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Screenshot aus dem Computerspiel "Venba"

Visai Studios

Game

In „Venba“ kochen wir mit einer indischen Einwandererfamilie

„Venba“ ist eine äußerst ungewöhnliche Mischung aus interaktiver Story und Kochen. Wir stehen dabei in der Küche eines jungen Ehepaares, das von Indien nach Kanada immigriert ist und zwischenmenschliche-soziale Spannungen in der Küche wieder abklingen lässt.

Von Robert Glashüttner

In ein anderes Land ziehen ist nicht einfach: Es warten dort oft andere Sprachen und noch unbekannte kulturelle Üblichkeiten, ein unterschiedliches Sozialsystem und mitunter auch unfaire Vorurteile auf einen. Um diesen schwierigen Einfindungsprozess geht es auch in einem neuen Game namens „Venba“. Dabei kommt ein junges indisches Ehepaar nach Kanada und versucht sich, so gut wie möglich zu integrieren. Wenn der Stress und die Ernüchterung dabei zu groß werden, dann – ja, dann wird gekocht! Dieses neue Computerspiel ist also eine ungewöhnliche Mischung aus Cooking Game und Visual Novel.

Lern kochen, Mann!

Venba liegt angeschlagen auf der Wohnzimmercouch und bittet ihren Mann, Idli zu kochen – weiße Küchlein aus einem fermentierten Teig aus gemahlenen Bohnen und Reis. Er könne das aber nicht, sagt er, doch es sei ja gar nicht notwendig, jetzt zu kochen. Der Ehemann, der nicht einmal einfache Gerichte kochen kann: Herrje, aber na gut, dann machen wir ihm ein schlechtes Gewissen, bereiten es aber erst mal selbst zu.

„Venba“, entwickelt und vertrieben von Visai Games (aus Toronto, Kanada), ist für Windows, Switch, Playstation und Xbox erschienen.

Kochen ist cool, auf jeden Fall in „Venba“. Die Zutaten – Gemüse, Gewürze, Reis, Pasten und so weiter – liegen schon bereit, und wir müssen nur noch schauen, dass wir alles in der richtigen Reihenfolge vermengen, rein- und rausschütten, die Ofentemperatur mal rauf- und mal runterdrehen. Deckel drauf nicht vergessen! Wirklich kompliziert ist das in Form eines intuitiven Games zwar nicht, aber es ist auch kein No-Brainer – vor allem, weil wir im Westen mit der indischen bzw. tamilischen Küche kaum vertraut sind.

Hin- und Hergerissen zwischen den Kulturen

Zwischen dem Kochen und Zubereiten erleben wir die Geschichte eines Liebespaares, das in den 1980ern nach Kanada ausgewandert ist und nun mit Spracherwerb, Jobsuche und sozialem Anschluss zu kämpfen hat. Dann kommt der kleine Kavin zur Welt, der für die beiden wie ein Brennglas der kulturellen Unterschiede wirkt. Er ist nun Kanadier mit indischen Eltern, kann mit deren kulturellen Wurzeln aber lange Zeit so gar nichts anfangen.

Screenshot aus dem Computerspiel "Venba"

Visai Studios

Nach dem Spielen wird man den großartigen Soundtrack von Alpha Something nicht mehr aus dem Kopf bekommen.

"Venba“ ist ein hervorragendes Indiegame in Spielfilmlänge, empathisch und überraschend, das Computerspiel-Konventionen über Bord wirft und sich mit einem Kulturkreis beschäftigt, der in Games weiterhin unterrepräsentiert ist. Dargestellt wird das Game in einem markanten, hübsch-bunten, aber gänzlich unkitschigen Zeichen- bzw. Comicstil, der an schick illustrierte Kinderbücher aus den 1950er bis 70er Jahren erinnert.

Wer außerdem immer schon Biriyani, Chicken Rasam oder eben Idli zubereiten wollte, bekommt nach dem Spielen noch mehr Motivation dazu. Oder man geht unwissend ins Game und lässt sich von „Venba“ dazu inspirieren, sich anschließend an die indische Küche zu wagen.

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