FM4-Logo

jetzt live:

Aktueller Musiktitel:

Die Hauptfigur Jann Mardenborough aus dem Film "Gran Turismo".

Sony Pictures

Der „Gran Turismo“-Film zeigt die Inspirationskraft von Games

Der neue Film von Science-Fiction-Regisseur Neill Blomkamp ist das Biopic eines jungen britischen Rennfahrers, der seine Karriere von der Spielkonsole im Kinderzimmer aus begonnen hatte.

Von Robert Glashüttner

Der Traum, bei irgendetwas die oder der Beste der Welt zu sein, kann motivierend sein. Es muss ja nicht gerade in einer jener Disziplinen sein, für die man sein ganzes Leben opfern muss, um überhaupt eine kleine Chance darauf zu haben. Aber ob plausibel erreichbar oder nicht: Alleine das Streben nach so einem Ziel kann eine hohe Motivation entfalten. Diese wiederum kann viel Dynamik und Struktur ins eigene Leben bringen.

Natürlich ist die Kehrseite einer derartigen Leidenschaft, dass man dafür manchmal vielleicht sogar bereit ist, zu viel dafür aufs Spiel zu setzen, oder dass diese - meist eher abstrakte - Zielsetzung zur Obsession werden kann. „Gran Turismo“, der Film, nähert sich dem Traum, irgendwo der Beste zu sein auf einer weitgehend konstruktiven Weise und zeichnet seinen (auf der realen Person basierenden) Protagonisten Jann Mardenborough als leidenschaftliche, fokussierte, disziplinierte, aber nie ausufernde Figur.

Der Sim-Gamer, der zum Rennfahrer wurde

Ein Teenager aus soliden, aber einfachen Verhältnissen träumt seit Kindheitstagen von der Karriere als Rennfahrer. Er trainiert seit Jahren auf seiner Playstation „Gran Turismo“, jene Autorennfahrsimulation, die dieses Jahr ihren 25-jährigen Geburtstag feiert und seit langer Zeit ein wichtiger Stall der Marke Playstation ist. Trotz Widrigkeiten und großer (verständlicher!) Sorge der Eltern schafft Jann tatsächlich den Sprung vom Konsolen-Lenkrad im Kinderzimmer ins Cockpit eines echten Rennautos.

Das klingt nun ein bisschen nach einer einfältigen modernen Märchengeschichte, und doch hat es diesen Fall gegeben. Im Jahr 2011 hat der tatsächliche, damals 20-jährige Jann Mardenborough die sogenannte GT Academy gewonnen, ein Programm und TV-Event, das es Rennspieler:innen ermöglicht hat, bei echten Autorennen teilzunehmen. Nun ist diese Erfolgsgeschichte mit großen Budget auf die Leinwand gebracht worden, und zwar vom Regisseur Neill Blomkamp, den man von Science-Fiction-Filmen wie „Elysium“ oder „Chappie“ kennen könnte.

Dem Vater wäre ein Fußball-spielender Sohn lieber

Janns Familie fängt nicht viel mit der Leidenschaft des Sohns für Rennautos und dem ständigen Trainieren von „Gran Turismo“ auf seiner Playstation an. Er würde sich nie so ein Auto leisten können, heißt es, und: Mach doch bitte lieber was anderes! Doch mit der Leidenschaft ist es wie mit der Liebe – wo sie hinfällt, fällt sie hin.

Rennautos aus dem Film "Gran Turismo".

Sony Pictures

„Gran Turismo“ erzählt rasant und dramaturgisch auf den Punkt die Geschichte von Jann Mardenborough, gespielt von Archie Madekwe: vom verspielten Beginn im Kinderzimmer über die In-Game-Qualifikation bis hin zum Start ins GT Academy-Team und den anschließenden Beginn einer Rennfahrerkarriere. Die zweite Hauptrolle ist Jack, dargestellt von David Harbour (bekannt unter anderem als Sheriff Hopper aus „Stranger Things“): ein ehemaliger Rennfahrer und nun Janns Trainer. Er glaubt zuerst nicht an die Rennsport-Fähigkeiten von jemandem, der bisher nur auf der Spielkonsole eine Simulation trainiert hat. Doch Jann lässt sich aller Widrigkeiten zum Trotz und teils heftiger Rückschläge nicht von seinem Weg abbringen.

Games und Simulationen als Inspirationsquelle

Für einen Film mit einer geradlinigen, gut vermarktbaren Geschichte, ist „Gran Turismo“ verblüffend spannend geworden und kommt nahezu ohne hohle, klischeehaft-kitschige Heldenmomente aus. Die Hauptfiguren sind markant, aber nicht überzeichnet; streitbar, aber selten überspitzt. Darüber hinaus hat der Film auch für Nicht-Rennsportfans quasi keine Längen, und das mag für einen 134-Minuten-Film über eine Jugendlichen, der vom Gamer zum Racer wird, etwas heißen. Vor allem der Ernsthaftigkeit, mit der die Hauptfigur ihrer Leidenschaft nachgeht, sieht man gerne zu. Es zeigt auch die Inspirationskraft von Simulationen und Games.

„Scheiße, verdammter Spieler!“, schreit ein deutscher Rennfahrer in einer Szene, in der er von Jann während eines Rennens überholt wird, und das bringt die Essenz des Films ganz gut auf den Punkt. Vom Gaming-Room in den Autorennsitz? Ja, doch, alles ist möglich. Manchmal vielleicht erst recht dann, wenn sonst kaum jemand daran glaubt. Wem das immer noch zu wenig ist: In „Gran Turismo“ spielt das ehemalige Spice Girl Geri Halliwell Janns Mutter. Auch nicht schlecht!

mehr Film:

Aktuell: