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3x3-Basketball-Austria-Tour Grafenegg

Florian Wörgötter

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3x3-Basketball in Grafenegg: Skyhooks im Wolkenturm

Die 3x3-Basketball-Austria-Tour ist eine Streetballtour durch Österreich. Ihren ersten von zwölf Stopps feierte sie im Schlosspark Grafenegg in Niederösterreich. Im Wolkenturm, wo sonst die Orchester der Hochkultur aufgeigen, haben Profis und Hobby-Baller zu bassigen Beats aufgespielt. Wir haben dort die verschiedenen Spielertypen befragt, was sie antreibt und wie mehr Frauen mitspielen könnten.

Von Florian Wörgötter

Der „Wolkenturm“ erhebt sich als hochkantiges Monument im Grünen, auf dessen Bühne normalerweise die Wiener Philharmoniker spielen und internationale Komponisten dirigieren. Shakepeares „Sommernachtstraum“ wird hier im Amphitheater das Grafenegg Festival im August eröffnen. Gestern boomte im Wolkenturm ein Frühlings-Jam auf den Spuren von Air Jordan.

Beim Fiba-3x3-Basketballturnier soll unter dem Motto „Sport ist bunt“ nicht nur das Interesse der Jugend für Basketball geweckt, sondern auch ein Statement gegen Rassismus gesetzt werden. Ein buntes Rahmenprogramm zeigt die vielen Wege, die zum Traum vom Fliegen (zum Korb) führen können – von der Hüpfburg über Aerial Silk bis zum wiederverwendbaren „Sprungsaftbehälter“ für die Wasserkraft. Alles bei freiem Eintritt.

3x3-Basketball-Austria-Tour Grafenegg

Florian Wörgötter

Doch im Zentrum steht am 6. und 7. Mai 2023 3x3-Basketball, ein professionalisiertes Streetball mit Regelbuch, zwei Referees und einer Worldtour. Der Ablauf: Drei Spieler*innen matchen sich zehn Minuten lang auf einen Korb, bis das erste Team 21 Punkte erreicht oder die Zeit abläuft. Das Spiel gleicht einem Speedrun, ist schneller, härter und physischer als das 5-gegen-5-Basketball, weil weniger Fouls gepfiffen werden und keine Pausen nach einem Punkt möglich sind. Dementsprechend actiongeladen ist auch das Zuschauen auf der Open-Air-Tribüne, deren Ränge die von den Veranstalter*innen geschätzten zwei- bis dreihundert Tagesgäste heute aber nicht füllen können.

3x3-Basketball-Austria-Tour

Die Sieger jedes Turniers spielen im Circuit-Finale um einen Platz in der 3x3-Worldtour.

Circuit Red
20.5. Stockerau, 10.6. Enns, 17.6. Tulln, 24.6. Donauinsel, Wien, 2.7. Traiskirchen

Circuit White
8.7. Seeboden, 15.7. Kufstein, 22.7. Die Grube, Wien, 29.7. Salzburg, 6.8. Donauinsel, Wien, 12.8. Gmünd

Finale Circuit Red
16.7. Donauinsel, Wien

Finale Circuit White
16.8. Donauinsel, Wien

Parallel zur professionellen Worldtour zieht nun auch eine 3x3-Austria-Tour durchs Land, auf der sich Profis, Semiprofis und Hobbyspieler*innen an zwölf Orten messen können. Hier in Grafenegg teilen sie sich sogar eine Bühne.

Profis mit Fiba-Lizenz

Elias Wlasak, 22, rechts im Bild, spielt in der Bundesliga bei den Vienna Timberwolves. Während der Sommerpause nutzt er das 3x3-Basketball für ein organisiertes Training und bereitet sich für das U23-Nationalteam vor. Was er als Hallenprofi vom Streetball mitnimmt? „Das Spiel ist schneller, dynamischer und man spielt mehr 1-gegen-1 als beim 5-gegen-5. In der Defensive lernt man, härter zu verteidigen, weil man gegen größere Spieler andrücken muss. In der Offensive muss man seinen Wurf trainieren und kann das Mann-gegen-Mann-Spiel gegen gute Verteidiger trainieren“, sagt Wlasak.

3x3-Basketball-Austria-Tour Grafenegg

Florian Wörgötter

Sein Teamkollege Jusuf Selimovic, 20, links im Bild, spielt als Legionär in Sarajewo und hat seinen Platz im 3x3-U21-Nationalteam. Was ihn mehr erschöpft: 10 Minuten Speedrun im 3x3-Basketball oder 5-gegen-5 in der Halle auf zwei Körbe? „Nach zehn Minuten 3x3-Dauersprint ist man viel erschöpfter, weil man weniger Spielpausen, Freiwürfe oder Time-outs hat. Auch das Spiel ist härter, weil weniger Fouls gepfiffen werden“, sagt Selimovic. Allerdings könne man als schneller, athletischer Spieler beim Streetball eher erfolgreich sein, während beim 5-gegen-5 das taktische Wissen im Vordergrund steht.

Also: Nur die Harten kommen in den Kulturgarten – oder wie der Moderator zwischen Snoop Dogg und Sam Smith sagt: „Da wird der Hund in der Pfanne verrückt.“

Just-for-Fun-Hobbyspieler

Gegen Mittag verabschieden sich bereits die ersten Spieler nach der Gruppenphase. Drei Jungs aus Wien resümieren ihr erstes professionelles Wettkampfturnier. „Unser erstes Spiel haben wir 01:21 gegen das Team aus Prag verloren. Doch ich habe den ersten Punkt erzielt, daher bin ich stolz“, lacht einer der drei Novizen. Sie haben hier in Grafenegg eine neue Intensität und ein hohes internationales Niveau kennengelernt, auf dem sie auch weiterhin Erfahrungen sammeln wollen. Dafür wollen sie auch trainieren.

Vor dem Amphitheater des Wolkenturms steht noch ein zweiter Streetball-Court, auf dem sich die Hobbyteams der Herren messen. Ab dem Halbfinale dürfen auch sie auf der Hauptbühne mit den Akustikpanelen spielen. „We’re at home, baby“, sagt Jürgen mit der Horace-Grant-Gedächtnisbrille. Die Karriere des Chicago-Bulls-Kollegen von Michael Jordan haben er und sein „erfahrenes“ Team wohl noch live miterlebt.

3x3-Basketball-Austria-Tour Grafenegg

Florian Wörgötter

Nach wackerem Kampf mussten sie sich jedoch der Jugend geschlagen geben. „Wir haben hier mit unserer Hobbytruppe eine Runde gespielt. Wir spielen, weil es einfach Spaß macht. Die Leute sind gut drauf, tolerant, auch wenn es hitziger zugeht, bleiben alle fair und geben sich am Ende die Hand.“ Ihr Ziel, auf der großen Bühne im Wolkenturm aufzutreten, haben sie jedenfalls erreicht.

Where the Ladies at?

Am Vortag hatten auch der Nachwuchs und die Damen der Landesliga ihren Auftritt im Schlosspark. Für ein semiprofessionelles Damenturnier kommen in Österreich aber (noch) keine nötigen zwölf Damenteams zusammen. Woran liegt das? „Damen sind im Basketball einfach unterrepräsentiert“, sagt Veranstalterin Monika Stolze.

Die Gründe dafür: „Zum einen trauen sie sich den zeitweisen Fullcontact im Wettbewerb nicht zu, obwohl manche es richtig drauf haben. Andererseits hören viele Spielerinnen in der Jugend wieder auf, weil ihre Freundinnen nicht mehr weiterspielen. Außerdem könnten Vereine und Verband den Damenbasketball noch mehr fördern und promoten“, meint Stolze. Sie und ihr Partner, Turnier-Initiator Andreas Stolze, rekrutieren mit „Basketball am Wagram“ den Nachwuchs auch in den Turnklassen der Mädchen.

3x3-Basketball-Austria-Tour Grafenegg

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Ihr Vorschlag: "Es wäre schon viel inklusiver, wenn die Herrenturniere auch Mixed-Teams ausschreiben würden. Vielleicht gibt es da draußen die eine Frau, die alle an die Wand spielen kann“, sagt Stolze.

Johannes Wiesmann, Generalsekretär des österreichischen Basketballverbandes, bestätigt, dass der Damenbasketball in den letzten zwei Jahrzehnten nicht genügend wertgeschätzt wurde. „Wir haben in den letzten vier Jahren stark investiert und konnten heuer erstmals alle Nachwuchs-Damenteams besetzen." Allerdings mache sich das im 3x3-Breitensport noch kaum bemerkbar, meint Wiesmann. Bis eine Damentour im Streetball funktionieren kann, werde es noch ein paar Jahre dauern.

3x3-Basketball-Austria-Tour Grafenegg

Florian Wörgötter

Doch das Ziel, mit dem 3x3 neue Zielgruppen zum Basketball zu bringen, sei bereits erreicht. „Auch wenn es die Zahlen nicht direkt belegen können: 3x3 ist sicher einer der Gründe, warum unsere Vereine nach der Pandemie einen immensen Boom erfahren. In Städten wie Graz, wo wir Großevents wie den Olympia-Qualifier und die 3x3-EM veranstaltet haben, spüren wir den Zulauf am meisten“, sagt Wiesmann.

3x3-Basketball-Austria-Tour Grafenegg

Florian Wörgötter

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