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US-Musikerin Torres

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Song zum Sonntag

Der Song zum Sonntag: Torres - I got the fear

Seasonal Affective Disorder war gestern. Die US-amerikanische Solokünstlerin Torres geht einen Schritt weiter und liefert uns den Soundtrack zum chronischen November-Weltschmerz. Warum „I got the fear“ trotzdem ein Plädoyer für mehr Empathie ist.

von Michaela Pichler

Viele Musiker:innen machen sich Sorgen. Um den Zustand der Welt und um den ihrer eigene kleine Bubble. Mackenzie Scott ist eine von ihnen. Als Torres macht sie mittlerweile seit einem Jahrzehnt Musik gegen die innere Leere. “I got the fear” heißt ihr neuer Track. Erschienen ist er am 1. November - und das ist alles andere als zufällig. Der November ist einer von vielen bevorstehenden dunklen Monaten. Auch Torres hat mit der kalten Jahreszeit so ihre Probleme, doch dieses Mal ist es anders. Ihr Winter-Blues ist einem zäheren Gefühl gewichen, einem chronischen Weltschmerz.

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  • Auch die geschätzten Wissenschafts- und Popjournalist*innen Thomas Kramar und Heide Rampetzreiter machen sich in der Presse am Sonntag zum jeweils selben Song ihre Gedanken.

Keine Nachrichten lesen. Viel spazieren gehen. Oft das Handy weglegen. Literweise Cremesuppe kochen und Vitamin-D-Tabletten auf Vorrat kaufen. Schlafen, Sport machen, regelmäßig Mahlzeiten zu sich nehmen. Sich mit Freund:innen treffen oder dann doch lieber allein daheim verkriechen, bis es hoffentlich wieder besser ist. Auch Torres führt so eine Liste an Dingen, die im akuten Notfall helfen sollen. Routinen sollen Halt geben, vielleicht hat sie diesen Ratschlag einmal in einem Buch gelesen. Doch an diesem Tag funktionieren all diese Tricks nicht (mehr).

“Though my usual tricks aren’t working / And our only world is burning / And even what is only real in my head destroys me / Are we all doomed to fulfill this prophecy?” Dieser selffulfilling Prophecy möchte Torres aber nicht nachgeben.

Was hilft ist der Austausch. Das Sprechen über all die Sorgen, die über einen hereinbrechen. Oder eben das Schreiben darüber. Für den neuen Track hat die US-Amerikanerin ihren Art Pop runtergeschraubt, reduziert auf eine stählerne Gitarre und einen Beat, der gut als regelmäßiger Puls gegen das Herzrasen funktioniert. „I got the fear“ ist einer von zehn Songs, die am 26. Januar 2023 auf Torres sechstem Album erscheinen: „What an enormous room“ wird ein Winteralbum werden, wir werden es dringend brauchen.

Das Gegenteil von Angst und Panik ist nicht Ruhe – es ist Vertrauen und Hoffnung. Darauf, dass sich vielleicht doch noch alles zum Guten wendet. An besseren Tagen hat Torres diesen Lichtblick im Kopf, an schlechteren gewinnt die nagende Angst wieder die Oberhand. Und für solche wurde „I got the fear“ geschrieben, als Hilfestellung, wie Torres erklärt: „I think it’s really important that we find a way to get our hopes back up. I’m here to try to help light the way if I can.”

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