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Hendrik Wagner / Stadtkino Wien

Kinoabo in Österreich: Wie gut funktioniert es?

Seit einem halben Jahr gibt es mit „Nonstop“ ein Kinoabo in Österreich. Wie viele Abonnent:innen gibt es mittlerweile, und wo kann es am besten genutzt werden? Im Gespräch mit Mitinitiatorin Wiktoria Pelzer lassen wir die ersten Monate Revue passieren.

Von Jan Hestmann

2023 war das Jahr von Barbenheimer, einer kuriosen Kombination zweier Kinoblockbuster, die am selben Sommerwochenende gestartet sind und damit für ein globales Kinophänomen gesorgt haben, wie es schon lange nicht mehr da gewesen ist. Einen der beiden Filme - Greta Gerwigs „Barbie“ - konnte man dabei heuer auch mit dem neuen Kinoabo besuchen. Denn auch das ist 2023 passiert: Mit dem Nonstop Kinoabo gibt es seit diesem Jahr ein Abosystem, mit dem man gegen eine monatliche Zahlung Filme schauen kann wie bei den diversen Streamingservices, nur eben im Kino.

Erhoffte Start-Abozahlen erreicht

Frau schaut in Spiegel

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Nonstop-Mitinitiatorin und Obfrau Wiktoria Pelzer ist zufrieden, wie das österreichische Kinoabo bislang angenommen wurde.

Initiiert wurde Nonstop, der als Verein organisiert ist, von Martin Kitzberger und Wiktoria Pelzer, die auch Geschäftsführerin des Wiener Stadtkinos ist. „Wir stehen im Moment bei 3.300 Abonnent:innen, was wirklich großartig ist“, sagt Pelzer. Die anfangs angepeilte Zahl für die ersten Monate konnte damit erreicht werden. Mit Beginn des Herbsts merke man auch wieder einen Anstieg neu abgeschlossener Abos, bis zum Jahresende hoffen die Initiator:innen auf 5.000 Abos. „Ich glaube, das ist relativ realistisch“, sagt Pelzer. Ab etwa 8.000 Abos könne sich der Verein dann schon selbst über Wasser halten und wäre nicht mehr von Förderungen abhängig.

Großteil der teilnehmenden Kinos in Wien

Mit 18 Partnerkinos - dabei fokussiert man dezidiert auf Programmkinos - ist Nonstop im März 2023 an den Start gegangen, mittlerweile sind es 21. Dabei sind mehr als die Hälfte, nämlich zwölf, Kinos in Wien. Das Bundesland dahinter ist Oberösterreich mit vier Kinos, und der aktuelle Neuzugang ist das Grazer Rechbauerkino. Das Angebot in Graz auszubauen, war Pelzer besonders wichtig, da man in der zweitgrößten Stadt Österreichs lange nur ein Kino - das KIZ Royal - für die Teilnahme begeistern konnte.

Noch schwieriger, Interesse für das Abo zu wecken, wird es in Städten, die nur ein oder überhaupt kein Programmkino besitzen, was auf nicht wenige österreichische Städte zutrifft. Unbestritten zahlt sich das Abo am meisten in der Bundeshauptstadt mit ihrer großen Vielfalt an Kinohäusern aus.

Universal Pictures weiterhin nicht dabei

Ob man sich einen Film mit seinem abgeschlossenen Kinoabo anschauen kann, hängt aber nicht nur davon ab, ob er im richtigen Kino gezeigt wird, sondern auch davon, welcher Filmverleih den Film hat. So sind die Filme der Verleihfirma Universal Pictures nach wie vor nicht im Abo enthalten. Sprich, am Barbenheimer-Wochenende konnte man sich „Oppenheimer“ mit dem Abo nicht ansehen, selbst wenn er in einem Nonstop-Partnerkino lief, da sein Verleih Universal ist. Seit das Abo läuft, seien die Initiator:innen in Gesprächen mit dem großen Verleih: „Wir arbeiten weiterhin dran und versuchen da Überzeugung zu leisten“, sagt Wiktoria Pelzer. Eine FM4 Anfrage an Universal Pictures, warum man sich bislang nicht am österreichischen Abosystem beteiligen wolle, blieb unbeantwortet.

Wer sind die typischen Abonnent:innen?

Wer sind eigentlich die Menschen, die ein Kinoabo abschließen? Von Anfang an sollten mit dem neuen Angebot vor allem junge Menschen angesprochen werden. „Das ist total aufgegangen“, sagt Pelzer, „über die Hälfte der Abonnent:innen ist unter 30“. Einen kleinen Einbruch gebe es in der Altersgruppe 35 bis 50, Ältere würden dann wieder eher ein Abo abschließen. Abgesehen vom Alter beschreibt Pelzer ihr Publikum als „Arthouse- und Klassiker-affin“ sowie „sehr experimentierfreudig.“ Davon würden nun auch kleinere Produktionen profitieren, die sonst nicht so eine Aufmerksamkeit hätten: „Auch österreichisches Kino wird damit sehr viel geschaut“, so Pelzer.

Die Beobachtung das junge Publikum betreffend ist durchaus spannend, wird doch immer wieder gerne zu schnell behauptet, dass das Kino die Jungen längst an alternative Angebote verloren hätte. Aber auch der riesige Erfolg von Barbenheimer wurde weltweit zu einem nicht unwesentlichen Teil von den Jungen mitgetragen, die den Hype auf TikTok und Co. über Monate geschürt haben. Man könnte also das Fazit ziehen, dass das Kino noch nicht verloren ist, sondern dass es sich bloß hin und wieder neu erfinden muss.

Wo man dann auch diese Community zelebrieren kann, also einfach im Kino gemeinsam sein kann.

So ein Sich-neu-Erfinden kann auch bedeuten, den Community-Faktor innerhalb des Kinopublikums anzufachen. Davon lebte auch der Barbenheimer-Hype mit seinen Double Features und rosa Dresscode. Das macht aber auch der Verein Nonstop mit regelmäßigen Special Events für Abonnent:innen, „wo man dann auch einfach so ein bisschen diese Community zelebrieren kann, also einfach im Kino gemeinsam sein kann“.

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