FM4-Logo

jetzt live:

Aktueller Musiktitel:

Rahel's Debutalbum "miniano"

Daria Savytska

Rahels Album ist eine Gemäldegalerie für das Innere

„Miniano“ ist die utopische Vorstellung von Rahels perfekter Welt und spendet ihrem ersten Album den Titel. Vom inneren Kind, kleinen Welten und dem Wortwitz vom Pumuckl.

Von René Froschmayer

Alle Menschen werden erwachsen, manche früher und andere später. Das innere Kind zu bewahren, es zu hegen und zu pflegen, gelingt nur einem Bruchteil. Zwischen Alltagsfrust, Sorgen und den nicht enden wollenden To-do- und Terminlisten kommt gerade diese, etwas tiefer verankerte Facette des Selbst schnell zu kurz.

Rahel hat es jedoch geschafft. Ihrem inneren Kind geht es gut. Dabei hilft ihr die Musik, dadurch wird es beachtet und ihm eine Sprache gegeben. „Das fällt mir sehr leicht“, erzählt Rahel im Interview mit FM4 und weist auf ihre Privilegien hin. Ihr ist es möglich Musik zu machen, so wie sie es sich seit der Kindheit erträumt hat. So wirken Rahels Songs wie aus einem Kinderbuch entsprungen, das mit ihr mitgealtert und durch Erfahrungen bereichert ist.

Miniaturen als Rückzugsorte der Hoffnung

Hören wir uns durch Rahels Debutalbum „Miniano“, schlendert unser Inneres durch eine Gemäldegalerie. Hier kann das Innere staunen. Unser Ohr sieht Landschaften, kleine Menschen und lustige Hüte, deren Zweck sich nicht sofort erschließt.

Für Rahel erfüllen diese kleinen Gemälde, die Ausschnitte von kleinen Welten darstellen, noch einen anderen, wichtigen Zweck.

Kleine Männer, die durch Boote tauchen, mit Hüten gegen den Unterwasserwind, die aber eigentlich, doch das weiß ich nicht, nur der Schönheit wegen sind

Rahel mit ihrem Debutalbum und René Froschmayer (FM4)

René Froschmayer | FM4

„Miniano“ ist bei Ink Music erschienen.

Hier findet ihr ein ausführliches Portrait der Musikerin Rahel.

„Für mich sind diese Miniaturen Rückzugsorte, die mir auch Hoffnung spenden. Sie entstehen automatisch beim Schreiben, und das macht mir auch Spaß“, erzählt die Musikerin.

Diese Minibilder klingen wie von Träumen gespeist. Das Verlangen nach Nähe, das Bedürfnis nach Abstand, der Wunsch nach einem Aufbruch in die Ekstase – im Kern von all dem steht der Realismus. Die Singleauskopplung „Nicht mal Nihilst“ fängt das Gefühl einer erlöschenden inneren Flamme ein. Der Turbokapitalismus, die Zerstörung der Umwelt, Krieg, Österreichs Femizidrekord – all die Wut gipfelt in dem Song. Unter einem lyrischen Umhang existieren und ziehen sich diese deprimierenden Thematiken durch „Miniano“.

Diese Härte und Wut unterstreicht Rahel auch musikalisch. Der verträumte Pop, den wir von anfänglichen Releases kennen, macht Platz für eine ausgeprägtere Grungeattitüde. Gitarren preschen stärker hervor und münden auch in ausgedehnten, psychedelischen Riffs („Nussberg“). Für die gebürtige Waldviertlerin ist das ein natürlicher Umstand. „Das war immer schon in mir“, erklärt Rahel. „Das war ein langer Prozess, den ich zusammen mit Raphael Krenn gegangen bin.“.

Auf der Bühne hat sich das bewährt. Seit dem Vorjahr hat Rahel über 50 Konzerte gespielt – mitunter als Support Act für Die Sterne und My Ugly Clementine, als Stage Opener am Wiener Donauinselfest und am diesjährigen FM4 Geburtstagsfest in der Ottakringer Brauerei.

Es gibt noch so viel Hoffnung, wie es Zwerghamster gibt, doch man weiß noch nicht, dass man die Hoffnung in Kleintieren misst

Rahels inneres Kind erlebt durch ihre Musikkarriere eine zweite Blüte. Die Verspieltheit hat die Musikerin bewahrt und auf ihre Texte umgemünzt. In ihren Welten tragen Raben manchmal schöne Namen und auch kleine Halsbänder. Der Tod mag wahrscheinlich das Ende bedeuten, fühlt sich aber an wie das Ausziehen eines sehr engen Schuhs. Die Hoffnung versteckt sich in Rahels Texten an unerwarteten Orten.

Mit dem Album im Gepäck geht Rahel „Auf die weiche Tour“:

10. April: Postgarage, Graz (mit Resi Reiner)
11. April: POSTHOF,Linz
13. April: ARGEkultur, Salzburg (mit Oehl)
14. April: Flucc, Wien
20. April: Musik-Kulturclub, Lembach
4. Mai: Die Bäckerei, Innsbruck

Bei diesen Texten ist ersichtlich: Rahel liest Lyrik. Aber nicht nur, denn Humor in der Sprache ist ihr obendrein sehr wichtig. „Deshalb liebe ich Janosch und Loriot“, erzählt Rahel grinsend. „Alle, die mit Sprache spielen, beeindrucken mich - auch der Pumuckl!“

Rahels Songtexte bestehen aus Passagen, die zu schmuckhaft wirken, um sie nicht sofort in ein Lyrikbüchlein zu kritzeln, einem besonderen Menschen zu schicken oder in diese eine ewig lange Handynotiz zu klopfen.

Wer Freude mit Sprache hat, wird „Miniano“ mögen. Eine Affinität zum frühen Werk von Wir sind Helden könnte das Gefühl amplifizieren.

Aktuell: