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Psychotherapeutin und Klient

Pexels/Alex Green

Klinisch-psychologische Behandlungen werden ab 2024 zur Krankenkassenleistung

Ab dem 1. Jänner 2024 werden sogenannte klinisch-psychologische Behandlungen von der Krankenkasse übernommen. Das sind gute Nachrichten; aber es wird nicht reichen, um die psychosoziale Versorgung nachhaltig sicherzustellen, sagt die Initiative Change For The Youth.

Von Ali Cem Deniz

Im vergangenen Frühjahr hat eine bis dahin unbekannte Gruppe auf ein bis dahin weitgehend ignoriertes Problem aufmerksam gemacht. Jugendliche von „Change For The Youth“ organisierten Demos, um auf die mangelnde psychosoziale Versorgung von jungen Menschen aufmerksam zu machen. Die Initiator:innen hatten selbst erlebt, wie diese mangelnde Versorgung betroffene Jugendliche gefährden kann. Sie forderten unter anderem Psychotherapie auf Krankenschein.

Zwar gibt es Projekte wie das Programm „Gesund aus der Krise“, bei dem Menschen bis 21 kostenlose psychologische Beratung und Behandlung erhalten, aber im Allgemeinen sind die Kosten für psychische Behandlungen hoch. Das soll sich jetzt für ein Teil der Behandlungen ändern.

Die Initiative „Gesund aus der Krise“ des Gesundheitsministeriums soll psychosoziale Versorgung österreichweit, niederschwellig und ohne lange Wartezeiten anbieten. Ein Hotline-Dienst ist die zentrale Anlaufstelle, von der aus man an Beratungs- und Behandlungsstellen weiterverwiesen wird. Zielgruppe sind Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene bis inklusive 21 Jahre.

Notstand Diagnostik

Ab dem 1. Jänner 2024 wird die klinisch-psychologische Behandlung in das Allgemeine Sozialversicherungsgesetz aufgenommen und damit werden die Behandlungskosten gänzlich von der Krankenkasse übernommen. Das sei ein erster Schritt in die Richtung, meint Hanna Frisch von „Change For The Youth“.

Klinische Psycholog:innen sind studierte Psycholog:innen, die nach dem Studium eine Ausbildung zu klinischer Psychologie absolvieren. Sie sind unter anderem für Diagnostik zuständig. Sie erstellen auch Befunde, Gutachten und Zeugnisse. „Wir haben einen Notstand, was Diagnostik angeht, und deswegen kommt es vermehrt zu dem Trend, dass Menschen, die psychische Erkrankungen haben oder es vermuten, sich selbst diagnostizieren“, sagt Frisch. Sie hofft, dass der neue, niederschwellige Zugang den Trend zur Selbstdiagnose eindämmen kann.

Was machen klinische Psycholog:innen?

Neben der Diagnostik unterstützen klinische Psycholog:innen Patient:innen etwa bei Angststörungen, Stresssituationen und ähnlichen Problemen. „Sie vermitteln Fachwissen über die Erkrankung und Techniken und Entspannungsübungen für die Patient:innen“, sagt Frisch.

Im Gegensatz zu Psychotherapeut:innen nutzen sie vor allem Erkenntnisse aus der Verhaltenstherapie oder der Psychoanalyse. So wie Psychotherapeut:innen dürfen auch sie keine Medikamente verschreiben. Das ist nur Psychiatrie-Fachärzt:innen erlaubt.

„Kein Ersatz für Psychotherapie“

„Change for the Youth“ hatte Psychotherapie auf Krankenschein gefordert. Gerade in dem Bereich gibt es bekanntlich Probleme. Nicht nur die Kosten sind hoch, die Patient:innen müssen auch lange auf Behandlungsplätze warte. Hanna Frisch glaubt aber nicht, dass der neue, kostenfreie Zugang zu klinisch-psychologischen Behandlungen eine nachhaltige Entlastung bringen wird.

„Die Methoden der klinischen Psychologie können nicht die Psychotherapie ersetzen“, meint Hanna Frisch. Sie fordert deswegen weiterhin, dass die Krankenkassen auch die Kosten für Psychotherapie vollständig übernehmen sollen. „Wir werden bei Psychotherapie auf Krankenkasse nicht nachgeben.“

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