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Straßenkreise

Catcalls Of Vienna

Sexismus und Catcalling

Catcalls of Vienna macht sexuelle Belästigung sichtbar

Catcalling ist eine verbale Form von sexueller Belästigung im öffentlichen Bereich: Körper werden unangemessen kommentiert oder es wird zum Sex aufgefordert. Die Vielfältigkeit solcher „Catcalls“ ist besonders den Aktivist:innen von Catcalls of Vienna bewusst. Sie malen die Sprüche mit Kreide an dem Ort, an dem sie stattgefunden haben, auf die Straße.

Von Alina Brandstötter

Catcalling ist weit verbeitet und betrifft vor allem weiblich gelesene und queere Personen. Der Verein Catcalls of Vienna will diese Form sexueller Belästigung sichtbar machen und buchstäblich öffentlich ankreiden. Veröffentlicht werden Fotos der Kreidungen anschließend auf Instagram. Dort werden auch anonymisierte Erfahrungsberichte von Betroffenen entgegengenommen. „Geiler Arsch!“, „Schlampe“ oder „Du musst gefickt werden“ sind die häufigsten Catcalls. Neben diesen verbalen Grenzüberschreitungen kommt es aber auch zu öffentlicher Entblößung, Masturbation oder ungewollten Berührungen.

Online Community gegen öffentliche Belästigung

Ich treffe mich mit drei Aktivist:innen von Catcalls of Vienna, um sie beim Kreiden zu begleiten. Als erstes werden die Nachrichten der Betroffenen laut vorgelesen. An diesen Morgen ist es eine Nachricht über einen Vorfall am Wiener Schottenring letzten Sommer:

Hey, ich find’s echt super, was ihr macht. Ich hab aber leider auch was zu erzählen. Im Juni war ich mit Freunden was trinken und bin dann gemeinsam mit einer Freundin zur U-Bahn gegangen. Wir waren beim Schottenring, schon in der Station, da ist uns eine Gruppe von fünf Männern entgegen gekommen. Einer davon hat mich angeschaut und gesagt: ‚Du gehörst anscheinend auch vergewaltigt.‘“

Etwa drei bis fünf Einsendungen erhält der Account von Catcalls of Vienna pro Woche. Aktuell hat der Account rund 6.800 Follower:innen. Gegründet wurde Catcalls of Vienna 2019 von einer Privatperson. Ursprünglich wurde Catcalls of Vienna von einer gleichnamigen Gruppe in New York inspiriert. Seit ein paar Jahren organisieren sich die Mithelfer:innen immer mehr und bauen ihre eigene Online-Community auf. Alle zwei Wochen findet auch ein Stammtisch statt. Gekreidet wird etwa im Zwei-Wochen-Abstand. Aus Sicherheitsgründen immer in Gruppen, denn nicht selten werden die Cats - wie sie sich selbst nennen - selbst gecatcalled und beleidigt. Neben solchen negativen Reaktionen stoßen die Kreidungen aber auch auf Zustimmung und Verständnis. In Österreich gibt es auch Catcalls of Graz, Linz und Innsbruck, die ihre Kreidungen ebenfalls auf Social Media teilen.

Eine Form patriarchaler Gewalt

Cel erlebte selbst sexuelle Gewalt und entschied sich im Herbst 2022 bei Catcalls of Vienna gegen Catcalling und Sexismus tätig zu werden:
Sexuelle Belästigung im öffentlichen Raum ist eine Form von patriarchaler Gewalt, die in meinem eigenen Umfeld wirklich jede weiblich und auch jede queer gelesene Person betrifft. Deswegen war es für mich sehr wichtig, ein Zeichen dagegen zu setzen. Wenn man auf die Straße geht und kreidet, dann kann man auch sehr viel Wut rauslassen, finde ich.

Catcalls Of Vienna

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Beim Kreiden wird unsere Gruppe beobachtet und angeredet. Andere nehmen die Kreidung gar nicht wahr und gehen weiter ihrer Wege. Nach etwa 15 Minuten ist der Schriftzug fertig. Auch diese Kreidung wird veröffentlicht und in die interne „Kreidekarte“ eingetragen. In der Zwischenzeit wird die Kreidung am Schottenring in Wien hoffentlich auffallen, aufregen und aufklären.

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