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Birgit Minichmayr als Maria Lassnig

Stadtkino

Mit einem Tiger schlafen

Unkonventionelles Filmporträt einer großen Malerin

Die österreichische Malerin Maria Lassnig war eine der bedeutendsten Künstlerinnen des Landes. Filmemacherin Anja Salomonowitz hat ihr ein vielschichtiges Porträt gewidmet, das jetzt in unsere Kinos kommt. Mit Birgit Minichmayr in der Hauptrolle. Wer ein handelsübliches Biopic erwartet, ist hier falsch.

Von Jan Hestmann

Im Jahr 2014 starb Maria Lassnig im Alter von 94 Jahren. Nur ein Jahr zuvor wurde sie im Rahmen der Biennale in Venedig für ihr Lebenswerk geehrt. Um Anerkennung musste die in der Kärntner Gemeinde Kappel am Krappfeld geborene Lassnig hart kämpfen. Lange Zeit verdiente sie kaum Geld mit ihrer Kunst. Heute gilt die Malerin als eine der, wenn nicht die bedeutendste zeitgenössische Künstlerin Österreichs. Ihr Schaffen machte sie international berühmt, ihre Werke wurden in unzähligen Ausstellungen in Europa und den USA präsentiert. Bis ins hohe Alter hörte sie nicht auf zu experimentieren und sich als Künstlerin neu zu erfinden. Und begeistert damit auch zunehmend ein junges Publikum. Kräftige Farben, fantastisch-futuristische Landschaften und Gestalten und viel selbstironischer Witz prägen ihr Werk.

#228 FM4 Filmpodcast: Anja Salomonowitz zu Gast

Die Regisseurin Anja Salomonowitz vermischt seit jeher Formen und Genres in ihrem filmischen Schaffen. Auch in ihrem neuen Werk verschwimmen die Grenzen zwischen Spiel- und Dokumentarfilm, trifft Realismus auf Künstlichkeit. „Mit einem Tiger schlafen“ ist ein Portrait der Künstlerin Maria Lassnig als dezitiertes Anti-Biopic. Im Gespräch mit Pia Reiser und Christian Fuchs erzählt Anja Salomonowitz von den Hintergründen des Films. Am 8.4.2024 um Mitternacht auf FM4 und im FM4 Filmpodcast.

Als solches Pop-Phänomen der Bildenden Kunst ist Maria Lassnig jetzt auch in einem neuen Kinospielfilm zu erleben. Die Filmemacherin Anja Salomonowitz hat ihr ein Porträt gewidmet, das Lassnigs Aufwachsen, künstlerisches Schaffen und Zurechtkommen auf einem männerdominierten Kunstmarkt zeigt. „Mit einem Tiger schlafen“ ist ein vielschichtiger Konzeptfilm, der mit allen Biopic-Konventionen bricht und auch gern ins Surreale kippt. Manchmal löst sich die Form des Spielfilms für kurze Zeit ganz auf, dann sprechen Protagonist:innen plötzlich direkt in die Kamera und der Film wird zum Augenzeug:innenbericht.

Beeindruckend in der Rolle der Maria Lassnig zu sehen ist Schauspielerin Birgit Minichmayr, die sämtliche Lebensphasen Lassnigs - von jung auf bis ins hohe Alter - spielt, dabei äußerlich aber nur marginale Veränderungen zeigt (später etwa eine Krücke oder am Ende dann ein Rollstuhl). Das Malen begleitet sie von Anfang bis Ende.

Birgit Minichmayr als Maria Lassnig

Stadtkino

Birgit Minichmayr als Maria Lassnig

Die markanten, poppigen Bilder Lassnigs spiegeln sich in ihren Outfits wieder. Die farbenfrohe Garderobe, oft bunte Trainingsanzüge, steht aber wieder im Kontrast zu ihrem meist in sich gekehrten Wesen. Wir sehen Lassnig oft abgeschieden vom Rest der Welt in einem Haus im Wald arbeiten. Allein in ihrem Atelier beginnt sie ihre Arbeitsroutine damit, eine leere Leinwand sorgfältig an die Wand zu nageln. Lange starrt sie diese Leinwand dann an, lässt diese Leere auf sich wirken, bevor sie dann allmählich beginnt, die Farben zu mischen.

Wir sehen Maria Lassnig zum ersten Mal vor der Akademie der Bildenden Künste. Es ist das Jahr 1940. Riesige Hakenkreuzflaggen hängen an dem Gebäude. Lassnig wird ohne Aufnahmeprüfung für das Studium aufgenommen. Wir sehen sie bei Ausstellungen, die sie selten genießt. Sie lernt den 10 Jahre jüngeren Maler Arnulf Rainer kennen - gespielt vom Singer&Songwriter und FM4 Darling Oskar Haag. Zu Rainer entwickelt sie bald eine Liebesbeziehung.

Mehr Maria Lassnig:

  • Den Dokumentarfilm „Maria Lassnig - Es ist die Kunst, jaja...“ kann man sich hier ansehen.

Wir sehen Lassnig als Getriebene. Die Hände wund vom Terpentin. Ihr Lebenssinn ergibt sich immer aus der Malerei. Einmal sagt sie: „Life is not bearable for me when I don’t paint“. Ein anderes Mal weckt sie Rainer auf, als sie mitten in der Nacht auf dem Boden malt und zu ihm sagt: „Eine Frau muss dreimal soviel schuften wie ein Mann, nur weil sie eine Frau ist.“ Neben der Kunst an sich ist auch immer das Leben von der Kunst Thema. Lange schlägt sie sich so durch. Immer wiederkehrend Erinnerungen an frühe Gespräche mit ihrer Mutter (Johanna Orsini), die ihrer Tochter keine Zuneigung schenkt und ihr Schaffen belächelt.

Kurz vor ihrem Tod blickt sie gemeinsam mit ihrem Assistenten Hans Werner Poschauko (Lukas Watzl) in den Himmel und sinniert darüber, mit welcher Farbmischung diesen Verlauf hinbekomme. Es ist eine sehr eindringliche Szene am Ende eines sehr ungewöhlichen Porträtfilms. Kein rund auserzähltes Biopic, sondern eine fragmentarische Erzählung, der es gelingt, das komplexe Wesen Maria Lassnigs abzubilden und darüber hinaus große Lust macht, sich mit dem künstlerischen Schaffen der Malerin tiefergehend auseinanderzusetzen.

#228 FM4 Filmpodcast: Anja Salomonowitz zu Gast

Die Regisseurin Anja Salomonowitz vermischt seit jeher Formen und Genres in ihrem filmischen Schaffen. Auch in ihrem neuen Werk verschwimmen die Grenzen zwischen Spiel- und Dokumentarfilm, trifft Realismus auf Künstlichkeit. „Mit einem Tiger schlafen“ ist ein Portrait der Künstlerin Maria Lassnig als dezitiertes Anti-Biopic. Birgit Minichmayr spielt die Malerin in allen Lebensphasen. Im Gespräch mit Pia Reiser und Christian Fuchs erzählt Anja Salomonowitz von den Hintergründen des Films. Aber auch über ihre Vorlieben und Traumata, von „Dirty Dancing“ bis „Bambi“. Am 8.4.2024 um Mitternacht auf FM4 und im FM4 Filmpodcast.

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