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FM4 FILM PODCAST

Vorfreude-Festspiele: 20 Filme für 2024

Der FM4 Film Podcast präsentiert eine aufregende Liste für das neue Jahr, mit möglichst geringer Sequel- und Prequel-Dichte.

Von Christian Fuchs

Als wir uns im Studio einfinden, um die neue Episode aufzunehmen, schockt Pia Reiser zunächst Kollegen Jan Hestmann und mich mit einer Liste des Grauens. Der US-Ticketservice Fandango hat in einer Umfrage erhoben, auf welche Filme sich amerikanische Kinobesucher:innen am meisten freuen. Das Ergebnis nennt Pia zu Recht deprimierend. Sequels und Prequels dominieren die Liste, an erster Stelle gleich „Deadpool 3“, also die Fortsetzung einer Comicfranchise, was beim FM4 Film Podcast sofort für doppelte Minuspunkte sorgt.

Spricht da die Arroganz aus uns? Eine snobistisch-cinephile Haltung gar, fern jeder Realität an den Kinokassen? Ganz und gar nicht. Für uns ist Film bloß mehr als Unterhaltung, uns geht es nicht um das berüchtigte Abschalten nach harter Arbeit, auch wenn uns sinnbefreiter Eskapismus keineswegs fremd ist. Film ist Glück, Schock, Herausforderung, Katharsis, Film ist uns heilig. Vor allem lieben wir neue, frische, ambitionierte Ideen, anstatt die Nostalgiekuh weiterhin schmerzhaft zu melken.

Jan Hestmann, Pia Reiser und Christian Fuchs

Radio FM4

In unserer Film-Podcast-Liste taucht zwar auch das eine oder andere Sequel auf, richtig wichtig sind uns aber die gewagten Produktionen abseits bekannter filmischer Trampelpfade. Denn, gerade wenn die Zeiten schwierig sind (und das dürften sie 2024 weiterhin sein, wage ich eine Prognose) kann Kino zu einem Ort der Lebensbejahung werden, so pathetisch das auch klingt.

„Poor Things“, R: Yorgos Lanthimos

Das Beste kommt gleich zu Jahresbeginn. Yorgos Lanthimos, einer der radikalsten europäischen Filmemacher, wagt sich nach „The Favorite“ noch tiefer ins Kerngebiet von Hollywood vor. An der Oberfläche ein knallbuntes Fantasy-Epos, wirkt diese feministische Frankenstein-Variation wie eine Zusammenarbeit von Tim Burton mit der entgrenzten Choreografin Florentina Holzinger. Mit einer unfassbaren Emma Stone und x-rated Dialogen in einem Film, der von Disney (!) vertrieben wird.

fm4filmpodcast

Radio FM4

#212 FM4 Filmpodcast: Filme, auf die wir uns 2024 freuen

Willkommen zu ausgedehnten Vorschau-Festspielen mit Pia Reiser, Christian Fuchs und Jan Hestmann. Ein Podcast zwischen aufregendem Indie-Kino und ambitioniertem Mainstream, der Lust auf das Kino 2024 macht. Ab Montag, 1. Jänner 2024, 22 Uhr in FM4 Sound und um Mitternacht im Radio.

„Priscilla“, R: Sofia Coppola

Auch wenn wir dieser Regisseurin Jahrhundertwerke wie „Lost in Translation“ verdanken, dass Sofia Coppola zuletzt ein wenig künstlerisch strauchelte, war unübersehbar. Jetzt ist sie back in form, mit einem Thema, das ihr einfach liegt: Die Melancholie der reichen Leute. „Priscilla“ beleuchtet die Perspektive einer Promi-Gattin, die ihren berühmten Ehemann fast noch als Kind heiratete. Cailee Spaeny brilliert in einem traumwandlerischen Biopic voller Ernüchterung. Die Antithese zum (tollen) Elvis-Film im letzten Jahr, der King als dubioser Grooming-König.

Eine Frau sitzt auf einem Sofa und liest eine Zeitschrift

American Zoetrope

Priscilla

„Dune - Part Two“, R: Denis Villeneuve

Gigantische Bilder abseits der üblichen CGI-Peinlichkeiten, bizarre Ideen aus dem Fundus des Sci-Fi-Autors Frank Herbert und vor allem Superstars in ungewöhnlichen Rollen: Das verspricht auch die Fortsetzung der Wüstensaga. Willy Wonka führt eine Besetzung an, zu der neben Zendaya und Josh Brolin auch Leá Seydoux, Austin Butler, Florence Pugh und Christopher Walken zählen.

„Des Teufels Bad“, R: Veronika Franz & Severin Fiala

„Es geschieht in Oberösterreich in der Mitte des 18. Jahrhunderts“, beginnt die offizielle Inhaltsangabe zu diesem Film. „Ein kleines Kind wird ermordet, eine Frau gesteht und stellt sich. Sie will für ihr Verbrechen hingerichtet werden. Und sie ist kein Einzelfall. Ein Film basierend auf einem wahren, bisher unbeleuchteten Kapitel europäischer Geschichte. Ein Film über Frauen, Religion und Ritualmord.“ Das großartige Regieduo Veronika Franz & Severin Fiala („Ich seh, ich seh“) präsentiert einen Hexenfilm der ganz anderen Art, mit Gänsehaut-Queen Anja Plaschg in der Hauptrolle, die als Soap & Skin auch für den Soundtrack verantwortlich zeichnet.

„Nosferatu“, R: Robert Eggers

Der New Yorker Horror-Hipster-Regisseur mit dem präzisen Blick fürs historische Detail verabschiedet sich wieder vom Blockbuster („The Northman“) und widmet sich einem Herzensprojekt. Der Stummfilmklassiker „Nosferatu“ feiert eine Wiederauferstehung mit Lily Rose-Depp, Nicholas Hoult und Bill Skarsgård als blutsaugender (und liebeskranker) Vampirgraf. Der innere Goth in mir jubiliert.

Nosferatu in einem brennenden Raum

Universal

Nosferatu

„All of Us Strangers“, R: Andrew Haigh

Ein Drehbuchautor besucht das Haus seiner Kindheit, wo seine verunglückten Eltern anscheinend noch herumspuken: Das klingt nach dem Stoff für eine durchschnittlich berechenbare Blumhouse-Produktion. „All of Us Strangers“ war aber ein Viennale-Hit, ein geisterhafter queerer Liebesfilm, der von wahren Lobeshymnen begleitet ist. Paul Mescal („Aftersun“) und Andrew Scott („Fleabag“) spielen um Leben und Tod.

„Mickey 17“, R: Bong Joon-Ho

Nach dem Welterfolg von „Parasite“ hat sich Regiemeister Bong Zeit gelassen mit einem Nachfolgeprojekt. 2024 präsentiert er nun eine Weltraumsaga in Neonfarben, mit Robert Pattinson als Astronautenklon aus dem Bioprinter. Toni Colette, Stephen Yeun und Mark Ruffalo sind auch an Bord, wir freuen uns.

„Andrea lässt sich scheiden“, R: Josef Hader

Der leider viel zu früh verstorbene FM4 Kollege Martin Blumenau mokierte sich oft über die Ausgehszenen im österreichischen Kino. Der Trailer zur neuen Regiearbeit von Josef Hader begeistert aber gleich mit einem herrlich trostlosen Landdisco-Setting. Mittendrin: Das erprobte Dreamteam Birgit Minichmayr und Hader. Gefühlskonflikte, Midlife Crisis, schwarzer Humor - könnte ein kleines Austro-Meisterstück werden.

Zwei Menschen sitzen des Nachts im Gras, beleuchtet von den Scheinwerfern eines parkenden Autos

Majestic / Darryl Oswald

Andrea lässt sich scheiden

„Challengers“, R: Luca Guadagnino

Der nimmermüde italienische Regisseur lässt nach dem kontroversen und kannibalistischen „Bones and All“ zwar Blut und Beuschel hinter sich, aber auch „Challengers“ ist ein Coming-of-Age-Film, diesmal im Profi-Tennis-Milieu und vom charmant verschwitzten Tonfall vermutlich näher am modernen Klassiker „Call Me By Your Name“. Zendaya, Josh O’Connor und Mike Faist kommen sich als spielerisches Love-Triangle auch abseits vom Tennisplatz näher.

„How to be normal“, R: Florian Pochlatko

Mit dem Kurzfilm „Erdbeerland“ und einem ganz eigenen Tonfall machte der österreichische Regisseur Florian Pochlatko bereits 2013 auf sich aufmerksam. Nun kommt endlich sein Spielfilmdebüt, das um eine Frau kreist, die, frisch aus der Psychiatrie, bei ihren Eltern einzieht, um ihr Leben auf die Reihe zu kriegen. Klingt nach Mental-health-Drama, die Protagonistin Pia (Luisa Gaffron) verwandelt sie aber in eine bärenstarke 20-Meter-Frau. Die FM4 Filmredaktion ist gespannt, Pia Reiser erwartet sich eine Austro-Version melancholisch bizarrer Charlie-Kaufman-Stoffe.

„The Bikeriders“, R: Jeff Nichols

Man braucht definitiv keinen Führerschein, um Bikermovies zu lieben, kann der Schreiber dieser Zeilen aus eigener Erfahrung berichten. Erst recht, wenn der supere Jeff Nichols („Take Shelter“) im Regiestuhl sitzt. Dabei geht es in diesem Sixties-Drama, basierend auf einem berühmten Fotoband, weniger um Motorrad-Action. Austin Butler, Jodie Comer und Tom Hardy faszinieren in einer Auseinandersetzung mit archaischen Männlichkeitsriten und tragen dabei die schönste Bikermode des Planeten.

Zwei Menschen auf einem Sofa stecken die Köpfe zusammen

Focus Features / 20th Century Studios

The Bikeriders

„Dream Scenario“, R: Kristoffer Borgli

Das skandinavische Kino genießt nicht nur einen außergewöhnlich guten Ruf, vor Filmemachern wie Lars von Trier, Ruben Östlund oder zuletzt Christian Tafdrup („Speak No Evil“) kann man sich durchaus fürchten. Mit seiner bitterbösen Komödie „Sick Of Myself“ reihte sich der Norweger Kristoffer Borgli in den Kreis der Kinoprovokateure ein. In seinem US-Debüt, coproduziert von Ari Aster, spielt unser Darling Nicolas Cage einen Biologieprofessor, der in den Träumen diverser Menschen auftaucht.

„Maria“, R: Pablo Larraín

„Frauenregisseur“ sagte man früher einmal, wenn sich ein männlicher Filmemacher explizit weiblichen Figuren näherte. So ein seltsames Prädikat möchte man Pablo Larraín nicht verpassen. Eher erweist sich der Chilene in Filmen wie „Jackie“ (Natalie Portman als Kennedy-Witwe) oder „Spencer“ (Kristen Stewart als Lady Di) als großer und feinfühliger Menschenkenner. Nun nähert er sich der tragischen Operndiva Maria Callas, Angelina Jolie kehrt dafür auf die Leinwand zurück.

„Furiosa: A Mad Max Saga“, R: George Miller

Auch wenn „Mad Max: Fury Road“ 2015 ein Adrenalinstoß für das Kino war: milde Skepsis, was diesen neuen Eintrag zur Endzeitsaga betrifft. Anya Taylor-Joy schlüpft in die Figur der jungen Antiheldin Furiosa, die von Charlize Theron so ikonisch verkörpert wurde. Der Trailer verspricht Action-Ekstasen, verstrahlt aber auch die leichte Cheesiness eines Metalcore-Musikvideos.

Eine Frau mit einem Gewehr, rund um sie herum brennt es

Warner

Furiosa: A Mad Max Saga

„The Royal Hotel“, R: Kitty Green

Die Australierin Kitty Green hat eine Vorgeschichte mit feministischen Dokus („The Ukraine Is Not A Brothel“) und Spielfilmen („The Assistent“, der auf den Weinstein-Fall anspielt). Auch in „The Royal Hotel“, an der Oberfläche ein verstörender Thriller, geht es um windschiefe Geschlechterdynamiken. Zwei Rucksacktouristinnen geraten im australischen Niemandsland an aufdringliche Männer.

„Godzilla x Kong: The New Empire“, R: Adam Wingard

Während Japans Urweltgigant mit dem sensationellen „Godzilla Minus Zero“ in sein Heimatland zurückkehrte, um erneut (und auf besonders eindringliche Weise) Tokio zu zertrampeln, ist The Big G in Hollywood der gute und gottähnliche Kumpel von nebenan. Im neuen Beitrag zum US-Monsterverse verbündet sich Godzilla gar mit seinem Rivalen Kong gegen eine außerirdische Gefahr. Prophezeiung: Es wird bunt, laut und so perfekt computeranimiert zugehen, dass die Marvel-Konkurrenz erblasst.

„Civil War“, R: Alex Garland

Noch so ein Filmemacher, dem man blind vertrauen kann, auch wenn die feministische Horror-Reflexion „Men“ zuletzt die Meinungen spaltete. Mit „Civil War“ will der (Anti-)Utopist Alex Garland zeigen, dass er auch die Blockbuster-Klaviatur spielen kann. Der Trailer führt uns in ein dystopisches Amerika, das verdammt nah am Wahlherbst 2024 angesiedelt ist. Kirsten Dunst, Jesse Plemons und Cailee Spaeny irren durch die zerbombte Landschaft.

Eine Frau mit Fotoausrüstung

A24

Civil War

„Holland, Michigan“, R: Mimi Cave

Der FM4 Film Podcast liebt das schwülstige und ein wenig aus der Zeit gefallene Genre des Erotikthrillers. Regisseurin Mimi Cave, die schon mit dem sarkastischen Kannibalismus-Schocker „Fresh“ für Aufsehen sorgte, präsentiert nun ihren Beitrag dazu. Kleinstadt-Ehefrau Nicole Kidman verdächtigt ihren Gatten Gael García Bernal, ein intimes Doppelleben zu führen.

„Drive-Away Dolls“, R: Ethan Coen

Ein queeres Roadmovie voller Sex, Gewalt und guter Laune, mit einem der Coen-Brüder hinter der Kamera, hört sich okay an. Ganz besonders wird „Drive-Away Dolls“ aber durch eine Zusammenarbeit hinter den Kulissen. Tricia Cooke, bisexuell, polyamor und schon lange mit Ethan Coen liiert, hat sich diesen lesbischen Exploitationfilm ausgedacht. Neben Margaret Qualley und Geraldine Viswanathan spielen auch Pedro Pascal und Matt Damon.

Zwei Frauen sehen in den geöffneten Kofferraum eines Autos

Focus Features

Drive-Away Dolls

„Joker: Folie à Deux“, R: Todd Phillips

Ach ja, Comickino, da war noch was. Die Megaflops „The Flash“ und „Aquaman“ haben das DC-Universum kassentechnisch ruiniert, Zeit also für einen nihilistischen Sidestep in die dunkelsten Abgründe von Gotham City. Dort wütet der Joker, in der Gestalt von Joaquin Phoenix, eine Figur, die unsere Wutbürgerwelt auf den Punkt bringt. Weil Regisseur Todd Phillips diesmal ein gewalttätiges Musical verspricht, mit Lady Gaga als Harley Quinn, sind wir doppelt gespannt.

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