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der Song zum Sonntag

Into the Great Wide Open

Der Song zum Sonntag: Peter Perrett - „How the West Was Won“

Von Philipp L’heritier

Peter Gerrett ist Brite. Wenn er in seinem neuen Song „How the West Was Won“ vom Westen singt, meint er damit natürlich die USA. Er widmet sich dem großen, weiten, rätselhaften Land mit dem unsicheren Blick von außen, mit der gut bekannten Mischung aus Abscheu und Ekel, Verwunderung und Überwältigung.

Ende der 70er, Anfang der 80er war Peter Gerrett mit seiner Band The Only Ones kurz minimal berühmt. Als übellaunige, nervige Punkband klassisch englischer Prägung, aus den USA importierten schrottigen Garagen-Rock drehte man da Richtung Artschool und waviger Dandyhaftigkeit, die Haare waren gern nach Vogelscheuche modelliert, die Jacketts waren gern eng.

Neben englischem Punk waren bei den Only Ones vor allem Lou Reed und The Velvet Underground die Ideologiespender. Peter Gerrett hat in seinem Duktus immer das Gefühl versprüht, er hätte wohl heute keinen guten Tag gehabt. Jeden Tag.

Nasaler, mürrischer Erzählsingsang, mal murmeln, mal krächzen. Lou Reed und Bob Dylan erzählen einander bittere Geschichten, immer auch mit Zynismus und giftigem Witz geladen.

Und so geht das jetzt weiter. Peter Perrett ist freilich nicht milde geworden, kann aber auch über sich selbst lachen. Nach gut 35 Jahren Auszeit veröffentlicht Perrett unter dem Titel „How the West Was Won“ sein erstes Soloalbum, der Titelsong umreißt schon einmal in wenigen Bildern so ziemlich alles.

Triumph und Niederlage, Begeisterung, Abstumpfung, Euphorie und Selbstzweifel. Es geht in dem Song also um die USA, aber auch um den Erzähler selbst.

Der große, tolle amerikanische Traum sei also gescheitert, so singt Perrett, die geile Selbstverwirklichung und die unendlichen Möglichkeiten werden auf dem Rücken anderer ausgelebt: „The Indians and Mexicans were the first to feel the rope“.

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  • Auch der geschätzte Wissenschafts- und Popjournalist Thomas Kramar macht sich in der Presse am Sonntag zum jeweils selben Song seine Gedanken.

Dazu imitiert die Band gut gelaunten Countryrock. Peter Perrett schlägt die Brücke aus der blutigen Vergangenheit hinein in die Gegenwart und die trash-fixierte Popkultur: „Just like everybody else I’m in love with Kim Kardashian, she’s taken over from J. Lo as my number one“.

Und er weiß dabei, dass solche Zeilen albern klingen müssen, wenn so ein alter Vogel wie er sie singt.

In diesem Song flackern die Unvereinbarkeiten, das Glück und die Niedertracht. „God knows I love America“, singt Perrett später noch. Leider geil. Ein trauriges Lied, ein lustiges Lied. Das Leben als kaputter Vergnügungspark.

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