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Der Song zum Sonntag: Puma Blue - „Pretty“

„Holy Waters“ heißt das neue Album vom britischen Künstler Puma Blue. Sein Song „Pretty“ ist mit seinen Gedanken über Begierde und Selbstzweifel unser Song zum Sonntag.

von Michaela Pichler

Die rosarote Brille macht’s möglich: Da ist auf einmal jemand anderes, der dich wirklich sieht; eine Person, bei der du dich wohl fühlst, sicher fühlst, schön fühlst. Ganz egal, was dieses Konzept von Schönheit überhaupt bedeuten soll. Auf einmal ist da mehr Selbstbewusstsein und du kannst dich in einem neuen Licht sehen. In einem deutlich besseren. Aber was, wenn dieses Begehrt-Werden nur ein Zerrbild ist? Auf seinem neuen Album „Holy Waters“ hat sich der Londoner Mittzwanziger Puma Blue seine Gedanken dazu gemacht.

  • Alle Songs zum Sonntag auf FM4
  • Auch die geschätzten Wissenschafts- und Popjournalist*innen Thomas Kramar und Heide Rampetzreiter machen sich in der Presse am Sonntag zum jeweils selben Song ihre Gedanken.

Auf den ersten Blick könnte “Pretty” einfach nur ein Liebeslied sein. Oft gehört und viel besungen in der Popgeschichte. Doch der Singer-Songwriter Jacob Allen alias Puma Blue besingt darin eigentlich gar nicht sein schönes Gegenüber, mit dem er sich selbst attraktiver fühlt. Viel mehr macht er Zeile für Zeile seine eigenen Unsicherheiten sichtbar.

„You make me feel so pretty“ - so lautet der Refrain, den Puma Blue immer wieder vor sich her haucht. Eine kleine Beschwörung, die das schlummernde Selbstwertgefühl vielleicht doch noch herauskitzeln möchte. Erst in der letzten Zeile des Liedes gesteht er sich ein, dass er sich selbst trotz der Bestätigung von Außen gar nicht schön findet beziehungsweise er formuliert es noch fataler, nämlich als Fakt: „And I’m not pretty / at all.“

In einem Interview mit the Fader meint Jacob Allen über den Song: „‚Pretty‘ is about feeling ugly. So ugly that sometimes you can’t believe the person who loves you sees you how they do.“ Spätestens wenn der erste, rosa Zauber des Verliebtsein verflogen ist, macht sich die eigene Schwere dann eben doch wieder bemerkbar.

Die neue Platte „Holy Waters“ von Puma Blue ist am Freitag, den 1. September 2023, via Blue Flowers erschienen. Im September startet auch seine Tournee durch Europa und die USA mit Terminen in Köln, Hamburg und Berlin - in Österreich macht Puma Blue leider nicht Halt.

Im Musikvideo zu „Pretty“ geistert der Musiker durch ein schwarz-weißes New York City, am Rücken hat er sich Engelsflügel umgeschnallt. Er ist ein Suchender. Und wird heimgesucht von seinen ganz eigenen Geistern. Im Englischen gibt es für diesen Zustand das akkurate Wort „haunted“, das passt auch gut zum Sound, den Puma Blue in einem FM4 Interview einmal als „gothic RnB“ bezeichnet hat. Wie also die selbstzweifelnden Dämonen austreiben? Songs darüber schreiben hilft bestimmt schon mal.

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