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Olli Schulz und Jan Böhmermann vor einer roten Backsteinwand

FM4 / Clemens Fantur

interview #1

„Jeder Song ist eine neue Möglichkeit, eine Staatsaffäre auszulösen“

Politische Intervention von oben?!?!11! Late-Night-Talker Jan Böhmermann und Musiker Olli Schulz sitzen am 11. Mai 2024 wieder in der FM4 Kommentatorenkabine und moderieren das Finale des Eurovision Song Contest live aus Malmö.

Von Lena Raffetseder und Alex Wagner

Letztes Jahr in Liverpool haben die Satiriker Jan Böhmermann und Sänger Olli Schulz alles erreicht. Sie haben zum ersten Mal den Eurovision Song Contest für FM4 kommentiert und damit eine der wichtigsten Veranstaltungen der europäischen Unterhaltungsindustrie.

Die beiden hätten FM4 überreden müssen, ihnen in Liverpool eine Kommentatorenbox für den Eurovision Songcontest einzurichten, behauptet Jan Böhmermann live in seinem Take-over auf FM4. Heuer sei in der Vorbereitung aber alles anders gelaufen: „Wir haben gedacht: Wir müssen es jetzt nicht nochmal machen. FM4 auch, musste auch nicht sein. Dann auf einmal der Anruf aus dem Büro des Bundeskanzlers der Republik Österreich.“

Böhmermann und Schulz als Teil der Leitkultur

Es habe einen Anruf von ganz oben aus dem Bundeskanzleramt gegeben, sagt Böhmermann, Herr Nehammer habe ihm gesagt: „Wir haben hier so ein neues Leitkulturprogramm und im letzten Jahr hat das wahnsinnig gut funktioniert. Wir würden vorschlagen, im Jahr der Nationalratswahl, dass wir die Kommentierung des Eurovision Song Contest von Oliver Schulz und Jan Böhmermann aufnehmen im Rahmen der österreichischen Leitkultur.“ Zusammen mit Frittatensuppe, Kälber-Essen und Piste-Runterfahren.

So oder so ähnlich hat es sich zugetragen - zumindest behauptet das Jan Böhmermann im FM4 Take-over. Fest steht auf jeden Fall: Böhmermann und Schulz, gemeinsam bekannt vom Erfolgspodcast Fest & Flauschig auf Spotify, kommentieren heuer zum zweiten Mal das Finale des Eurovision Song Contest für FM4. Jan Böhmermann erzählt im FM4 Interview über Vorfreude, NATO-Paraden und das Reinreden in Songs.

FM4: Jan, du kommentierst wieder gemeinsam mit Olli den Songcontest für FM4, freust du dich?

Jan Böhmermann: Ich freu mich wahnsinnig. Es ist wirklich eines der schönsten Dinge, die man in der Medienwelt machen kann. Die Stimmung in Liverpool letztes Jahr war gigantisch. So etwas habe ich noch nie erlebt: Das Internationale von Olympischen Spielen trifft auf Christopher Street Day, aber auch so ein bisschen Branchentreffen. Und es ist ein ganz tolles Publikum, ein wahnsinnig junges Familienpublikum auch. Die ganze Stadt ist im Eurovision-Song-Contest-Fieber. So war es zumindest in dem eigentlich regnerischen, etwas grauen Liverpool. Wie das dieses Jahr in Malmö sein wird, an einem hoffentlich schönen, warmen Mai-Wochenende... also ich freue mich total. Und zwar nicht nur auf das Kommentieren. Das macht natürlich viel Spaß. Was ich letztes Jahr ein bisschen unterschätzt habe, ist die Tatsache, dass man sich vorher echt einarbeiten muss. Man hat wahnsinnig viele Informationen zu den Künstler:innen. Im letzten Jahr haben wir auch die Probe gesehen, das war ganz hilfreich, um ein bisschen zu checken, was da alles passiert. Aber dieses Jahr, ich möchte es öffentlich sagen: Ich verspreche, nicht so oft in die Songs reinzuquatschen, aber ich kann es nicht garantieren.

Zwei kreisförmige Fotos von Jan Böhmermann und Olli Schulz vor pinkem Hintergrund und dem Schriftzug "Songcontest"

FM4 / LWZ / ORF / Roman Zach-Kiesling

Das Finale des Eurovision Song Contest mit Jan Böhmermann und Olli Schulz live aus Malmö

Am 11. Mai ab 20.45 Uhr auf Radio FM4, im Videostream auf fm4.ORF.at, in der ORF TVthek und der simpliTV App.

FM4: Fast ein Jahr später, wie hat die Song-Contest-Erfahrung nachgewirkt?

Böhmermann: Ich würde sagen, was ganz gut klappt, ist, dass Olli und ich uns gut ergänzen. Wenn der eine etwas zu lange zögert, grätscht der andere schon mit wirren Gedanken rein. Das klappt ganz gut. Ich war letztes Jahr leicht überrascht davon und fast überwältigt, wie gut Olli Schulz vorbereitet war. Er ist ja normalerweise ein Mensch, der sehr aus dem Herzen und aus dem Bauch schöpft. Da war ich überfordert und habe dann meinerseits versucht, mein Herz und meinen Bauch anzuzapfen. Aber da ist natürlich nichts drin in meinem Herz. Dieses Jahr werde ich mich so vorbereiten wie ein Bundesliga-Statistik-Typ, der einfach weiß, wann die Schweiz 1955 mit Sänger XY den fünften Platz gemacht hat. Und dann wird Olli denken: „Krass, was habe ich für einen coolen Moderationspartner, boa, wie gut der das kann!“

FM4: Was wollt ihr denn in dem Jahr anders machen, außer über die Songs nicht mehr so drüberreden?

Böhmermann: Wir wollen nicht mehr über die Songs drüberreden, aber wenn wir dann nach den Songs reden, möchten wir sie mehr kaputtquatschen. Wir wollen noch persönlicher werden gegen die Künstler*innen, gegen die Musik, auch gegen das Land, das diese Künstler:innen sich erdreistet zu schicken. Jeder Song ist eine neue Möglichkeit, eine Staatsaffäre auszulösen. Es ist ja auch viel politisch in Bewegung geraten im letzten Jahr, einige Länder sind ein bisschen selbstbewusster geworden. Die wollen vielleicht nicht von einem kleinen österreichischen Kommentatorenteam niedergeredet werden. Dann wird vielleicht mal der Botschafter einbestellt. Dann wird vielleicht mal der Botschafter auf der anderen Seite einbestellt. Im Vorhinein kalkulieren wir das durch und gucken mal, ob wir da etwas auslösen können. Alles dient nur einem Zweck: FM4 nach vorne zu bringen am Ende.

FM4: Der Song Contest kommt nach Schweden ins Mutterland zurück. Was sind die Erwartungen an Malmö?

Böhmermann: Malmö ist eine wahnsinnig schöne Stadt. Ich war schon mal da. Das heißt, die Erwartungen, dass das dort toll ist, werden sowieso erfüllt. Die Menschen in Schweden sind wahnsinnig nett. Das Essen ist hervorragend. Hoffentlich ist das Wetter gut, das wäre jetzt eine Sache, wo die Schweden sich ein bisschen zusammenreißen sollten. Und natürlich die geopolitische Lage. Schweden ist jetzt NATO-Mitglied. Das möchte ich auch spüren und sehen. Ich weiß, das kann man sich in Österreich nicht vorstellen, aber ich komme aus einem NATO-Land, aus der Bundesrepublik Deutschland. Da würde ich mir schon wünschen, wenn da mal einfach so LKWs mit Raketen durch die Fußgängerzone fahren, einfach mal so. Das fände ich eine ganz gute Idee. Dann natürlich irgendwas mit Astrid Lindgren und auch irgendwie mit Lego, obwohl es aus Dänemark kommt. Aber ist ja nicht weit weg. Einfach so ein paar skandinavische Stereotype, das fänd ich cool. Und ansonsten, dass Österreich gewinnt, das ist eigentlich das, was ich am allermeisten erwarte.

Das Finale des Eurovision Song Contest werden Böhmermann und Schulz live aus Malmö kommentieren.
Am 11. Mai 2024 ab 20.45 Uhr auf Radio FM4, im Videostream auf fm4.ORF.at, in der ORF TVthek und der simpliTV App.

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