Roboterkampf deluxe

Die Macher von „Dark Souls“ und „Elden Ring“ machen uns im späten sechsten Teil ihrer früheren SF-Franchise „Armored Core“ zu lakonisch-brachialen Roboterkriegern. Ein Feuerwerk in Blut, Schweiß und Schwermetall.

Von Rainer Sigl

Rubicon - ein zerstörter Planet voller gewaltiger Industrieruinen, unter der Erde ein unermesslicher, eigentlich verloren geglaubter Bodenschatz und bis an die Zähne bewaffnete Söldnerheere, die sich im Auftrag profitgieriger Megakonzerne in riesigen Kampfrobotern darum streiten. Diese Kampfmaschinen, „Armored Cores“, kurz AC genannt, werden von Menschen gesteuert - oder von dem, was nach diversen „Augmentierungen“ von ihnen noch übrig ist.

Im Game „Armored Core VI: Fires of Rubicon“ bin ich so ein namen- und gedächtnisloser Roboterpilot, der von einem geheimnisvollen „Handler“ namens Walter in diese Arena geschickt wird und sich mal auf der einen, mal auf der anderen Seite für Geld in die Schlacht wirft. Welche dunklen Mächte mein Schicksal bestimmen, wird im Verlauf der großteils linearen Kampagne, deren Story zwischen einzelnen, kompakten Missionen in knappen Dialogen und raren Cutscenes erzählt wird, erst gegen Ende klar. Die moralische Grauzone, in der diese Welt der Konzernkriege angesiedelt ist, macht „Armored Core 6“ mit narrativem Minimalismus zur lakonischen Noir-Military-Science-Fiction; eine sehr atmosphärische Nische.

Build your own Mech

Spiele um „Mechas“, wie die gewaltigen, mehr oder weniger humanoiden Kampfpanzer in der SF-Popkuktur heißen, gibt es viele; die meisten davon halten die aus „Battletech“ hochgeschätzte Tradition des modularen Roboterbaukastens in Ehren. So auch „Armored Core“: Mein Kampfgerät kann ich in zahllosen Abstufungen individuell anpassen, und das durchaus radikal. Vom rasend schnellen, aber zerbrechlichen Mini-Robo bis hin zum gewaltigen Stahlkoloss, der dann wieder auf Panzerketten daherkommt, ist viel Variation möglich. Und die ist auch nötig, denn jede der linearen Missionen verlangt eine andere Taktik.

Einfach drauflosballern lässt auch den stärksten und am dicksten gepanzerten Riesenroboter schnell zum Altmetall werden, vor allem, weil rasante Geschwindigkeit ein Markenzeichen der „Armored Core“-Reihe ist. Zum Glück darf ich, vor allem bei kniffligen Bosskämpfen, meinen Mech immer wieder umbauen, um etwas Neues auszuprobieren - eine „Patentkonfiguration“ gibt es nicht.

Netterweise ist dieses ständige Umbauen und Ausprobieren nicht mit Zusatzkosten im Game verbunden: Fehlkäufe von Waffen oder anderen Teilen lassen sich ohne Geldabzug jederzeit wieder rückgängig machen. Zum Glück, denn „Armored Core VI“ zwingt einen, immer wieder umzudenken, flexibel zu bleiben und Neues auszuprobieren; mit dem Kopf durch die Wand braucht man hier bedeutend mehr Energie und Skills.

Mehr als „Mecha Souls“

Wer keine Lust hat, seine liebgewonnene Spielweise regelmäßig umzustellen, wird sich schon sehr bald an „Armored Core VI“ die Zähne ausbeißen. Kein Wunder, immerhin stammt es vom japanischen Kultstudio From Software; das kennt man von „Dark Souls“ und „Elden Ring“. Auch wenn Studio-Mastermind Hidetaka Miyazaki diesmal nicht direkt beteiligt war, geht’s auch in den bombastischen Roboterschlachten studiotypisch sehr herausfordernd zur Sache. Wer nicht konzentriert bei der Sache und leicht zu entmutigen ist, wird auch hier nicht glücklich.

„Armored Core VI“ ist kein „Dark Souls“ im Science-Fiction-Gewand, sondern ein ganz eigenes Game geworden: Allerdings eines, in dem die Philosophie seiner Macher immer wieder aufblitzt. Hart, aber fair ist auch dieses Spiel, es erfordert zwar gute Reflexe, aber eben auch viel Geduld und den Willen, sich beharrlich immer wieder in die Schlacht zu werfen, bis es irgendwann doch noch Klick macht. Wer damit zurechtkommt, darf sich auf ein visuell und akustisch bombastisches Actiongame freuen, das trotz seiner lakonischen Erzählweise umwerfend atmosphärisch ist und mit schier endlosen Umbaumöglichkeiten auch noch viel spielerische Abwechslung bietet.

„Armored Core VI: Fires of Rubicon“ ist genau wie seine tonnenschweren Hauptfiguren: rasant, gewaltig und gnadenlos. Kein Spiel für alle, und dennoch nicht nur für Fans von From Software absolut empfehlenswert.