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Marisa Abela als Amy Winehouse

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„Back to Black“

Ein neues Biopic über das Leben und Leiden von Amy Winehouse.

Von Natalie Brunner

Biopics über Musiker:innen fluten im Moment unsere Kinos. Erst vor Kurzem war „One Love“ zu sehen, ein Spielfilm über Bob Marleys Zeit im Londoner Exil, in der er das berühmte „Exodus“-Album aufgenommen hat.

Ebenfalls nach London, aber nicht in die späten 70er-Jahre, sondern in die frühen 2000er, führt uns „Back to Black“, ein Film über die Leiden der jungen Amy Winehouse. Es ist ein Film mit dem die Regisseurin Sam Taylor–Johnson versucht, uns Amy Winehouse als Mensch nahbar zu machen.

„Back to Black“ ist eine emotionale Dramatisierung des kurzen Lebens der brillanten Londoner Soulsängerin, die 2011 im Alter von 27 Jahren an einer Alkoholvergiftung gestorben ist. „Back to Black“ ist ein einfach und linear erzählter Film, der aus Fan-Perspektive die dramatische Beziehung von Winehouse zu ihrem on/off-Ehemann Blake in den Mittelpunkt stellt. Dass diese Figur - wie auch Mitch Winehouse, Amys Manger und Vater in Personalunion - positiver gezeichnet ist als in anderen Erzählungen über das Schicksal der Musikerin, begründet die „50 Shades of Grey“-Regisseurin Sam Taylor–Johnson damit, dass der Blick auf diese Figuren einer aus Amys Perspektive ist und sie diese toxischen Männer geliebt hat.

„Back to Black“ lebt von der großartigen schauspielerischen und gesanglichen Darbietung von Amy-Darstellerin Marisa Abela. Sie gibt eine durch und durch einnehmende und sympathische Darbietung, sei es am Boden in ihrem eigenen Erbrochenen aufwachend oder aufdringliche Fans prügelnd. Marisa Abela gibt der Figur Amy Winehouse die Würde, die die Yellow Press permanent versucht hat ihr zu rauben.

Jack O’Connell spielt geschickt Blake Fielder-Civil, Amys selbstzerstörerischen Ehemann. O’Connell macht Blake dabei sympathischer und weniger abstoßend als er bisher portraitiert wurde. „Back to Black“ versucht gar nicht nach Erklärungen oder Entschuldigungen zu suchen. Der Film zeigt vielmehr, dass diese Medienbilder oft irreführend sind, dass hinter Blakes Fassade menschliche Ängste und Unsicherheiten stecken und er nicht wie ein kalkulierender Bösewicht agiert hat, sondern auch wie ein gelähmter blinder Passagier seines eigenen Schicksaals in den Untergang gestrudelt ist.

Eine besonders sorgfältig inszenierte Szene zeigt das Kennenlernen zwischen Amy und Blake in einem Pub Camden Town. Trotz Blakes gespielter Gleichgültigkeit und seiner Beteuerungen, Amy nicht zu kennen, überzeugt er sie mit seinem Musikwissen und pflanzt eine Sehnsucht in ihr. Es ist auch das einzige Mal, dass die Beiden über geweinte oder gebrüllte Liebesbekundungen hinaus Text miteinander haben.

Verglichen mit dem fesselnden Dokumentarfilm „Amy“ von Asif Kapadia aus dem Jahr 2015, der Winehouse selbst präsentiert und ein in die Tiefe gehendes Portrait ist, wirkt „Back to Black“ wie eine Soap-Opera-Version der Geschichte. Die vielen Anekdoten und Details, die man in der Doku „Amy“ erzählt bekommt, zeichnen ein viel plastischeres Bild der Person und der Dämonen von Winehouse.

„Back to Black“ ist ein Film, der Winehouses Zerbrechlichkeit und Jugend in einen Gegensatz zu ihren harten Eskapaden und ihren Schmerz und Sehnsucht getränkten reifen Stimme stellt.

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