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Thea Ehre schaut in "Bis ans Ende der Nacht" direkt in die Kamera

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Hart, aber herzlich

Drogen in Plüschtieren und zwei, die lieben: „Bis ans Ende der Nacht“ ist ein Polizistenthriller aus Deutschland und so spannend wie melodramatisch. Der Film ist zugleich das Kino-Debüt der österreichischen Schauspielerin Thea Ehre.

Von Maria Motter

„Da bin ich“, sagt Thea Ehre mit blonden Locken in ihrer Rolle als Leni Malinowski zu ihrem Filmpartner als Erstes in „Bis ans Ende der Nacht“ auf einer Überraschungsparty, und es ist ein Glück fürs Kino. Wiedersehensfreude und Ungewissheit blitzen in ihren Augen auf, als ihr Schauspielkollege Timocin Ziegler als Polizist an einem tragenden Pfosten lehnt. Ganz so, wie es sich für Film- und Fernsehkommissare gehört: als müsste er sich dringend anhalten, um nicht einzuknicken. Die zwei sollen jetzt gemeinsame Sache machen. Sie sollen einen alten Bekannten und Großdealer zu Fall bringen.

„Bis ans Ende der Nacht“ ist ein Polizistenthriller aus Deutschland. Es ist ein Film Noir, der eigentlich ein Gefühl beschreibt, sagt Regisseur Christoph Hochhäusler auf der Berlinale im Februar über seinen neuen Film „Bis ans Ende der Nacht“. Männer, die ihre Seele verloren haben, waren ein Impuls zur Geschichte. Thea Ehre wird auf der Berlinale mit dem Silbernen Bären für ihre Darstellung im Film ausgezeichnet.

Für die oberösterreichische Schauspielerin und trans Aktivistin Thea Ehre ist „Bis ans Ende der Nacht“ ihr Kinodebüt. Sie spielt eine trans Frau, die sich auf einen Deal mit den Behörden einlässt – obwohl sie doch so schlecht lügen kann, aber sie hat nun mal vorher mit Speed gedealt. Der ermittelnde Polizist ist ihr Ex-Freund. „Hättest ja auch nein sagen können“, ist dessen Begrüßung. Es ist eine verbale Attacke, die ein Herz in die Magengegend befördern könnte. Aber Leni Malinowski kontert: „Besser als Knast“.

Timocin Ziegler und Thea Ehre in "Bis ans Ende der Nacht".

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Thea Ehre und Timocin Ziegler in „Bis ans Ende der Nacht“ von Christoph Hochhäusler.

Vom Fleck weg zieht sich eine Spannung durch diesen Film. Dabei sind die Motive bekannt, aber die Motivation ist hier neu verteilt und wenn hier auch mit Schachfiguren gedealt wird, so kann man mitraten, wer mit wem spielt. Das ist nicht so klar wie die Kamerablicke durch Glasfronten und in Spiegel. Es geht um zwei, die lieben, um eine Transition vom Mann zur Frau und um Drogen in rauen Mengen.

Schwärmerische Schlager der 1960er Jahre von Esther Ofarim und Heidi Brühl sind der Kontrast zu Szenen, in denen Liebesgeplänkel mit harten Kränkungen endet. Thea Ehre spielt die süße Hoffnung und die Enttäuschung, Eigensinn und Zärtlichkeit überzeugend. „Bis ans Ende der Nacht“ ist eine ziemliche Hochschaubahn der Gefühle für die Charaktere, in vielen Szenen tappen sie im Dunkeln, doch für Zuschauer*innen gestaltet sich das insgesamt hart, aber herzlich und auch mit Witz (ein Drogendealer mit Beziehungsproblemen beim Cha-Cha-Cha-Kurs kommt einem auch nicht alle Kinostarttage unter).

Und alles könnte einfach so schlimm daneben sein, wenn in einer Filmszene ein Polizist einer trans Frau eine Fußfessel anlegt, die sich gerade geborgen wähnt und liest. Doch Regisseur Christoph Hochhäusler und seinen Schauspieler*innen gelingen intensive, gewaltig stimmige Szenen. „Bis ans Ende der Nacht“ dreht sich um Blendung und Begehrlichkeiten und vermag gekonnt zu unterhalten. Am besten jedoch liest man nicht zu viel vorab und Thea Ehres Interview mit der deutschen Vogue und das Falter-Portrait erst nach dem Kinobesuch.

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