „Es symbolisiert die Wellen des Feminismus die so vom Stadtraum hineinschwappen und auch wieder rausgehen. Mit gefällt hier besonders gut die Verbindung von Stadt und Thema“, sagt Klaudia Kreslehner.

What the Fem*

Feministische Perspektiven 1950 bis heute

Nordico Stadtmuseum Linz

bis 28. Mai 2023

Vulva an der Wand

„Die Geschichtsschreibung findet aktuell statt. Die hat noch nicht aufgehört, wenn’s um Feminismus geht“, sagt Kuratorin Klaudia Kreslehner. Das zeigt auch die jüngste Aufregung seitens der FPÖ Linz: Einer der sechs Themenräume ist voller Gipsabdrücken von Vulven - Kunstwerke von Viktoria Krug und Gloria Dimmel. Die FPÖ Linz sah darin „ordinären Aktionismus“ und forderte im Februar, dass es dafür „keine öffentlichen Mittel“ geben solle.

Kuratorin Klaudia Kreslehner in der Ausstellung "What the Fem*" im Linzer Stadtmuseum Nordico

Siri Malmborg / FM4

Kuratorin Klaudia Kreslehner

Neben den Ergänzungen durch die Arbeitskreise gibt es an den Wänden von „What the Fem*“ auch viel Input von Besucher:innen. Einen Zettel findet Klaudia Kreslehner besonders witzig: Da hat eine Besucherin gefordert: „Gratis Eintritt für Männer!“, eine andere Person hat ergänzt: „<3 ja bitte“, und eine weitere schreibt: „Ja bitte, gebt ihnen die Chance“. Klaudia Kreslehner sieht in dem Feedback die Diskursfreudigkeit der Besucher:innen. Genau das will sie bewirken: Gespräch und Reflexion - mit allen Menschen: „Diese Ausstellung ist für alle. Weil Feminismus geht uns alle an. Das schließt niemanden aus.“

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