Schirm, Charme, Retro-Schmäh

Der Pixel-Shooter „Gunbrella“ wird dem Ruf des Indie-Publishers Devolver Digital gerecht: klein, charmant, knochenhart.

Von Rainer Sigl

Die Optik: retro-pixelig. Die Action: blutig und rasant. Die Waffe der Wahl: sehr schräg. Ein Gunbrella ist eine Mischung aus Regenschirm und Schusswaffe, und im gleichnamigen Pixel-Game gehen wir damit auf einen Rachefeldzug: Unsere Familie wurde ermordet, am Ort der Tat liegt die kuriose Waffe, die nun zum ersten Hinweis und Instrument unserer Vergeltung werden soll.

Der Weg führt in die Zivilisation: Aus der klassischen Seitenansicht springen und schießen wir uns in diesem „noir-punk action adventure“ durch eine niedliche Steampunk-Welt, irgendwo zwischen Fantasy und Wildem Westen.

Sprungstark und brachial

Unser Gunbrella bietet auf Knopfdruck Schutz vor feindlichem Beschuss, vor allem aber lässt er uns elegant und flott durch die Luft gleiten und riesige Sprünge machen. Genau diese akrobatischen Bewegungsmöglichkeiten machen das Spiel besonders und herausfordernd. Nach etwas Einübung gleiten und springen wir wie ein tödlicher Wirbelwind durch die Reihen unserer Gegner. Der knuffige Pixel-Look wird dabei von Unmengen Blut und herumfliegenden Körperteilen konterkariert.

Trotz dieser plakativen Brutalität bringt einen die liebevoll gestaltete Spielwelt voller schräger Charaktere auch immer wieder zum Schmunzeln. Etwa acht Stunden lang führt uns die Story in den Kampf gegen einen geheimnisvollen Kult, der hier sein Unwesen treibt.

Gewohnt gut

„Gunbrella“ hat einen wunderhübschen Retro-Pixel-Look, die Hauptattraktion ist aber das rasante Gameplay, das einem gute Reflexe und hin und wieder ein wenig Frustresistenz abverlangt. Wie das Vorgängerspiel des US-amerikanischen Studios doinksoft, das quirky Metroidvania „Gato Roboto“, ist auch das hier ein höchst konzentriertes, im Detail hochglanzpoliertes Retro-Kleinod, das keine Nostalgiebrille braucht, um zu glänzen.

Mit anderen Worten: „Gunbrella“ ist ein perfektes Spiel für das Portfolio des Indie-Publishers Devolver Digital - klein, charmant und herausfordernd. Nach „Blasphemous 2“ ein weiteres Highlight in diesem Herbst für Freund:innen des kleinen, großen Spiels.