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Szene aus "Strays"

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FILM

“Doggy Style” ist das Gegenteil von harmlosen Hundekomödien

Eine kleine Hollywoodcomedy mit dem Originaltitel „Strays“ setzt auf provokante Pointen und gewagte Tabubrüche. Und holt sich Bonuspunkte im Genre der sprechenden Tiere.

Von Christian Fuchs

Die wichtigste Regel gleich zuerst: Du sollst dir keine angloamerikanischen Brachialkomödien in deutscher Synchronisation anschauen, weil sich der Humor einfach nicht übersetzen lässt. Das gilt für allem für Filme mit sprechenden Tieren und/oder Will Ferrell.

Wer sich an diese Devise hält und ein Herz für völlig durchgeknallte, provokante Pointen hat, hier kommt ein Pflichtfilm. „Strays“ erzählt die Geschichte eines putzigen Border Terriers, dessen Herrchen ein dauerbekiffter Hundefeind ist. Immer wieder versucht der grantige Ungustl Doug (Köstlich: Will Forte) den ahnungslosen süßen Reggie (gesprochen von Will Ferrell) auszusetzen, eines Tages gelingt die fiese Aktion.

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Bubenhumor und berührende Momente

Reggie landet auf der Straße, wühlt in Mülltonnen und freundet sich mit anderen Streunern an. Nun könnte ein harmloser Disneyfilm beginnen, der von den Abenteuern einer lustigen Hundegang erzählt. Aber „Strays“, deutscher Verleihtitel „Doggy Style“, ist mehr als eine amüsante tierische Komödie am Ende des Sommerlochs.

Produziert von den nerdigen Allroundgenies Phil Lord & Christopher Miller, den Schöpfern des berauschenden Spider-Verse, werden Tabus gebrochen, Gürtelinien am laufenden Band unterschritten, es gibt Urinfontänen und gigantische Hundehaufen. Das klingt grauslig und ist es manchmal auch.

Aber Nullerjahre-Nostalgiker:innen werden jetzt einwerfen: Damals, als Will Ferrell, Seth Rogen, Kristen Wiig oder Jason Segel eine neue und schmutzigere Art der amerikanischen Komödie repräsentierten, kollidierte der Bubenhumor stets mit berührenden Momenten. Machismo war allgegenwärtig, aber nur als groteske Parodie.

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Geschmacksloses Gustostückerl

Fädenzieher dieser linksliberalen Schenkelklopfer-Revolution wie Judd Apatow oder die Farelly Brothers standen als Inspirationsquelle definitiv auch für „Strays“ Pate. Menschen, die sprechende Tiere vergöttern, wie der Schreiber dieser Zeilen, sind dadurch in ständiger Tränengefahr, ob durch krasse Grossout-Comedy-Gags oder Augenblicke der Melancholie.

Letztere sind aber sparsam verteilt, sei gesagt, „Doggy Style“ ist vor allem unglaublich lustig. Will Ferrell, Jamie Fox, Isla Fisher und Randall Park laufen sprachlich zur Höchstform auf (falls jemand die Eingangs-Regel vergessen hat). Die Trailer mögen einige abschrecken, aber dieser Film ist ein geschmackloses Gustostückerl, mitten im Mainstream.

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Willkommen zur plaudernden Fauna

Und weil sich „Strays“ so viele Bonuspunkte im Bereich der sprechenden Tiere holt, noch ein PS zu diesem faszinierenden Genre. Wer sich abseits von Zeichentrick und offensichtlicher Animation dem Wunder der plaudernden Fauna, kommt an einigen Meilensteinen nicht vorbei.

Am Anfang war wohl ein Pferd mit einer besonderen Fähigkeit. „Mr. Ed“ hieß der Gaul mit dem lockerem Maul. Die gleichnamige Serie war ein Vorabend-Hit im US-Fernsehen der sechziger Jahre. In jeder Folge trieb Ed seinen Besitzer mit ironischen Kommentaren an den Rand des Nervenzusammenbruchs.

Wobei die Frage nach den Trickeffekten seinerzeit natürlich heikel ist. In der digitalen Ära lernen die Viecherl dann ganz ohne Tortur das Sprechen, via Computeranimation. Zwei Meilensteine des Genres entstehen in den 90er Jahren: „Babe“ und „Babe 2: Pig in the City“.

Während der erste Schweinchen Babe-Film einfach unfassbar charmant wirkt, ist Teil 2, gedreht vom „Mad Max“ Regisseur George Miller, ein verkanntes düsteres Meisterwerk. Ein Film voller Wehmut und Schönheit, als ob Federico Fellini einst mit Hunden und Affen gedreht hätte.

Nicht zu vergessen klarerweise: Der kleine Bär aus dem peruanischen Dschungel, der in London Herzen bricht. „Paddington“ und „Paddington 2“ sind viel mehr als Kinderkino mit Klasse. Wir verdanken dem Regisseur Paul King, der gerade einen Willy Wonka-Film gedreht hat, zwei verdammt smarte, clevere Actionmärchen für alle Altersstufen, very british.

Tollster Neuzugang im Reich der sprachgewandten Tiere: der ultra-coole Weltraumhund Cosmo, aus dem Marvel Universum, rund um die Guardians of the Galaxy. Im dritten Teil der Saga, dem immer noch besten Comicfilm dieses Jahres, bekommt der smarte russische Labrador-Mix ein paar Spitzenauftritte.

Cosmo, Paddington, Babe oder Reggie: Sprechende Tiere sind eines der schlagendsten Argumente für die Kunstform Film. Gar keine Frage, „Star Wars“ wäre mit quasselnden Schweinen, Katzen und Hunden in der Hauptrolle sicher auch besser.

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