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Bilder vom Unsound Festival

Radio FM4 / Natalie Brunner

Akustische Mitbringsel vom Unsound Festival

Das Unsound in Krakau ist eines der interessantesten Festivals für zeitgenössische Elektronische Musik, nicht nur wegen der Locations, sondern vor allem wegen der Thematik.

Von Natalie Brunner

Ausgefallen Locations sind ein Markenzeichen des Unsound Festivals, das eine Woche lang verschiedenste Orte in Krakau und Umgebung bespielt hat: Der Schacht einer Salzmine, in der Hyperdub-Labelchef Kode 9 in düsterer Tiefe unangekündigt ein Liveset gespielt hat, gehörte in der Vergangenheit genauso zu den Austragungsorten des Unsound wie ein Stahlwerk aus der kommunistischen Ära oder eine alte Straßenbahnremise.

Seit 2002 findet das Unsound statt und hat genauso wie andere große Festivals Ableger in verschiedenen Städten: London, New York, Toronto und Adelaide.

Das Unsound ist aber weit mehr als nur Locations. Es ist ein Festival, das Musiker_innen präsentiert, deren Arbeit in vielen Fällen mit sozialen oder identitätspolitischen Fragen verknüpft ist. Queer-Thematiken stehen genauso im Fokus wie die Auseinandersetzung mit Kolonialismus - z.B. durch den aus Ghana kommenden Musiker Otim Alpha - oder aktuelle sozialpolitische Fragen wie Polizeigewalt gegen Afroamerikaner_innen im Werk von Moor Mother.

Eine Diskursveranstaltung Donnerstag Nachmittag widmet sich etwa xenofeministischen Politiken, die eine Geschlechterpraxis jenseits von biologischen Grenzen zu konzipieren versuchen und inwiefern Technologie die Möglichkeit bietet, die Menschheit von der Tyrannei ihrer Biologie zu befreien.

Das ist mutig in Polen, in einem Land, das letztes Jahr beinahe ein Totalverbot von Abtreibung durchgesetzt hätte und wo zeitgleich mit Beginn des Unsound Festivals hunderttausende Menschen an den Grenzen Rosenkränze für den - wie sie meinen - Erhalt der christlichen Zivilisation beten.

Die politische Realität, mit der sich junge Polinnen auseinandersetzten müssen, wird beim Unsound nicht thematisiert. Das Publikum spricht Englisch, Spanisch und Deutsch und bis auf die polnischen Acts im Lineup und einem Rekurs auf polnische Pioniere scheint eine Anbindung an den Austragungsort zu fehlen. Das Motto dieses Jahres war (um nach Auskunft der Veranstalter, die dystopische Spirale nicht weiter nach oben zu schrauben): „Flower Power“; Gegenkultur, die sich in Opposition zu den herrschenden Realitäten setzt und auch ein Hinweis auf die Verletzlichkeit und Fragilität unserer Spezies.

FM4 Homebase Spezial zum Unsound-Festival

Natalie Brunner hat akustische Souvenirs mitgebracht, u.a. von Sega, Dre Skull, Holly Herndon, J. Lin, Flohio, und Otim Alpha. Zu hören gibt es das Ganze in einer FM4 Homebase-Spezialstunde am Montag, 16.10.2017, von 21-22:00 und danach 7 Tage lang online im FM4 Player.

Bilder vom Unsound Festival

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