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Der Autor David Fuchs in s/w

Daniela Fuchs

BUCH

Hoch die Schnabeltasse

Eine junge Bankangestellte nimmt sich eine Auszeit und wird unversehens zur Sterbebegleiterin. Autor David Fuchs erzählt in „Zwischen Mauern“ von sechs Nächten, in denen drei Menschen gegen die reine Wirtschaftlichkeit im Pflegebereich und für Menschlichkeit zum Dienst antreten.

Von Maria Motter

David Fuchs weiß, wovon er schreibt. Der Linzer Autor ist Palliativmediziner und seit er den FM4 Literaturwettbewerb „Wortlaut“ mit seiner Geschichte „Fingerfallen“ gewonnen hat, sind zwei Romane und ein Lyrikband erschienen. „Zwischen Mauern“ ist jetzt David Fuchs’ dritter Roman und die Geschichte drängt regelrecht auf eine Bühne.

Und los geht es mit dem Aufritt von Meta. Margareta Blum stellt sich immer als „Meta“ vor und sie ist in „Zwischen Mauern“ von David Fuchs die Neue in einem Pflegeheim, das bald Geschichte sein wird. Meta hat sich extra Urlaub von ihrer Arbeit in einer Bank genommen, um die Nächte im Heim verbringen zu können. Was sie an- und umtreibt, ist unklar.

Das Buchcover von David Fuchs' neuem Roman "Zwischen Mauern" zeigt eine zerbrochene Glasscheibe.

Haymon

„Zwischen Mauern“ von David Fuchs ist 2023 im Haymon Verlag erschienen. Am 11.11.2023 stellt der gebürtige Linzer Autor und Arzt seinen neuen Roman auf der Buch Wien vor.

Aber mit ihr betreten wir im Nirvana-T-Shirt und in Jeans in „Zwischen Mauern“ eine eigene Welt. Pfleger Moses und der Arzt Wendelin Pomp verbringen hier mehr Zeit als zuhause, obwohl längst nicht mehr alle Lichtschalter funktionieren und die Türen zum Hof versperrt sind. Pomp ist das Gegenteil seines Figurennamens, der Mann ist auf Schmerztherapie spezialisiert und hängt alten Zeiten nach, als noch Klient:innen mit eigenen Möbeln und Sprachvermögen ins Heim einzogen. Jetzt hat Pfleger Moses allein Nachtdienst auf zwei Stationen und Pomp ist allzeit auf Abruf bereit. Auch Meta will da sein für unbekannte Menschen.

Ein gewisser Herr T. ist Meta zugeteilt: Der bettlägerige, schwerkranke Mann schreit Nächte durch. Jetzt soll Meta ihn durch ihre Anwesenheit beruhigen. Das klappt erst mit gereichter Schnabeltasse und Liedern, und im Sekundenstil liest man von Metas durchwachten Nächten. Aber dann rutscht Moses raus, ob Meta denn nichts über T.s Vergangenheit wisse. Alles nur Gerüchte, will der Arzt Meta noch beruhigen.

Autor David Fuchs geht den Gerüchten nicht nach. Seiner sachlich-realistischen Erzählung schenkt er dafür magische Momente, eine verstorbene Heimbewohnerin mischt sich ein. „Zwischen Mauern“ liest sich wie ein Drama, sechs Nächte bestimmen die Kapitel und darin gibt es viele einzelne, eine oder wenige Seiten kurze Szenen mit vielen Dialogen und genau beschriebenen Atmosphären.

Auch wenn die Storyline ganz geradlinig ist und den humanistischen Grundgedanken illustriert, so ist es doch schön, wie der Palliativmediziner und Autor David Fuchs dem Ort an sich den Schrecken nimmt und aufzeigt, was wir alle fürchten müssen: Die reine Wirtschaftlichkeit im Pflegebereich.

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