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"Showing Up" Filmstills

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film

Nothing glamourous

In „Showing Up“ arbeitet die Indie-Regisseurin Kelly Reichardt („First Cow“) bereits zum vierten Mal mit der Schauspielerin Michelle Williams zusammen. Williams spielt eine gebeutelte Künstlerin vor einer wichtigen Ausstellung. Unterm Strich geht es in „Showing Up“ um nicht weniger als die Fragen: Wie wichtig ist die Kunst? Und wie wichtig das Leben?

Von Anna Katharina Laggner

Nachts ist Lizzy in ihrer Garage und modelliert feingliedrige Frauenfiguren aus Ton. Die sie in warmen, bunten Farben bemalt. Diese Figuren sind in ihrer starren Schönheit das Gegenteil von Lizzy und ihrem Leben. Denn Lizzy kommt selten dazu, bei sich zu sein, andauernd passiert etwas, das sie durchs Leben schlingern lässt und davon abhält, sich voll und ganz ihrer bevorstehenden Ausstellung zu widmen.

"Showing Up" Filmstills

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Nachts wacht Lizzy auf, weil ihre Katze im Badezimmer eine Taube malträtiert. Sie hat seit Wochen kein heißes Wasser, weil ihre Nachbarin und Vermieterin behauptet, zu beschäftigt zu sein, um sich darum zu kümmern. Diese Vermieterin ist ebenfalls eine Künstlerin in Vorbereitung einer Ausstellung, für die sie schon vor der Eröffnung gefeiert wird.

In ihrer egozentrischen Art ist diese Nachbarin/Vermieterin/Künstlerin vor allem auch eine Konkurrentin für Lizzy. Lizzys Vater beherbergt irgendwelche Freigeister bei sich zu Hause. Und ihr psychisch angeknackster Bruder gräbt ein tiefes Loch in seinem Garten. Obwohl es ihr egal sein könnte, beschäftigt Lizzy all das mehr als ihre eigene Arbeit. Eine Person mit notorisch schlechtem Gewissen, wird die verletzte und einbandagierte Taube in ihrem Karton der ständige Begleiter von Lizzy.

"Showing Up" Filmstills

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„Showing Up“ ist wie alle Filme von Kelly Reichardt in Oregon gedreht, konkret in der Stadt Portland in einer Straße mit etwas heruntergekommenen Häusern, in denen vorwiegend Künstler*innen leben. Von außen wirkt das gemütlich und entspannt, aber Kelly Reichardt zoomt hinein in die komplexe Persönlichkeitsstruktur ihrer Hauptfigur, der Keramikkünstlerin Lizzy, gespielt mit zärtlicher Apathie von Michelle Williams. Lizzy ist altvatrisch gewandet, beiges Jackerl, brauner Kittel, Schlapfen und Socken.

Je näher ihre Ausstellungseröffnung rückt, desto miesepetriger schaut sie zwischen ihren zerrupften braunen Haaren hervor. Und desto lustiger wird dieser Film. Michelle Williams ist eine großartige Darstellerin dieser Figur, die wir alle sein können: Eine Frau, die sich (zu) sehr beeinflussen lässt von Dingen, die sie selbst nicht beeinflussen kann.

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In den für Kelly Reichardt typischen warmen Ocker- und Sandfarben ist „Showing Up“ ein Film über die unglamourösen Aspekte der Kunstproduktion: Zweifel über das eigene Werk, Neid auf das Werk Anderer und ein bisschen auch die Frage, ob die Handhaltung einer Keramikfigur das Weltgeschehen beeinflusst. Aber „Showing Up“ urteilt nicht, ganz im Gegenteil. Vielleicht, suggeriert Kelly Reichardt, geht es genau darum: Die eigenen Talente zu erkennen und zu nutzen. „Showing Up“ ist ein etwas zielloser Film, von der Tonart her eher Moll als Dur und liefert dabei reichlich Futter zum Nachdenken, über die Bedeutung der Dinge und Lebewesen.

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