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Literatur

Stefanie Sargnagel reist in „Iowa“ ins Land der Träume: Das Buch zur Insta-Story

Vom American Dream, gespenstischem Fast Food und der Ambivalenz zwischen Redneck-Kleinstadt und woken Colleges: Stefanie Sargnagel berichtet in ihrem neuen Buch „Iowa. Ein Ausflug nach Amerika“ von ihrer Reise in die Vereinigten Staaten. Nach ihrem autobiografischen Debutroman „Dicht“ erscheint auch ihr zweites Buch im Rowohlt Verlag.

Von Alexandra Rodriguez-Breña

Sich ewig drehende, verbrutzelnde Hot Dogs auf der Tankstelle sind der erste einprägsame USA-Eindruck, den Stefanie Sargnagel in ihrem neuen Buch „Iowa. Ein Ausflug nach Amerika“ beschreibt:

Stefanie Sargnagel

Apollonia Theresa Bitzan

Stefanie Sargnagel, geb. 1986, ist erfolgreiche Autorin, Cartoonistin und ihre eigene Art von Influencerin. Bekannt wurde sie durch Statusmeldungen und Kurztexte auf Facebook und Instagram, ihr Debutroman „Dicht“ landete auf etlichen Bestsellerlisten.

„Endlose Variationen von Hot Dogs scheinen sich hier seit Jahren im Eigenfett zu wälzen, Kruste um Kruste aufzubauen wie Panzer gegen Verderblichkeit. Ich schaue zu, schaue, wie sich alles dreht, und weiß nicht mehr, wie lange mich die Würste hypnotisiert haben, die anderen müssen sich schon Sorgen machen. Auf einem Schild steht: All I Care About is Hunting and Like 3 Other People.“

Zwei Monate lebt Sargnagel in dem Bundesstaat im Mittleren Westen der USA, der für seine Landschaft aus hügeligen Ebenen und Maisfeldern bekannt ist. Redneck-Ästhetik, Trucks, Gewehre, Flanellhemden und „I Love Hunting“-Sticker bestimmen dort den Alltag. Einen großen Kontrast zum Kleinstadtleben stellt der Alltag am Grinnell College dar. Dort unterrichtet Sargnagel „Creative Writing in German“, die Studierenden und das Personal wirken queer, alle tragen freiwillig Maske und auf Diversität wird viel Wert gelegt. Sargnagel erhält ihr eigenes Büro mit „Professor Sargnagel“-Türschild und eine Sprechstunde für Studierende.

Während der ersten zwei Wochen hat Sargnagel die Kult-Musikerin Christiane Rösinger, bekannt durch ihre Indie-Pop-Band Lassie Singers, aus Berlin-Kreuzberg dabei. Christiane Rösinger veranstaltet auch ein Konzert im Grinnell College. Begleitet wird sie von einem Studenten an der Gitarre, die Songtexte sind auf Deutsch und danach wird mit Margeritas in Gläsern mit 30cm Durchmesser angestoßen. Wie in einem amerikanischen Film. Das Buch erzählt vom gemeinsamen Durchstehen der Einöde in Iowa, Fernschauen im Fernsehsessel im Haus am Collegegelände, Einkäufen (inkl. Klauen) bei Walmart, Streifzügen durch leere Kleinstädte und einem Ausflug nach Chicago. Sargnagel erzählt die Geschichten, Rösinger steuert „korrigierende Fußnoten“ bei.

Buchcover Iowa

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„Iowa. Ein Ausflug nach Amerika“ von Stefanie Sargnagel erscheint im Rowohlt Verlag

Stefanie Sargnagel live:

  • 20.1.2024 Rabenhof Wien Buchpräsentation „Iowa“ begleitet von Christiane Rösinger
  • 8. und 9.3.2024 Stadtsaal Wien. Sargnagel lädt ein: SVEAMAUS und Lina Ehrentraut

Immer wieder wird im Buch erwähnt, wie sehr sich amerikanische Klischees zu bewahrheiten scheinen und wie bekannt einem das Land und seine Menschen trotz aller Fremde vorkommen. Die Figuren in „Iowa. Ein Ausflug nach Amerika“ könnten auch aus den Gilmore Girls stammen oder Teil der Simpsons-Familie sein. Mit einer Professorin der Uni besuchen Sargnagel und Rösinger die örtliche Spelunke „Rabbit’s Tavern“. An der Bar sitzen ältere Herren, vor ihnen am Tresen große Glasgefäße mit eingelegten Eiern und Rindermägen. Ein Mann fällt besonders auf: "Auf seinem linken Unterarm steht in riesigen Lettern „Homer“ tätowiert, das ist tatsächlich sein Name. Unglaublich. Homer nimmt ein paar Dollarmünzen, geht zur Jukebox, die in der Ecke neben dem Eingang blinkt, und klickt auf „Rusty Cage" von Johnny Cash. Die Professorin muss mich schon wieder aus meiner Begeisterungsstarre lösen, aus der heraus ich alles anschaue wie einen Breitband-Kinofilm.“

Im Interview meint Sargnagel, es sei lustig, dass nun alle Menschen sie nach ihrem Eindruck der USA fragen, obwohl sie nur 2 Monate dort verbracht habe. Trotzdem ist der Eindruck ein einprägsamer: „Man kennt ja fast alles aus der Popkultur und ich war tatsächlich überrascht, wie viele Klischees mir doch begegnen. Ich habe schon gesucht nach etwas, was einen vielleicht überrascht oder so. Aber man ist tatsächlich einfach so dermaßen vertraut - mit jedem Detail, jedem Lichtschalter, jeder Glasform, sodass es wenig Neues zu entdecken gibt.“

Der autobiografische Roman „Iowa. Ein Ausflug nach Amerika“ ist Stefanie Sargnagels zweiter Langtext nach ihrem Bestseller „Dicht“. Viel ist passiert seit ihren ersten Facebook-Statusmeldungen, durch die sie berühmt geworden ist. Heute sind es Sargnagels Storys auf Instagram, die es schaffen, ein breites online Publikum einerseits zu unterhalten und andererseits ein politisches Sprachrohr für es zu sein. Auch in Iowa hat sie viele Storys geposted und ihren Alltag mit Bildmaterial und kleinen Texten erzählt. Diese archivierten Storys haben ihr auch beim Schreiben des Buches geholfen: „Man kann auch sagen, dass es so ein bisschen das Buch zur Instagram Story ist.“

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