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Arcade Fire - Album "Everything Now"

Guy Aroch

Ratschläge von Arcade Fire

Multiinstrumentalist Will Butler im Gespräch über den perfekten Apfelstrudel, die Anfänge der Band und was man vor dem nächsten Arcade Fire-Konzert in Wien essen soll.

Von Christoph Sepin

Wenn man als eine der besten Livebands bezeichnet wird, ein paar der besten Alben der letzten zehn Jahre veröffentlicht hat und mit zahlreichen Awards ausgezeichnet wurde, dann hat man es nicht immer leicht. „Everything Now“, das im letzten Jahr erschienene, fünfte Album von Arcade Fire, wurde nicht von allen mit der üblichen Begeisterung aufgenommen.

Arcade Fire Live!
Arcade Fire spielen am 18. Juni 2018 live in der Wiener Stadthalle.

Vergleiche mit ABBA, zu eingängig und zu simpel gestrikt - mit solchen Vorwürfen musste sich die Band nach der Veröffentlichung der Platte auseinandersetzen. Andernorts wurde „Everything Now“ wieder hochgelobt und für seine Upbeat-Energie geschätzt. Das neue Album polarisiert, zumindest die Liveshows von Arcade Fire bleiben aber unumstritten erstklassig.

Im Juni kommen Arcade Fire wieder zurück nach Österreich, Multiinstrumentalist Will Butler ist FM4 schon im Vorfeld Rede und Antwort gestanden.

Arcade Fire - Album "Everything Now"

Anton Corbijn

Über die letzten Monate seit der Veröffentlichung von „Everything Now“:

„Die Konzerte haben uns viel Spaß gemacht. Wir haben viele verschiedene Shows gespielt: große Headlinerkonzerte, Festivals und Clubshows. Das war abwechslungsreich und ein spaßiges, aufregendes Jahr.“

Über die Anfänge der Band seit der Debüt-EP vor fünfzehn Jahren:

„Unser alter Schlagzeuger Howard Bilerman hat vor kurzem ein paar alte Videoaufnahmen aus dem Jahr 2003 herumgeschickt. Wir haben einen alten Bus gehabt, da gibt es Aufnahmen von mir, mit 21 Jahren, wie ich den Bus herumfahre und einen blöden Hut aufhabe. Win erzählt darin eine Geschichte über Prince. Jedes Mal wenn wir uns treffen, erzählt jemand eine Geschichte über etwas Cooles, das Prince getan hat. Das ist die eine Konstante in den letzten fünfzehn Jahren. Aber wir schauen alle ziemlich ähnlich aus, unsere Jokes sind ziemlich ähnlich. Das ist sehr beruhigend, dass wir immer noch in der selben Welt sind.“

Über die Veränderungen in der Musikindustrie seit damals:

„Wir sind nie wirklich Teil der Industrie gewesen. Wir sind zuerst fünf, dann sechs, dann sieben Leute gewesen. Und dann haben wir Leute gefunden, die uns geholfen haben, Techniker und Soundleute. Jetzt haben wir ein riesiges Team, dem wir vertrauen können. Das ist sehr anders als vor fünfzehn Jahren und bedeutet, dass wir Dinge machen können, die damals nicht möglich waren. Manchmal hat man nostalgische Gefühle über die Zeit, als man noch weniger tun konnte. Aber auf einem persönlichen Level haben wir jetzt dieses großartige Team um uns, mit dem es sehr schön ist.“

Arcade Fire - Album "Everything Now"

Guy Aroch

Über Einflüsse von Außen:

„Wir haben keinen Druck von der Außenwelt, sind aber davon beeinflusst. Da kommt die Kunst her, vom Leben in der Welt, vom Anhören neuer Musik, vom Finden alter Musik und vom Reden mit Freunden und Nachbarn. Aber wir haben nie Industrie- oder Businessdruck gespürt. Es gibt nur den Druck, das eigene Wissen zu erweitern und das zu übertreffen, was man gemacht hat.“

Über den Fortschritt als Band:

„Das ist immer sehr natürlich passiert. Wir sind als Band einfach so gebaut. Es hat nie eine bewusste Entscheidung gegeben, explizit etwas Neues auszuprobieren. Man sieht natürlich unsere Reise auf den Platten, aber wir haben nie eine Karte gezeichnet, wo wir hinwollen. Wir haben nichtmal eine Karte gezeichnet, wo wir gerade sind. Wir leben einfach im Moment.“

Über den Signature-Sound von Arcade Fire:

„Wir funktionieren ziemlich unabhängig von unserer Vergangenheit. Wir haben großartige Musik veröffentlicht, von der wir wissen, dass sie Arcade Fire-Musik ist. Das ist definitiv neu für uns. Es ist vermutlich zum Teil, weil wir älter werden und weil wir uns weniger sehen - obwohl wir uns immer noch sehr oft sehen. Wir können Musik machen, von der wir wissen: Das ist super, das ist es wert veröffentlicht zu werden, aber das ist nicht wirklich unsere Band. Das ist eine neue Emotion, keine grundlegende, aber etwas Neues, das mir aufgefallen ist.“

Über die Arbeit an „Everything Now“:

„Ich glaube wir haben viel gelernt. Es gibt viele Experimente am Album und noch mehr Experimente, die wir nicht veröffentlicht haben. So kann ich lernen, indem ich herausfinde, was funktioniert und was nicht funktioniert. Wir haben sehr viel ausprobiert auf der Platte und wir werden das wahrscheinlich weiter so machen. Es gibt keinen Plan für das nächste Ding, aber wir bewegen uns auf einer grundlegenden menschlichen Ebene weiter.“

Arcade Fire live in Linz

Christian Stipkovits

Über das Wien-Konzert am 18. Juni in der Stadthalle:

„Das wird eine Sommershow, das bringt eine Entspanntheit mit sich. Die Platte ist dann schon ein Jahr draußen, also haben wir nichts zu beweisen. Es wird ziemlich spaßig und offen und warm und entspannt. In der Früh werde ich mich im Park in die Wiese legen, dann zur Show spazieren und unter Leuten sein.“

Ratschläge für das Publikum beim Arcade Fire-Konzert:

„Kommt mit Freunden, habt vorher ein nettes Abendessen. Esst genug Kohlenhydrate, aber nicht zuviele. Hauptsächlich Proteine und Gemüse.“

Über Erfahrungen in Österreich:

„Als ich 21 Jahre alt gewesen bin, habe ich tschechischen Rock’n’Roll der 80er Jahre studiert. Da bin ich im Sommer in Europa gewesen und hab’ mich mit meiner Freundin in Salzburg getroffen. Wir haben einen Apfelstrudel in einem Café irgendwo gegessen. Das ist mein erster Apfelstrudel gewesen und das ist mir immer im Gedächtnis geblieben. Wir sind während der letzten Tour in Salzburg gewesen und jeden Tag hab’ ich drei Apfelstrudel gegessen, um den einen von damals zu finden. Aber ich hab’ ihn nie wieder finden können. Den gibt’s wahrscheinlich nicht mehr.“

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