FM4-Logo

jetzt live:

Aktueller Musiktitel:

Screenshot aus dem Videospiel "Pikmin 4"

Nintendo

Game

In „Pikmin 4“ machen wir als Mini-Alien Hinterhöfe unsicher

Strategiespiele können bunt und zugänglich sein! Der beste Beweis dafür ist die knuffige „Pikmin“-Serie, für die nun endlich wieder ein neuer Teil erschienen ist. Wir steuern damit als Mini-Astronaut:in wuselige Pflanzenwesen und kämpfen uns mit ihnen durch - aus subjektiver Sicht - riesige Gärten und Höhlen.

Von Robert Glashüttner

Historische Schlachten und epische Weltraumkriege, ausufernder Städteaufbau, kulturelle und technische Evolution und die ewige Eroberung. In vielen Strategiespielen gibt es nichts zu lachen, sie nehmen sich ziemlich ernst und verlangen von uns eine intensive Auseinandersetzung mit ihnen. Viele Spieler:innen schrecken deshalb zurück oder fangen lieber gar nicht erst damit an. Man möchte nicht in ein Zeitloch fallen.

Wo sind nun die zugänglichen, verspielten, abwechslungsreichen und bunten Alternativen dazu? Diese Frage hat sich Nintendo bereits vor rund 25 Jahren gestellt. Das war damals sehr unüblich. Nicht nur, weil Strategiespiele kaum farbenfroh und amüsant sind, sondern auch, weil sie auf Spielkonsolen damals noch unüblicher waren als sie es heute sind. Doch es war und ist wie so oft bei Nintendo: Wenn sich die kreativen Köpfe des japanischen Games-Konzerns mal etwas vornehmen, ziehen sie es durch. Das war die Geburt des originalen „Pikmin“, erschienen 2001 für den Nintendo Gamecube.

Wuselfaktor mit lebenden Karotten

Pikmin sind freundliche, aber auch eher willenlose Pflanzenwesen, die von unserer Spielfigur erweckt und fortan genutzt werden können. Wie in einem (Echtzeit)Strategiespiel üblich, schicken wir unsere Armee gegen Kontrahenten in die Schlacht und sammeln gleichzeitig Ressourcen. Bloß sind die Feinde in „Pikmin“ keine Soldaten feindlicher Nationen oder schreckliche Space-Aliens, sondern bloß kurios aussehende Käfer und Insekten. Gesammelt werden keine raren Kristalle, sondern irgendwelche Gegenstände, die so in der Gegend rumliegen: Gabeln, Töpfe, Fahrradklingeln, Gameboys.

„Pikmin 4“, entwickelt und vertrieben von Nintendo, ist exklusiv für die Switch erschienen. Es gibt auch eine Demo.

Visuell gesteuert wird „Pikmin“ - unüblich für diese Spielegattung - aus einer Dritte-Person-Perspektive, sprich: Wir sehen das Geschehen nicht aus einer Totalen von oben, sondern aus jener Höhe, wo sich das Geschehen abspielt.

Der neue, vierte Teil knüpft an die alten Traditionen der Serie an: Wieder müssen wir als Mini-Astronaut:innen die Pikmin sammeln, verwalten und in klugen Kombinationen ausschicken, damit wir uns gegen Fressfeinde wehren und immer genügend Energie parat haben.

Screenshot aus dem Videospiel "Pikmin 4"

Nintendo

Kluge Farbkombinationen

Was in umfangreicheren Strategiespielen undenkbar, weil zu simpel wäre, wird von „Pikmin“ gefeiert: Unsere Einheiten, sprich Pikmin, unterscheiden sich nur durch ihre Farben. Dennoch hat jeder Typus unterschiedliche Eigenschaften. So sind die Feuer-Pikmin gute Kämpfer, die neuen Frost-Pikmin wiederum können Gegner, aber auch etwa Wasserlachen einfrieren und so strategische und geografische Vorteile eröffnen. Je nach Situation sollten wir uns immer überlegen, welche Farbkombinationen aus Pikmin (je drei sind zur selben Zeit möglich) am sinnvollsten sind.

In einem neuen, ausführlichen Interview erfährt man interessante Hintergrundinfos zur Entstehungsgeschichte der Serie.

Außerordentlich herausfordernd ist all das nicht, und „Pikmin 4“ kommt am Anfang auch erst mal langsam in die Gänge. Doch das Spiel ist ein Wohlfühl-Game im besten Sinn - heute würde man es wholesome nennen - und bietet uns vor allem kuriose Wesen, witzige Gegenstände und überschaubare, aber auch nicht immer triviale Herausforderungen. Wem das zu wenig ist, für die oder den findet sich dennoch einiges zu tun im neuen „Pikmin“ - etwa, wenn man Levels unter Zeitdruck absolvieren muss, oder sogar (lokal) gegen einen zweiten Menschen im Duell antritt.

Screenshot aus dem Videospiel "Pikmin 4"

Nintendo (Screenshot: Robert Glashüttner)

Nach über 20 Jahren weiterhin ein Ausnahmespiel

Obwohl seit 2001 einzelne Spiele - etwa das komödiantische Horrortaktik-Game „Sea Salt“ - auf die „Pikmin“-Mechaniken Bezug genommen haben, haben sich andere Computerspiele erstaunlich wenig von dieser Formel inspirieren lassen. Natürlich sollte man die Kirche im Dorf bzw. das Pikmin im Garten lassen: Diese Art von Games sind nicht hochpopulär, sondern haben bloß eine solide Fanbasis, die wirtschaftlich nur circa alle zehn Jahre eine Fortsetzung rechtfertigt. Macht nichts, denn dann freut man sich umso mehr, endlich mal wieder mit kleinen, kugeligen Außerirdischen und ihrem Wuselgemüse ordentlich den Hinterhof unsicher zu machen.

Aktuell: