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Strömender Regen bei Camo & Krooked

Eva Sutter

festivalradio

Nina Chuba, Camo & Krooked und Cari Cari beim Szene Openair

Der dritte und letzte Tag des Szene Openair Festivals 2023 war bestimmt von Regen und Matsch. Da halfen nur viel Stroh, Livemusik und gute Laune.

Von Livia Praun

Man merkt den Leuten ihren Kampf gegen Regen und Schlamm eindeutig an. Teile des Campingplatzes sind einfach im Gatsch versunken, Planen und ganze Pavillons schwimmen darin herum. Manche haben sogar noch in der Nacht aufbrechen müssen, weil ihre Zelte dem Schlamm einfach nicht mehr widerstehen konnten. Zu Mittag packen dann einige weitere ihre Sachen und retten sich in ihre Notfallquartiere. Also in die Wohnungen von Bekannten oder befreundeten Personen, die irgendwo in der Gegend wohnen. Dann geht es natürlich wieder zurück zum Festivalgelände, immerhin hat der letzte Tag musikalisch noch so einiges zu bieten.

Campingplatz und Schlamm

Radio FM4 | Nils Kozeluha

Guten Morgen, liebe Crowd!

Den letzten Tag eröffnet die Band Bon Jour. Eine kleine Traube von Menschen versammelt sich vor der Bühne und tanzt etwas zurückhaltend (vielleicht einfach nur traumatisiert von der Nacht am Campingplatz) zu dem Indie-Rock der Wiener. Hier, vor der Bühne, wirkt das Chaos weit weg. Über Nacht haben die Veranstalter Unmengen an Stroh hergeschafft, und so lässt es sich, zumindest am Anfang, mit Birkenstocks vor den Bühnen tanzen. Das ganze Setting erinnert so richtig an ein Dorffest, vor allem, als dann kleine Kinder (und auch ein paar bereits zu Mittag angetrunkene Erwachsene) beginnen, mit dem Stroh zu spielen.

Dilla

Samantha Isted

Dilla

So richtig ins Tanzen kommt die Crowd dann bei der Künstlerin Dilla. Die geborene Performerin kommt aus München und singt, schreibt und produziert ihre Songs. Eigentlich hat Dilla als Spaßprojekt begonnen. Während das Projekt mittlerweile durchaus ernst zu nehmen ist (immerhin war Dilla schon mit Kraftklub auf Tour), ist ihr der Spaß dran noch immer anzumerken. In der Band wie auch im Publikum wird viel gelächelt und getanzt, egal ob eine Ballade oder Techno-Schlager-Pop gespielt wird. Was ich hier als Techno-Schlager-Pop bezeichne, das nennt Dilla Underground-Schlager. Im Interview mit FM4 erzählt sie, dass ein Berliner Underground-Rapper mal ihre Musik so bezeichnet hat: „Und ich hab gesagt: Komplett, du hast völlig Recht!“ Für viele ist Dilla wohl eine der großen Entdeckungen dieses Festivalwochenendes.

Mola

Rafael S. Roman

Mola

Den Award für die Band mit den besten Outfits gewinnt definitiv die Münchner Band Mola. Alle cool, trotzdem haben alle ihren eigenen Style. Wie so ein moderner Take vom Breakfast Club. Dann beginnt es nach einer kurzen Verschnaufpause wieder zu regnen. Die Wiener Emo-Punk-Band Jeremy Pascal passt gut zur verregneten Stimmung. Etwas moody spielen sie vor einer kleinen Crowd, die dem Regen trotzt. Auf der Seite gibt es anfangs unter einem großen Zelt einige Beobachter:innen, die lieber im Trockenen bleiben. Aber auch von ihnen stoßen noch einige zum Publikum dazu und moshen brav mit.

Jeremy Pascal

Eva Sutter

Jeremy Pascal

Acts, Acts, Acts aus Österreich!

Gleich danach kommt genretechnisch eine 180-Grad-Wendung: Alexander Köck und Stephanie Widmer bringen mit Cari Cari ein Stück Wilden Westen mit. Er in brauner Lederjacke an der Gitarre, sie in weißem Zweiteiler mit Fransen und Cowboyhut an Keyboard, Schlagzeug und gefühlt noch zehn weiteren Kleininstrumenten. Im Barbie-Film würde es heißen: She is everything and he’s just playing the guitar. Die beiden spielen ihren Indie-Rock wie gewohnt in höchst sympathischer und professioneller Manier. Für FM4 Festivalradio erzählt Stephanie Widmer von ihrem Wunsch, dass die Leute nach dem Konzert „einfach inspiriert“ heimgehen. „Das kriegen wir oft geschrieben, dass sie danach inspiriert sind, auch ein Instrument zu spielen oder zu malen.“

Cari Cari

Matthias Rhomberg

Cari Cari

Wie ihr vielleicht schon gemerkt habt, steht der letzte Tag des Szene Openair Festivals ganz im Zeichen von österreichischen Acts. Neben den bereits erwähnten Bands spielen noch die Salzburger Indie-Boys von Please Madame und auch die Vorarlberger Punker von Drunken Pumpkins, die österreichische Pop-Sängerin Mathea (die man auch definitiv nicht unterschätzen sollte) und auch die österreichischen Drum’n’Bass-Größen Camo & Krooked. Bei ihrem Set regnet es dann in Strömen.

Camo & Krooked

Matthias Rhomberg

Camo & Krooked

Die beiden Musikproduzenten, die ein eigenes Label mit Mefjus haben, legen gegen Mitternacht vor einem trotzdem ziemlich aktiven Publikum auf. Als hieße es „Fit mit Camo & Krooked“ wird ihr Set zu einem richtigen Workout. Es gibt einige ihrer eigenen Songs zu hören (etwa „No Way Out“ und „Good Times Bad Times“), aber natürlich wird auch viel anderes aufgelegt. Etwa der D’n’B-Klassiker „Afterglow“ von Wilkinson wie auch kurze Ausschnitte von The Weeknd oder den Fugees.

Nina Chuba

Matthias Rhomberg

Nina Chuba

Der große Publikumsmagnet kommt Samstagabend aber aus Deutschland: eine junge deutsche Künstlerin, deren Song „Wildberry Lillet“ dank Tiktok wohl alle kennen. Nina Chuba lockt ein breites Publikum an. Bei „Mangos mit Chili“, „Ich hass dich“ oder „Wildberry Lillet“ geht eine kleine Sechsjährige auf den Schultern vom Papa komplett ab. Ein paar Meter neben ihr steht ein circa 25-jähriger Riesenfan, der alle Texte in- und auswendig kennt und das ganze Konzert über nicht zum Stehen kommt. Dem Rest der Crowd geht es ähnlich.

Hin und wieder stimmt sie auch langsamere Songs an, wie etwa „Nicht allein“, einen Song über Depressionen. Als sie über den Song und das Tabu, über Depressionen zu sprechen, redet, jubelt ihr das Publikum zu. Sie erzählt auch von ihrem schnellen Aufstieg und plötzlichen Fame im letzten Jahr: „Ich hab’ gelernt, dass das nicht glücklich macht. Ich hab’ gelernt, dass ich mein Glück im Privaten finden muss.“ Diese ehrlichen Momente machen die glitzernde, perfekt durchgestylte und immer lächelnde Nina Chuba für das Publikum greifbar. Damit war sie das eindeutige Highlight des Tages und der krönende Abschluss vom Szene Openair 2023.

Nina Chuba

Samantha Isted

Mehr vom Szene Openair Festival 2023:

  • Tag 1: Cro, Ski Aggu, SSIO u.a.
  • Tag 2: Verifiziert, Sportfreunde Stiller, Bilderbuch u.a.
  • Tag 3: Nina Chuba, Camo & Krooked, Cari Cari u.a.

Tatsächlich gab es auch noch bei den letzten Acts einen festen, nicht matschigen Boden. An dieser Stelle einen großen Dank an das Stroh, du hast deinen Job echt gut gemacht. Der Campingplatz ist am Ende des Tages jedenfalls viel leerer - die letzte Nacht machen hier am Szene Open Air nicht mehr viele mit. Nächstes Jahr regnet es hoffentlich etwas weniger. Aber, wie eine Stammbesucherin es ausgedrückt hat: „Szene Openair ohne Regen, das gibt’s ned!“

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