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Tomasa Del Real

Pequintana / galio.cl

hyperreality

Klub und Kultur

Das Hyperreality Festival for Club Culture passiert ab Mittwoch im Rahmen der Wiener Festwochen in ebenjener Stadt. Vier Tage lang wird da der Club zur kulturellen Hochburg und das Schloss Neugebäude in Simmering zum Austragungsort einer ganz besonderen Reihe an Showcases internationaler Kollektive und Acts, die wissen, wie man Diskurs feiert.

Von Dalia Ahmed

Príncipe, Balacore, NON und GHE20G0TH1K heißen die jeweiligen Zusammenkünfte junger Kreativer, die in den Nächten von 24. bis 27. Mai das Publikum der Wiener Festwochen zum Tanzen und (Um-)Denken bringen werden.

Kuratorin des Festakts, Marlene Engel, hat als Ausgangssituation für das Ganze den Umstand herangenommen, dass Artists mittlerweile die Möglichkeit haben, außerhalb kapitalistischer Strukturen ihre Musik selbstbestimmt auf ihren Computern zu produzieren. So können Menschen, die gerade nicht weiß, hetero oder reich sind, Musik schaffen, die von anderen gehört wird, die wie sie sind. Auf diese Weise entstanden in den letzten 10 Jahren Szenen, die zwar lokal passieren, aber auch international vernetzt sind. Weg vom globalen Dorf hin zur Hypercommunity.

Es sind über 80 Acts, insgesamt 150 Personen, die ab Mittwoch bis Samstag die alten Gemäuer in Simmering zum Beben bringen. Sie werden zum Teil neue Auftragsarbeiten präsentieren, neu zusammengesetzt oder in Showcases organisiert, sich so präsentieren, wie sie möchten. Beim Hyperreality Festival wird kaum Programm top-down vorgegeben, sondern die Labels und Kollektive bestimmen selbst, wer wie performt. Schulter an Schulter mit lokalen Heroes wie Battle-ax, KLITCLIQUE, fauna oder Forever Traxx werden internationale Konstellationen dem Publikum neue Konzepte des Feierns vorleben.

In der ersten Nacht zelebriert das portugiesische Príncipe Label die Musik der Randbezirke. Musik, die in der Vorstadt Lissabons, den Barrios, entsteht, abseits einer kulturellen und infrastrukturellen Anbindung zur Mitte des Stadtkerns.

Firmeza

Marta Pina

Firmeza

Die DJs und Producer/innen des Labels sind die Nachfahren derer, die von Portugal einst kolonialisiert wurden. Und zaubern aus afrikanischen Einflüssen so Genres wie den Kuduro. Schnelle, energetische Tanzmusik die ihren Ursprung in Angola hat. Die Mafia Boyz SA, Bleid, DJ Firmeza, DJ Nigga Fox, Nídia Minaj, Puto Anderson+DJ NINOo und andere mehr werden am Eröffnungsabend also zum motivierten Tanz anregen.

Balacore, die Vermählung des schwedischen Staycore Labels mit der Londoner Clubreihe Bala Club verbindet pan-europäische Kollaboration mit dem pochenden Herz Londoner Subkultur. Staycore, bekannt für ihre Mixes und Radioshows gibt sich nicht damit zufrieden, nur schwedische Musikexperimentierer/innen zu vertreten. Die Labelgründer/innen Ghazal und DINAMARCA vereinen Menschen, die ausgetüftelte Clubmusik von überall her produzieren. Mechatok, Alx9696, Toxe und mehr.

Während der Bala Club zwar klar in London verortet ist, wandelt die Partyreihe um die Geschwister Kamixlo und Uli K und ihren Kindheitsfreund Endgame Reggaeton und ihre chilenischen Wurzeln in Industrial Sounds um, die auch vor Remixes bekannter Pop-Hits nicht zurückschrecken. Der Soundtrack des Outkast-Teenie-Seins in einer strukturell restriktiven Großstadt.

Das NON-Kollektiv widersetzt sich, wie alles andere auch beim Hyperreality Festival, dem zeitgenössischen Verlangen alles labeln und verorten zu wollen. NON sagt Nein und definiert sich als „State of NON“, ein Staat, der keiner ist und damit aufzeigen soll, dass das Konzept der „Nation“ überholt ist. Die Artists des Kollektivs entstammen alle der afrikanischen Diaspora und sind Menschen, die überall auf dem Globus aufgewachsen sind und aus ihren diversen Hintergründen heraus verstanden haben, dass Grenzen keinen Sinn machen. Sowohl kreativ als auch praktisch. Am Freitag wird das NON-Kollektiv exklusiv inklusiv agieren mit den Auftritten von Chino Amobi, Angel-Ho, Juliana Huxtable u.v.m.

Der letzte Akt gehört GHE20G0TH1K. Die Partyreihe um Venus X herum, die später zu einer eigenen Art Subkultur morphte, verbindet Coolness mit Reflexion. 2009 startet Venus X die Clubnacht GHE20G0TH1K, um den „Schmerz wegzufeiern“. Junge, queere, schwarze und latino New Yorker/innen kommen im Club zusammen und inspirieren neue musikalische und ästhetische Trends. Als die Partyreihe zu groß wird und M.I.A., der A$AP Mob und Diplo vorbeischauen, fürchtet Venus X um die Integrität ihrer Veranstaltungen. Als dann Rihanna ihren Style auf Instagram als #GHE20G0TH1K bezeichnet, wird erstmal Pause eingelegt, um nicht von der Kommerzialisierung aufgefressen zu werden. 2015 ist GHE20G0TH1K gestärkt zurückgekehrt und weitet die Wirkungsmacht des popkulturellen Phänomens auf die ganze Welt aus. Und dass am Samstag Princess Nokia auf der anderen Bühne am Mikrofon und Fatima Al Qadiri im Rahmen des Showcases am DJ-Pult sein werden, ist da nur the cherry on top.


2x2 Festivaltickets zu gewinnen

Die großartige Tomasa del Real, die man im Bild ganz oben sieht, wird am 27. Mai beim Hyperreality Festival auftreten. Woher stammt sie und was macht sie in etwa für Musik?

UPDATE: Der Einsendeschluss ist vorbei, die Gewinner*innen wurden bereits per Mail verständigt. Die richtige Antwort war: Tomasa Del Real ist eine der wichtigsten neuen Vertreter*innen der Reggaetón-Szene Chiles.

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