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Screenshot aus dem Computerspiel "Please, Touch The Artwork 2"

Thomas Waterzooi

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Diese tollen Spiele sind komplett kostenfrei

Gratis-Games sind nicht nur Marketingtricks oder mäßig interessante Hobbyprojekte. Ganz im Gegenteil: Viele komplett kostenfreie Spiele sind kurzweilig, klug und facettenreich. Die Bandbreite reicht von Kultur-Games bis hin zu neu veröffentlichten Retroperlen.

Von Robert Glashüttner

Wenn auf einem Computerspiel free to play draufsteht, dann sollte man erst mal etwas skeptisch sein. Ihr wisst schon: Zuerst könnt ihr gratis spielen und dann, nach ein paar Stunden, sieht man schon die erste Bezahleinladung oder irgendwelche Shops mit Gegenständen, die man kaufen kann (aber nicht kaufen möchte).

Wesentlich besser sind da schon wirklich freie Games. Also solche, die super sind, aber trotzdem gar nichts kosten, weder Geld noch persönliche Daten. Dabei müssen die auch gar nicht klein, trashig oder Werbung sein. Oft ist das Gegenteil der Fall: Sie sind fantastisch und trotzdem kostenfrei. Wie kann das sein?

Game Jams und Lehrveranstaltungen

Viele freie Games gehen aus Lehrveranstaltungen hervor, es sind also Spiele, die im Rahmen einer Ausbildung entstehen: an einer Uni, FH oder einer anderen Bildungsstätte. Diese Spiele sind quasi immer nicht kommerziell, wobei die Studierenden dahinter sich danach manchmal selbstständig machen und ihr jeweiliges Game-Projekt weiterführen.

Collage von Game-Jam-Spielen

Sebastian Standke / game-curator.com

Ähnlich verhält es sich bei Spielen, die in Game Jams entstanden sind. Wenn Teams oder Einzelpersonen zwei oder drei Tage ihre Köpfe zusammenstecken und in dieser kurzen Zeit kleine Spiele gestalten, liegt oft die pure Kreativität in der Luft. Ausfeilen und optimieren geht später immer noch, den Prototyp für eine gute Idee zu entwickeln, schafft man aber mitunter erstaunlich schnell.

Portfolios

Ein weiterer Grund für kostenlose Games ist, dass einige Entwickler:innen manche ihrer Spiele als umfangreiches Portfolio-Piece gestalten und deshalb komplett frei veröffentlichen. Damit zeigt man stolz, was man kann. Da ist es natürlich gut, wenn möglichst viele Leute dein Spiel spielen und sich, im besten Fall, dein Name in der Branche herumspricht.

Ein aktuelles Beispiel für ein Portfolio-Projekt ist das von einem jungen Österreicher in einem kleinen Team entstandene „Portal: Revolution“ (Windows, SteamOS/Linux). Dabei handelt es sich um eine umfangreiche, in Sachen Gameplay und Präsentation bemerkenswert gelungene Mod von „Portal 2“. Wir haben hier auf fm4.ORF.at vor kurzem darüber berichtet.

Dunkler Raum

Portal: Revolution

„Portal: Revolution“

„Please, Touch The Artwork 2“

Auch aus unterschiedlichen Kulturfördertöpfen können freie Games entspringen. Ein kürzlich fertiggestelltes Beispiel ist „Please, Touch The Artwork 2“ (Windows, Mac), das anlässlich der belgischen EU-Ratspräsidentschaft 2024 finanziert wurde. Wir übernehmen dabei die Rolle des freundlichen Skeletts von James Ensor, einem belgischen Maler. Mit seinen sterblichen Überresten laufen wir nun (erstaunlich lebendig!) als Spieler:in in seinen Werken herum und müssen dort Gegenstände (Katzen, Flaschen, Holzplanken usw.) finden, Gemälde reparieren und kleine Rätsel lösen. Sehr nett und zugänglich und dabei auch ziemlich witzig.

Screenshot aus dem Computerspiel "Please, Touch The Artwork 2"

Thomas Waterzooi

„Please, Touch The Artwork 2“

„20 Small Mazes“

Auf den ersten Blick sieht es unspektakulär aus, aber „20 Small Mazes“ (Windows) ist eine gewitzte Labyrinth-Rätsel-Remix-Sammlung. Da kann man etwa mit einem Bulldozer die Wände eines Labyrinths niederreißen (aber nur einige wenige), man kann das Rätsel zusammen- und wieder aufklappen oder manövriert sich durch ein Miniabenteuer, das der sechsjährige Sohn des Entwicklers gezeichnet hat. Dieses Game schafft es, wie fast alle tollen, kurzen Spiele, dass man nach dem Durchspielen sofort weitermachen möchte und mehr Futter braucht.

Screenshot aus dem Computerspiel "20 Small Mazes"

FLEB

„20 Small Mazes“

„Eldritchvania“

Glücklicherweise kann man gleich mit einem weiteren kostenlosen Game fortsetzen: „Eldritchvania“ (Windows) ist ein Jump’n’Run im Oldschool-Look mit ebenso vielen Fallen und Geheimnissen. Hier gilt der alte Gaming-Spruch wieder: Save more, save often! Wer weiß, wo die nächste Falltüre lauert.

Wie viele andere Gratis-Games arbeitet auch „Eldritchvania“ mit freien Grafik-Assets und Sounds, die man etwa auf freesound.org findet. Wer sein eigenes Game machen möchte, muss also nicht immer von vorne beginnen: Es gibt zahlreiche Tools und Assets, mit denen man zügig sein eigenes Werk zusammenbasteln und der Kreativität dabei freien Lauf lassen kann.

Screenshot aus dem Computerspiel "Eldritchvania"

Deathcount Games

„Eldritchvania“

„Free Stars: The Ur-Quan Masters“

Auch im Retrobereich gibt es freie Spiele. Eines davon basiert auf dem Umstand, dass der Programmcode des Space-Games „Star Control II“ bereits 2002 als Open Source veröffentlicht wurde. Daraus sind bereits einige Community-Projekte entstanden, doch jetzt sind die beiden originalen Entwickler mit dem Remaster „Free Stars: The Ur-Quan Masters“ (Windows) zurück. Unter dem neuen Seriennamen („Star Control“ gehört als Markenname einer anderen Firma) wird derzeit auch an einer ganz neuen Fortsetzung gearbeitet: „Free Stars: Children of Infinity“.

„The Ur-Quan Masters“ ist aus heutiger Sicht natürlich ein etwas sperriges Spiel, doch mit ein wenig Einarbeitungszeit ist es eine für das Jahr 1992 erstaunlich intuitive, abwechslungsreiche und tiefgreifende Mischung aus Exploration, Management und Dogfight-Action. Trotz der spielerischen Vielfalt und dramatischer intergalaktischer Fehden kommt auch hier der Humor nicht zu kurz. Also auf in die unendlichen Welten empfehlenswerter Gratis-Games!

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