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Fabulous Fear Machine

Fictiorama Studios

Das Spiel mit Angst und Schrecken

Das Strategiespiel „The Fabulous Fear Machine“ lässt uns als Manipulator die Bevölkerung mit irrationalen Ängsten terrorisieren - und verliert sich dann als allzu platte politische Satire im Verschwörungsgeschwurbel.

Von Rainer Sigl

Wer Angst hat, lässt sich leicht manipulieren - im Game „The Fabulous Fear Machine“ ist dieser Zusammenhang der Dreh- und Angelpunkt eines originellen Strategiespiels. Die titelgebende Maschine in Gestalt eines mechanischen Jahrmarkt-Wahrsagers erlaubt uns als pulp-horrortrashiges Wunderwerk das unkomplizierte Management von Angst und Schrecken.

In drei verschiedenen Kampagnen ist es meine Aufgabe, die Bevölkerung durch verschiedene Angstszenarien so lange zu terrorisieren, bis meine Ziele in Reichweite kommen. So will ich etwa als Chefin eines Pharmakonzerns reich werden, als rechter Politiker die Macht an mich reißen oder als Sektenführer möglichst viele Menschen in meinen Kult eingliedern.

Die Mittel sind immer dieselben: Ängste schüren, Rivalen sabotieren und den Angstlevel über ein vorgegebenes Niveau erhöhen. Klingt abstrakt - und das bleibt es leider auch.

Abstrakt bis zum Achselzucken

„Angst“ als Prozentzahl, die langsam steigt, „Oleum“ (?) als Rohstoff für Einflussnahme, ein eigentlich austauschbares Set an beliebigen Angstthemen, die je nach Farbe unterschiedlich befeuert werden: „The Fabulous Fear Machine“ kann sein interessantes Konzept spielmechanisch leider nicht so richtig spannend gestalten.

Dafür ist hier der zentrale spielmechanische Clou zu abstrakt umgesetzt: Unsere Agenten generieren auf der Landkarte je nach Können unterschiedlich schnell jene Ressourcen, die wir per Menüklick in angstmachende dunkle Legenden und News-Stories investieren - da reicht die Palette vom Klimawandel über Organdiebe bis hin zu übernatürlichen Phänomenen. Die drei hübsch im Pulp-Comic-Look erzählten persönlichen Geschichten der jeweiligen Menschen an den Hebeln der „Fear Machine“ sorgen für narrative Struktur und jene Abwechslung, die das Gameplay nicht wirklich hergibt.

Fabulous Fear Machine

Fictiorama Studios

Mit einem Fuß im Geschwurbel

Eine Einordnung oder gar Erklärung des zentralen, immerhin auch real existierenden gesellschaftlich-psychologischen Zusammenhangs zwischen Angst und Politik bleibt man uns aber schuldig, schlimmer noch: Ganz nebenbei schrammt das Spiel ganz nah am Verschwörungsgeschwurbel entlang, etwa mit seiner Story vom Pandemie-Hoax, den wir hier als Strippenzieherin der bösen Pharmabranche selbst inszenieren dürfen.

„The Fabulous Fear Machine“, entwickelt von Fictiorama Studios und vertrieben von AMC Games, ist für Windows erschienen.

Hätte man die reale Radikalisierung weiter Teile der Gesellschaft durch exakt solche Erzählungen in den letzten Jahren nicht erleben müssen, wäre die Satire leichter zu verdauen. Als solche ist das Ganze natürlich auch durch die Präsentation (und die die jeweiligen Kampagnen abschließende Moral) erkennbar - trotzdem bleibt ein komischer Beigeschmack.

„The Fabulous Fear Machine“ hätte als politisches Strategiespiel ein wirklich originelles Konzept. Leider reichen die spielerischen und erzählerischen Mittel aber dann bei weitem nicht aus, mehr als platte Slogans und billige Pointen daraus zu generieren. Mehr noch: Die spielmechanische Abstraktion des Ganzen mündet direkt im Verschwörungsweltbild - da nützt auch das Deckmäntelchen der Satire nicht mehr viel.

Was bleibt, ist ein konzeptuell interessantes, aber in der Praxis mittelmäßiges Strategiespiel. Schade um die gute Idee.

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