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Screenshot von "Elex"

Piranha Bytes / THQ Nordic

Immer wieder „Gothic“

„Elex“, das neue Spiel der deutschen Games-Entwicklerfirma Piranha Bytes ist ein weiterer Aufguss einer über 15 Jahre alten, längst dick angestaubten Formel.

Von Robert Glashüttner

Virtuelle Welten sind dann besonders faszinierend, wenn sie schier endlos wirken und uns maximale Freiheit bieten. Zumindest auf den ersten Blick schafft das ein aktuelles Game, das von einem deutschen Entwicklerteam stammt, das schon seit über 15 Jahren für seine ruppigen Rollenspiele mit umfangreichen, großflächigen Spielumgebungen bekannt ist. „Gothic“ hieß die ursprüngliche Serie, „Risen“ die zweite, und jetzt beginnen wir mit dem ersten Teil von „Elex“. „Elex“ präsentiert sich als Mischung aus mittelalterlicher Fantasy, Postapokalypse und Science Fiction.

160 Jahre nach dem Meteoriteneinschlag

„Elex“ von Piranha Bytes ist bei THQ Nordic für Windows erschienen.

Die Hintergrundgeschichte von „Elex“ ist mäßig originell: Die moderne Welt ist durch einen Meteoriteneinschlag fast gänzlich zerstört worden. In all die Zerstörung gelangt aber auch ein extraterrestrisches Element auf den Planeten - eine Art Gestein, das Elex getauft wird. Elex verändert Geist und Körper und sorgt dafür, dass eine Gruppe von seelenlosen Supermenschen entsteht, die alle anderen unterjocht. Wir sind einer aus dieser Gruppe, werden aber von ihr verstoßen und müssen uns jetzt alleine durchschlagen.

„Elex“ ist eine weitere Neuauflage von dem einen, quasi immer gleichen Game, das die Firma Piranha Bytes seit 2001 in Variationen neu gestaltet. Kurzfassung: Ein einsamer Held – übrigens immer ein Mann - wird in eine tödliche Welt geworfen und muss in ihr überleben.

Am Anfang tragen wir nur ein Unterhemd und kämpfen mit einem Eisenrohr. Überall lauert der Tod: Andere Menschen greifen uns an, Monster und Mutanten beißen uns tot oder bespucken uns mit Säure. Auch unabsichtlich von Klippen runterzufallen ist keine Seltenheit. Wir müssen uns einige Stunden durch diesen frustrierenden „Start“ durchbeißen, bis wir annähernd stark genug sind, um nicht an jeder zweiten Ecke zu sterben. Das ist übrigens auch der durchwachsenen technischen Umsetzung geschuldet: Die Animationen sind hakelig, Gegenstände und Figuren bleiben immer wieder in Teilen der Umgebung stecken und bewegen sich mitunter auf eine seltsame, nicht vorhersehbare Weise. Dazu kommt ein sperriges, unfertiges Kampfsystem.

Langweiliges Gefasel

Ebenso klassisch in „Gothic“, „Risen“ und jetzt eben „Elex“ sind die unzähligen, lähmenden Dialoge in Sprachausgabe. Im Wesentlichen gibt es nur einen relevanten Charaktertypus im ganzen Spiel: ein großkotziger, männlicher Kämpfer. Von ihm gibt es dutzende Varianten in der riesigen Landschaft verstreut, in unterschiedlichen Namen, Fraktionen und Zugehörigkeiten. Die Aufgaben, die wir mit ihnen und für sie erledigen müssen, sich klischeehaft: Dinge holen und bringen, mit anderen Figuren sprechen, jemanden suchen, einen Gegenstand finden, kämpfen. Darin eingewebt ist die platte Geschichte bzw. eher das Setting, das vom Gerangel zwischen den Fraktionen und dem täglichen Überleben in der Wildnis erzählt.

Artwork von "Elex"

Piranha Bytes / THQ Nordic

Hartnäckiger Stillstand

Piranha Bytes-Spiele waren vor 15 Jahren in Bezug auf Größe der virtuellen Welt und Technik bahnbrechend. Weil sich in ihnen aber seither so gut wie nichts weiterentwickelt hat – weder technisch noch inhaltlich - merkt man erst, wie dumpf, repetitiv, unfair und unausgegoren diese Spielwelten in Wahrheit sind. Auch „Elex“ ist trotz Fantasy- und Science Fiction-Hybrid nur eine weitere Neuauflage des Altbekannten. Die Weite der Landschaft mit ihrer teils imposanten Architektur und die – zumindest theoretische – Freiheit sind immer noch beeindruckend. Doch länger als einige frustriert-ratlose Stunden werden sich nur besonders eingeschworene Fans in dieser überholten Rollenspielwelt aufhalten wollen.

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